Formel 1 in Imola
Vorfreude und Wehmut: Vettels Reise zum Ursprung seiner Erfolgsgeschichte

Rückkehr nach Imola – zum Grand Prix der Emilia-Romagna (Sonntag, 14 Uhr LIVE bei RTL). Mit der Gegend um das Autodromo Enzo e Dino Ferrari verbindet Sebastian Vettel sehr gute Erinnerungen. In Faenza – nur rund 20 Kilometer von Imola entfernt - ist der Sitz des Teams, mit dem Vettel 2008 seinen ersten Sieg in der Formel 1 feierte. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte.
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Vettel bleibt nur die Erinnerung
Aus Toro Rosso ist mittlerweile AlphaTauri geworden, aus Vettel ein viermaliger Weltmeister. Ein 53-maliger Grand-Prix-Gewinner, der den bislang letzten seiner Erfolge in einem Ferrari feierte. Aber lange ist das her.
Für Ferrari scheint die Zeit des sportlichen Darbens zu Ende zu sein - nach bereits zwei Saisonerfolgen in den ersten drei Rennen träumen die Tifosi von roten Festspielen beim Heimrennen an diesem Wochenende. Vettel kann bei seiner Rückkehr in bekannte Gefilde dagegen nur vom einstigen Ruhm träumen. Schlimmer noch: Im Gegensatz zu Ferrari, das den mittlerweile 34-Jährigen 2020 äußerst unelegant ausgemusterte, geht Vettels Formkurve mit Aston Martin weiter nach unten.
Vettels Kampf mit dem lahmenden Aston Martin
Die Mängelliste nach dem desaströsen Großen Preis von Australien war lang. Das Auto ist langsam, es ist schwierig zu fahren. „Es gibt viele Sachen, die wir verbessern wollen, aber wir haben die Lösungen dafür noch nicht“, gestand Vettel – ehrlich, ernüchternd. Allerdings: Auch seine eigene Leistung war nicht fehlerfrei und hatte durchaus Verbesserungspotenzial: Crash im Training, Crash im Rennen.
„Er will einfach nicht einsehen, dass das Auto nicht schneller geht. Er fährt dann zu schnell und fliegt raus“, meinte der ehemalige Formel-1-Pilot Marc Surer beim Portal „formel1.de“: „Wenn er merkt, dass das Auto nicht schneller wird, sehe ich schwarz.“ Dass Vettel wegen einer Corona-Infektion die ersten beiden Rennen verpasst hatte, dürfte für den Kennenlernprozess mit dem AMR21 nicht förderlich gewesen sein.
Trotz allem: Vorfreude auf Imola
In Imola wird für weiteres Abtasten auch kaum Gelegenheit sein. Das Programm ist stramm. Nur ein Training, dann am Freitag schon die Qualifikation. Am Samstag steht das erste Sprintrennen der Saison an. Doch Vettel freut sich: „Ich bin gespannt, wie das wird.“ Auch weil Imola, das erst 2020 nach 14 Jahren wieder in den Formel-1-Rennkalender zurückkehrte, eine Strecke ganz nach Vettels Geschmack ist. Ein Test für Fahrer und Auto – „und so sollte jeder Formel-1-Kurs sein“, betonte er.
Mit den aktuellen Ground-Effect-Autos auf dem Kurs zu fahren, sei auch wie eine kleine Zeitreise in die 1980er – der ersten Ära der Ground-Effect-Boliden in der Formel 1. „Was cool ist“, meinte Vettel. Cool wird er aber auch bleiben müssen - Niederlagen zu ertragen ist für Vettel zu einem notwendigen Muss geworden.
EX-Teamchef Minardi: Vettel soll in Rente gehen
Im September 2019 feierte Vettel seinen bis jetzt letzten Sieg, in Singapur war das. Statt großer Erfolgsgeschichte wurde aus der Ferrari-Beziehung ein sportliches Missverständnis. Vettels Abschied stand weit vor dem Saisonende 2020 fest. Ferrari holte Carlos Sainz. An diesem Donnerstag gab die Scuderia die Verlängerung der Zusammenarbeit mit dem 27 Jahre alten Spanier bekannt. Bis 2024 wird der aktuelle WM-Dritte zunächst zusammen mit dem aktuellen WM-Führenden Charles Leclerc für Ferrari fahren.
Und Vettel? Dem riet jüngst der ehemalige Teamgründer des in Faenza beheimateten Rennstalls, Giancarlo Minardi: Er solle in Rente gehen. „Er hat viel Geld, er hat Titel geholt, aber er wird nicht mehr gewinnen“, sagte der aktuelle Präsident des Autodromo Enzo e Dino Ferrari der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“. (wwi/dpa)