Albtraum-Wochenende für Vettel
„Schlimmer kann es nicht werden“

Sebastian Vettel erlebt bei seinem Formel-1-Comeback ein Desaster-Wochenende. Nach verhunztem Trainings-Freitag und Quali-Samstag folgte der Tiefpunkt am Sonntag. Ein Crash in die Mauer beendete das Rennen. Anschließend musste der Aston-Martin-Pilot zum Arzt.
Vettel geht es nach dem Crash gut
Die positiven Nachtrichten zuerst: Sebastian Vettel geht es nach seinem Australien-Crash so weit gut. Und das Wochenende in Melbourne ist vorbei. Das war es aber auch schon mit den Good News.
Der Vettel-Saisoneinstand nach überstandener Corona-Infektion geriet zu einem einzigen Aston-Albtraum. Beim Rennen im Albert Park crashte er in der 23. Runde in die Streckenbegrenzung, nachdem er über einen Randstein gerutscht war und die Kontrolle verlor.
Nach dem Aus versuchte sich Vettel in Ursachenforschung. „Vielleicht habe ich etwas zu hart gepusht“, sagte er. Nach dem verpassten Auftakt in der Wüste fehlte Vettel wichtige Zeit im neuen Wagen, von dem aus dem Vorjahresmodell nicht viel übrig geblieben war. Statt üben hieß es in Australien meist: zugucken.
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Panne, Crash, Strafe
Das rächte sich. Schon der Freitag ging mehr als bescheiden los. Kurz vor Ende der ersten Session streikte der AMR22 mit einer Motor-Panne. Vettel griff zum Feuerlöscher und cruiste auf einem Roller zurück – dafür kassierte er von den Stewards eine Geldstrafe. Das 2. Training verfolgte der 34-Jährige in der Garage. Dann der Samstag: Crash im 3. Training und ein zerlegter Bolide. In Akkordarbeit zimmerte sein Team den Wagen zusammen, eigentlich zu spät. Dank Roter Flaggen in der Quali, verursacht vom ebenfalls crashenden Teamkollegen Lance Stroll, konnte Vettel noch eine Runde ganz am Ende des Qualifying absolvieren – zu mehr als Startplatz 17 reichte es aber nicht.
Mit denkbar wenig Zeit auf der Strecke startete Vettel den Grand Prix. Alles andere als eine komfortable Ausgangslage. Denn wie er mit dem neuen Renner ans Limit geht, wie er den AMR22 im Rennmodus fahren muss, all das ist noch eine große Unbekannte. Und dass es zwischen Auto und Fahrer noch nicht passt, zeigte die Szene in Runde 23, als Vettel abrauschte.
"Vielleicht überfahre ich im Moment das Auto"
Der anschließende Besuch im Medial Centre sei Routine gewesen, erklärte Vettel. Ab einer gewissen Anzahl von erreichten G-Kräften ist der Check-Up obligatorisch. „Mir geht es so weit gut, alles in Ordnung. Ich habe mich sehr schwergetan, vielleicht überfahre ich im Moment das Auto, ich habe einfach die Kontrolle verloren“, so die Vettel-Analyse.
Trotzdem oder genau deswegen gab’s lange Gesichter bei Aston Martin. Das Team von Besitzer Lawrence Stroll ist ehrgeizig, hat einen Fünf-Jahresplan ausgerufen mit dem ultimativen Ziel WM-Titel. Dazu passen diese Ergebnisse und teuren Crashs natürlich nicht. Es droht eine echte Grüne-Gurken-Saison für den Rennstall. Immerhin war Sohnemann Lance Stroll in Melborune in Punkte-Reichweite. Für den Sprung in die Top 10 reichte es aber nicht. Da Alex Albon für Williams gleichzeitig die Premieren-Punkte einfuhr, trägt Aston Martin nun die Rote Laterne. Null Punkte.
Vettel redete sich nicht heraus oder die Situation schön. Er selbst sehe wenig Positives, gab er unumwunden zu. Nur eines: „Schlimmer als dieses Wochenende kann es nicht werden." Harte Worte – aber die Aston-Martin-Realität im Frühjahr 2022.