Die Kraft des weiblichen Zyklus' nutzen

Expertin erklärt: Warum Frauen das "Vier-Jahreszeiten-Modell" kennen sollten

Eine Frau hält einen Tampon in der Hand.
Der weibliche Zyklus muss nicht immer automatisch mit Periodenschmerzen in Verbindung gebracht werden.
Getty Images/iStockphoto, Michał Ludwiczak

Die Laune geht in den Keller, die Gelüste steigen und die ersten Unterleibsschmerzen machen sich bemerkbar: Spätestens jetzt wissen die meisten Frauen, dass ihre Periode unmittelbar bevorsteht. Doch auch schon vorher, während des gesamten Zyklus’, kann es zu Beschwerden kommen, Pickel und Stimmungsschwankungen begleiten viele Frauen durchgängig. Dass das kein Dauerzustand sein muss und wie Sie sich Ihren Zyklus zunutze machen, weiß Zykluscoach Anne Lippold.

Coach Anne Lippold: Zyklus und Periode werden noch immer zu generisch behandelt

Im Interview mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ erklärt Lippold, dass das Thema Zyklus und Periode zwar mittlerweile den Weg in die breite Öffentlichkeit gefunden habe, insgesamt werde aber immer noch nicht genug darüber gesprochen. „Außerdem ist das Wissen, das vermittelt wird, recht generisch und dadurch für viele Frauen nicht anwendbar“, so die Expertin weiter. Der Grund: Der vermeintliche Standardzyklus einer Frau ist gar nicht unbedingt 28 Tage lang, der Eisprung liegt auch nicht jedes Mal genau in der Mitte des Zyklus’.

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Problematisch bewertet sie den Biologieunterricht, in dem „die weiblichen Geschlechtsteile falsch dargestellt oder Begriffe wie Vulva und Vagina durcheinandergebracht werden.“ Auch die Darstellungen des Zyklus’, der häufig als Kreis abgebildet und in vier Teile geteilt wird, sei nicht repräsentativ. Besser sei das sogenannte „Vier-Jahreszeiten-Modell“, ein „sehr anschauliches Modell, in dem sich viele Frauen wiederfinden. Es beschreibt ganz gut, wie wir uns im Laufe des Zyklus’ fühlen können“, weiß die Zyklus-Expertin. Denn: Die Sexualhormone Östrogen und Progesteron wirkten „nicht nur in den Eierstöcken, sondern auch in allen anderen Organen, etwa dem Magen-Darm-Trakt, dem Herzen oder dem Gehirn. Das macht ganz viel mit uns biologisch, aber natürlich auch emotional“.

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Was genau hat es mit dem "Vier-Jahreszeiten-Modell" auf sich?

Eine junge, asiatische Frau hat Unterleibsschmerzen.
Besonders im Herbst und Winter des "Vier-Jahreszeiten-Modells" fühlen wir uns niedergeschlagener.
www.imago-images.de, IMAGO/AFLO, IMAGO/Yosuke Tanaka/AFLO

So kann man sich die vier Jahreszeiten im Zyklus vorstellen:

  1. Der Start der Menstruation stellt den Beginn eines neuen Zyklus dar. Diese Phase beschreibt Lippold als den inneren Winter. Zu diesem Zeitpunkt haben viele Frauen das Bedürfnis, sich einigeln und einfach wohlfühlen zu wollen – ähnlich wie im äußeren Winter, wenn die Temperaturen sinken.
  2. Steigt das Östrogen, kommt auch die Energie wieder zurück. Zudem steigt das körperliche Energielevel – ähnlich dem Gefühl, das wir verspüren, wenn der äußere Frühling vor der Tür steht.
  3. Rund um die Zeit des Eisprungs spricht man vom Sommer. Der Östrogenspiegel erreicht seinen Höhepunkt, man hat viel Kraft und ist sich selbst und anderen Menschen gegenüber so positiv eingestellt wie in keinem anderen Zyklusabschnitt. Viele Frauen fühlen sich zu diesem Zeitpunkt, als könnten sie Bäume ausreißen, vieles läuft einfach und es wird weniger Schlaf benötigt.
  4. Auf den Sommer folgt bekanntlich der Herbst: Nach dem Eisprung kommt das Hormon Progesteron zum Einsatz, das vielen Frauen wegen der Östrogendominanz oder einer Gelbkörperschwäche zu schaffen macht. Insgesamt werden wir in dieser Phase ruhiger, haben aber auch vermehrt mit Stimmungsschwankungen zu tun – eben wie bei einem waschechten äußerlichen Herbststurm. Die Menstruation steht nun unmittelbar bevor.

Wenn Sie diese vier Jahreszeiten im Hinterkopf behalten, lernen Sie nicht nur Ihren Körper besser kennen, Sie können zudem sowohl körperliche als auch geistige Beschwerden lindern, erklärt die Zyklus-Expertin.

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Die richtige Ernährung spielt beim Zyklus eine wichtige Rolle

Dass man während der Periode – oder auch kurz davor – vermehrt zu Süßigkeiten oder fettigem Essen greift, dürfte für viele wohl keine allzu große Überraschung sein. Doch mithilfe der richtigen Ernährung könnten wir unser Bewusstsein verändern. „Dadurch, dass Frauen innerhalb ihres Zyklus extreme Hormonschwankungen haben, hat der Körper auch einen sehr hohen Bedarf an vielen Mikro- und Makronährstoffen, um die großen Mengen an Hormonen immer wieder auf- und abbauen zu können. Deswegen sollten Frauen sehr viele Proteine und viel Cholesterin, also positive Fette, essen“, erklärt Anne Lippold.

Die Heißhungerattacken würden bei den meisten Frauen mit einem Proteinmangel zusammenhängen, so die Expertin. Verarbeitete Lebensmittel oder aber auch zu viel Zucker sorgen dafür, dass unser Körper noch mehr arbeiten muss: „Der Hormonhaushalt wird unter anderem von der Leber und der Schilddrüse beeinflusst. Diese bilden mit den Eierstöcken ein Hormondreieck. Eine ungünstige Ernährung kann diese allerdings so sehr beschäftigen, dass sie für die anderen Prozesse im Körper weniger Kapazitäten haben.“

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Zyklus-App
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iStockphoto
  • Machen Sie sich bewusst, wieso Sie sich überhaupt genauer mit Ihrem Zyklus beschäftigten sollten. „Die meisten Frauen haben Beschwerden mit ihrem Zyklus. Wenn sie begreifen, dass sie einen positiven Einfluss darauf nehmen oder ihre Beschwerden sogar lindern können, ist das ein Blickwinkelwechsel, der ihnen hilft, etwas dagegen zu unternehmen.“
  • Achten Sie nicht nur auf Ihre Beschwerden während des Zyklus’, sondern machen Sie sich auch die positiven Tage mit viel Energie und Kraft zu Nutze.
  • Tracken Sie Ihren Zyklus und halten Sie Symptome und Co. zum Beispiel in einer App fest. Lippold sagt: „Bereits nach wenigen Zyklen werden sie ein Muster erkennen – und damit vorausschauend planen können.“
  • Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf sowie auf ein gutes Stressmanagement! (vdü)