Kleinere Parteien könnten zum Königsmacher werden
Knappes Wahlergebnis wird erwartet - "Mäßige Wahlbeteiligung"
Es ist heute ein spannender Tag in NRW, aber natürlich auch mit Signalwirkung nach Berlin. Das bevölkerungsreichste Bundesland wählt. Und es wird wohl knapp, sagen die Umfragen. Am Ende könnten gerade die kleineren Parteien das Zünglein an der Waage sein...
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Hohe Wahlbeteiligung

Kurz vor Schließung der Wahllokale hat sich bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen eine etwas geringere Wahlbeteiligung angedeutet. Bis 16 Uhr lag sie am Sonntag in acht ausgewählten Kreisen und kreisfreien Städten im Durchschnitt bei 53,35 Prozent, wie Landeswahlleiter Wolfgang Schellen mitteilte. Er wertete das als „mäßige Wahlbeteiligung“. Bei der Landtagswahl 2017 habe sie zu diesem Zeitpunkt bei rund 59 Prozent gelegen.
Rund 13 Millionen Menschen sind wahlberechtigt. In letzten Meinungsumfragen zeichnete sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der CDU mit Ministerpräsident Hendrik Wüst und der SPD mit Spitzenkandidat Thomas Kutschaty ab. Sollte es am Ende so kommen, könnten die kleineren Parteien, allen voran die Grünen, Königsmacher werden.
Wüst kommt mit Kinderwagen ins Wahllokal
Beide Spitzenkandidaten gaben unter großem Medienandrang in ihren Heimatkommunen ihre Stimmen ab: Wüst kam in seiner Heimatstadt Rhede mit seiner Frau Katharina zum Wahllokal und schob das einjährige Töchterchen Philippa wie schon bei seiner Amtseinführung vor einigen Monaten im blauen Kinderwagen vor sich her. Wüst hatte das Amt des Ministerpräsidenten erst Ende vergangenen Oktobers von Armin Laschet übernommen, nachdem dieser bei der Bundestagswahl als Kanzler-Kandidat der Union gescheitert war.
SPD-Spitzenmann Thomas Kutschaty kam zusammen mit seiner Frau Christina zum Wählen - ausgerechnet in die Grundschule in Essen-Borbeck, in der er 1974 eingeschult worden war. Er setze darauf, dass die SPD stärkste Kraft in Nordrhein-Westfalen werde, sagte der Sozialdemokrat.
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Kopf-an-Kopf-Rennen: Ausgang der Wahl und mögliche Koalitionen völlig offen
Der Ausgang der Landtagswahl und mögliche künftige Koalitionen gelten als völlig offen. So gibt es laut Umfragen derzeit keine Mehrheit für Schwarz-Gelb. Bis 2017 war eine rot-grüne Koalition an der Macht in NRW. „Das Problem beim Wahlkampf war aus meiner Sicht, dass die Parteien kaum eine Chance hatten, mit landespolitischen Themen durchzudringen. Der Ukraine-Krieg und die Auswirkungen haben alles überlagert“, so RTL-Reporter Henning Werle, der aus der Landeshauptstadt Düsseldorf berichtet. Mehr Details dazu im Video.
Es wird also eine knappe Kiste, wer am Ende vorn liegt: Die CDU lag in den jüngsten Umfragen mit etwa 30 bis 32 Prozent knapp vor der SPD mit 28 bis 29 Prozent. In den meisten Erhebungen hat die CDU einen Vorsprung von zwei bis drei Prozentpunkten vor der SPD - eine Aussage zur Rangfolge der beiden Parteien ist wegen der statistischen Fehlerquote damit nicht möglich. Außerdem waren bis zuletzt viele noch unentschlossen, wem sie ihre Stimme geben sollten.
Die Grünen könnten ihr bestes Landtagswahl-Ergebnis erreichen

Die Grünen könnten daher eine wichtige Rolle spielen, sie könnten bei ihren derzeitigen Umfragewerten von 16 bis 18 Prozent mit ihrer Spitzenkandidatin Mona Neubaur ihr bestes Landtagswahlergebnis in NRW erreichen. Die FDP mit Spitzenkandidat Joachim Stamp könnte nur noch mit 7 bis 8 Prozent rechnen, die AfD mit 6 bis 8 Prozent. Die Linke würde mit etwa 3 Prozent den Einzug in den Landtag erneut verpassen.
Für die Bundesparteien und die im Bund regierende Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP gilt die Abstimmung in NRW auch als „kleine Bundestagswahl“ und als wichtiger Stimmungstest.
Für die nächste Landesregierung in NRW könnte es mehrere Optionen geben. Möglich wäre laut Umfragen neben einer eher unbeliebten großen Koalition aus CDU und SPD etwa ein schwarz-grünes Bündnis oder ein Jamaika-Bündnis aus CDU, Grünen und FDP. Die SPD könnte zudem wie im Bund eine Ampel-Koalition mit Grünen und FDP bilden. Für eine rot-grüne Mehrheit reicht es in einigen Umfragen nicht.
NRW-Ministerpräsident Wüst würde gern mit der FDP weiterregieren, die Liberalen halten sich jedoch - wie auch die Grünen - alle Optionen offen. Der NRW-SPD-Chef und ehemalige Landesjustizminister Kutschaty, der auch stellvertretender SPD-Bundesvorsitzender ist, kann sich die Bildung einer Ampel-Koalition wie im Bund vorstellen.
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