"Von Krieg wurde nicht gesprochen"

Wagner-Söldner im RTL-Interview: So rekrutierten die Russen bei uns im Gefängnis

Wladimir Putin gehen die Soldaten für seinen Krieg aus. Die berüchtigte Söldner-Gruppe "Wagner" sorgt für Nachschub, indem sie auch in Gefängnissen rekrutiert. Für den Einsatz an der Front wird den Gefangenen nichts weniger als die anschließende Freiheit versprochen.
RTL-Reporter Jakob Paßlick hat einen russischen Ex-Häftling und ehemaligen Wagner-Söldner zum exklusiven Interview getroffen. Sergej P. erzählt, wie die Mitglieder im Gefängnis rekrutiert werden.
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"Dann haben sie uns 24 Stunden Zeit zum Überlegen gegeben"

"Zu uns ins Gefängnis sind Mitglieder der Wagner-Gruppe gekommen. Sie haben uns gesagt, dass wir, wenn wir uns freiwillig der Gruppe anschließen, amnestiert werden. Wir bekommen Gehalt und unser Strafregister wird gelöscht. Dann haben sie uns 24 Stunden Zeit zum Überlegen gegeben. Dann kamen nach 1-2 Tage andere Leute mit Dokumenten und haben angefangen, Listen herzustellen mit den Gefangenen, die bereit waren mitzumachen."

Sergej P. war in Russland für 19 Jahre inhaftiert, nach seinen Angaben wegen eines Mordkomplotts. Jetzt sitzt er in einem ukrainischem Gefängnis. Möglich gemacht wurde das Treffen mit unserem Reporter vom ukrainischen Geheimdienst, seine Identität hat das Verifizierungsteam von RTL unabhängig überprüft und bestätigt. Rund 6.000 Strafgefangene kämpfen in der Ukraine für Russland, es sind Männer, die wie Sergej nichts zu verlieren haben. Dass es bei dem Einsatz um den Krieg in der Ukraine geht, habe man den Männern nicht gesagt: „Nein, von Krieg wurde nicht gesprochen, generell war es nicht konkret. Es wurde von Dörfern gesprochen, von irgendwelchen Säuberungen. Konkret von Krieg war nicht die Rede.“

Alle Strafgefangenen zwischen 20 und 55 werden rekrutiert. Ob sie Kampferfahrung haben, ist dabei völlig egal. Ausgenommen sind dabei wohl nur Sexualstraftäter.

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„Ich bin der Einzige, der überlebt hat"

"Man hat uns nach Rostov gebracht, dort hat man uns beigebracht, wie man Waffen reinigt, also ohne Patronen, die Waffen waren leer. Wir sind gerannt und gesprungen. Geschossen haben wir nicht. Es gab keine Munition, nur Waffen," sagt Sergej.

Das deckt sich mit Berichten über schlecht ausgebildete russische Soldaten. Für viele bedeutet das den sicheren Tod. Das Kalkül: Um Strafgefangenen schert sich niemand mehr. Auch Sergejs Gruppe war nur drei Tage an der Front. „Ich bin der Einzige, der überlebt hat."

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