Entscheidung des InnenministersDeutschland setzt Abschiebungen nach Afghanistan aus

ARCHIV - 06.01.2020, Niedersachsen, Hannover: ILLUSTRATION - Ein Flugzeug startet am Flughafen Hannover - fotografiert durch Stacheldraht am Flughafenzaun. Deutschland schiebt vorerst keine Menschen mehr nach Afghanistan ab. Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Deutschland setzt Abschiebungen nach Afghanistan aus (Motivbild)
jst cwe pil, dpa, Julian Stratenschulte

Deutschland schiebt vorerst keine Menschen mehr nach Afghanistan ab. "Der Bundesinnenminister hat aufgrund der aktuellen Entwicklungen der Sicherheitslage entschieden, Abschiebungen nach Afghanistan zunächst auszusetzen", sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Mittwoch in Berlin. Eine in der vergangenen Woche verschobene Abschiebung von sechs Afghanen wird zunächst nicht mehr nachgeholt.

Afghanistan: Taliban haben neun Provinzhauptstädte unter Kontrolle

Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich seit der Entscheidung über den Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan Mitte April dramatisch verschlechtert. Die militant-islamistischen Taliban haben inzwischen wieder neun Provinzhauptstädte unter ihre Kontrolle gebracht.

Die in Kabul vertretenen EU-Botschafter hatten sich erst am Dienstag für einen Abschiebestopp ausgesprochen. Auch 26 Organisationen, darunter Amnesty International, Pro Asyl, Caritas und die Diakonie plädierten in einer gemeinsamen Erklärung dafür.

Das Auswärtige Amt erstellt derzeit einen neuen Asyllagebericht für Afghanistan, der normalerweise die Hauptgrundlage für die Entscheidung über Abschiebungen ist. Dieser Bericht liegt aber noch nicht vor. Seit 2016 sind mehr als 1.000 Migranten nach Afghanistan zurückgebracht worden, überwiegend Straftäter. (dpa, swi)