Gynäkologin im GesprächWas taugt die „Pille danach“ gegen sexuell übertragbare Krankheiten?

Kennt ihr schon die ZDF-Regel für besseren Sex?
Eine Studie hat eine "Pille danach" entdeckt, die in manchen Fällen vor sexuell übertragbaren Krankheiten helfen soll.
cgt fgj wok gfh, dpa, Christophe Gateau
von Patricia Dreesbach

Schutz vor Syphilis, Tripper oder Chlamydien durch ein gewöhnliches Antibiotikum? Eine neue Studie will eine Art „Pille danach“ für bakteriell sexuell übertragbaren Krankheiten gefunden haben. Die Pille soll innerhalb von 72 Stunden nach ungeschütztem Sex eingenommen werden. Doch ist das wirklich ein medizinischer Durchbruch?
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Pille danach gegen sexuell übertragbare Krankheiten - so lief die Studie ab

Um zu testen, ob das Antibiotikum vor einigen sexuell übertragbaren Krankheiten hilft, wurden Männer, die Geschlechtsverkehr mit Männern haben, sowie Transfrauen, die eine Prophylaxe gegen das HI-Virus einnahmen oder mit einer HIV-Infektion leben, als Probanden genommen. Alle hatten vor Studienbeginn bereits eine Infektion mit einer sexuell übertragbaren Krankheit durchgemacht. Ungefähr vier Mal nahmen die Studienteilnehmer das Antibiotikum Doxycyclin monatlich ein. Die Ergebnisse zeigten, dass zwei Drittel der Infektionen mit bakteriellen sexuell übertragbaren Krankheiten wie Syphilis, Tripper oder Chlamydien verhindert werden konnten, wenn das Medikament innerhalb von 72 Stunden nach dem ungeschützten Sex eingenommen wurde. Doch sind die Studienbedingungen überhaupt übertragbar auf den Alltag?

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Wie sinnvoll ist eine solche Pille?

Eine Pille, die vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt, klingt zu gut, um wahr zu sein. So sieht es auch Gynäkologin Dr. med. Judith Bildau im Gespräch mit RTL: „Die Idee hört sich erst einmal ganz großartig an: Eine Pille, die vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen soll! Doch ganz so einfach ist das – leider – nicht. Dafür muss man sich die Studie einmal genauer anschauen. Eingeschlossen wurden Männer, die Geschlechtsverkehr mit Männern hatten, sowie Transgenderfrauen. Alle waren entweder bereits HIV-positiv oder nahmen eine HIV-Prophylaxe und waren somit vor einer HIV-Infektion geschützt.“

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Auch das verabreichte Medikament sei keine „Zauberpille“, sondern das weltweit bekannte und seit Jahrzehnten verwendete Antibiotikum Doxycyclin. Ein positiver Effekt durch das Medikament konnte in der Studie beobachtet werden: „Es konnte gezeigt werden, dass zwei Drittel der Geschlechtskrankheiten Tripper, Syphilis und Chlamydien verhindert werden konnten, wenn das Antibiotikum innerhalb von 72 Stunden nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingenommen wurde. Das sind gute Nachrichten, allerdings sollte hierbei nicht vergessen werden, dass diese Ergebnisse nicht einfach auf den Alltag übertragen werden können. Ungeschützter Geschlechtsverkehr erhöht nicht nur das Risiko für Tripper, Syphilis und Chlamydien, sondern auch für viele andere Infektionen, darunter auch HIV- und hier wirkt Doxycylin nicht“, so die Fachärztin für Frauenheilkunde.

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Welche Probleme entstehen durch die prohylaktische Einnahme des Medikaments?

Eine prophylaktische Einnahme des Antibiotikums sei nicht anzuraten, so Dr. Bildau: „Durch eine solche „Pille danach“ könnte der falsche Eindruck entstehen, sich so grundsätzlich vor Geschlechtskrankheiten schützen zu können. Dem ist aber nicht so. Erstens wirkt Doxycylin nicht einmal bei allen Infektionen mit Tripper, Syphilis und Chlamydien. Es gibt bereits bei diesen Keimen Resistenzen. Durch eine regelmäßige prophylaktische Einnahme könnten sich diese Antibiotikaresistenzen ausbreiten. Das heißt, die Keime verändern sich so, passen sich so an, dass sie nicht mehr auf eine Therapie mit Doxycyclin ansprechen würden. Das könnte langfristig zu einem Problem werden.“ Des Weiteren gebe es andere Geschlechtskrankheiten, wie HPV, Herpes und HIV, vor denen man mit dieser Art der Prophylaxe nicht geschützt sei. Auch habe jede antibiotische Therapie Nebenwirkungen, die sich durch die regelmäßige Einnahme verstärken würden, so die Gynäkologin.

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Die Studie wurde im Fachjournal „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht