RKI-Chef macht schleppende Digitalisierung und Datenschutz verantwortlich
Wahre Impfquote bleibt wohl für immer ein Geheimnis

Seit dem RKI-Bericht vom 5. Okrober rätselt ganz Deutschland: Wieviele Menschen sind denn nun tatsächlich geimpft? Eine auf Bürgerbefragungen und Meldedaten beruhende Schätzung hatte ergeben, dass die Impfquote unter Erwachsenen wohl um fünf Prozent höher war als bislang angenommen. Kann die Impfquote denn nachträglich noch präzise ermittelt werden? RKI-Chef Lothar Wieler hat dazu nur ernüchternde Antworten.
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Um fünf Prozentpunkte höhere Impfquoten
Was eigentlich ein Grund zur Freude sein sollte, sorgt seit einigen Tagen für heftige Diskussionen und bei einem bestimmten Teil der Bevölkerung auch für Misstrauen. Es sei anzunehmen, dass unter den Erwachsenen bereits bis zu 84 Prozent mindestens einmal und bis zu 80 Prozent vollständig geimpft sind, hieß es im RKI-Bericht vom 5. Oktober. Das entspräche jeweils um fünf Prozentpunkte höheren Impfquoten als nach offiziellen Meldungen der Impfstellen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bezeichnete die Mitteilung vor über einer Woche als "richtig gute Nachricht".
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Offiziell gemeldete Daten sind Mindestimpfquote
Allerdings beruhen diese Zahlen auch auch auf Bürgerbefragungen und tragen damit einen Unsicherheitsfaktor in sich. Und so wie es aussieht, wird der auch nicht mehr behoben werden. Denn RKI-Chef Lothar Wieler sagte jetzt den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Wir können nicht sagen, wie hoch die tatsächliche Quote jetzt, Mitte Oktober, ist." Die offiziell gemeldeten Daten seien die Mindestimpfquote. "Wir können die tatsächliche Impfquote nur schätzen."
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Schleppendes Tempo der Digitalisierung
Die letzte RKI-Schätzung ist mittlerweile zwei Wochen alt. "Wir können nur sagen, dass bis Ende September bis zu 84 Prozent der Erwachsenen mindestens einmal geimpft wurden und bis zu 80 Prozent vollständig." Wieler kritisiert in diesem Zusammenhang das schleppende Tempo bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens, so die Nachrichtenagentur Reuters. Der RKI-Chef verteidigte sein Institut erneut gegen Kritik wegen unvollständiger Impfdaten: "Es liegt an Ressourcen, an den vielen unterschiedlichen Abrechnungssystemen, den unterschiedlichen Interessen von Ärzten, Kassen und Kliniken, aber auch am Datenschutz." Er teile den Ärger über die Meldeprobleme, doch sei dafür nicht das RKI verantwortlich. (dpa/ija)