Überwachungskameras filmten sie nur Stunden vor ihrem Tod
Vom Tinder-Date beim Sex erwürgt: Hier trifft Grace (†21) ihren Killer
Es sollte die Reise ihres Lebens werden – doch für Grace Millane endete der Trip um den Globus mit dem Tod. Ein Mann aus Neuseeland, offenbar ihr Tinder-Date, hat die junge Backpackerin beim Sex erwürgt. Aus Versehen, sagt er. Jetzt, ein Jahr nach der Tat, muss er sich wegen Mordes vor Gericht verantworten. Beim Prozess kommen neue erschütternde Details ans Licht. Und: Überwachungskameras zeigen die letzten Bilder der jungen Frau nur Stunden vor ihrem Tod. Wie Grace ihren Killer trifft – im Video.
Todesfall Grace Millane: Als sie nicht auf Geburtstags-Glückwünsche reagierte, wurden ihre Eltern misstrauisch
Es ist der Abend des 1. Dezember 2018, ein Samstag, wenige Stunden vor ihrem 22. Geburtstag. Grace Millane, eine Rucksack-Touristin aus England, feiert ihren Uni-Abschluss mit einer Weltreise – aktueller Zwischenstopp: Auckland, Neuseeland. Die junge Frau möchte mit einem romantischen Abend ins nächste Lebensjahr starten, verabredet sie sich über Tinder zu einem Date mit einem 27-jährigen Neuseeländer.
Das Treffen läuft großartig. Grace ist begeistert, wenn auch ein wenig angetrunken. Aufgeregt schreibt sie eine Nachricht an eine Freundin: Sie spüre eine echte Verbindung mit diesem Mann. Zusammen ziehen Grace und ihr Begleiter durch die Bars in Auckland, Neuseeland – Arm in Arm, lachend. Sie flirten miteinander, küssen sich. Als sich der Abend dann dem Ende neigt, geht Grace mit ihrem Date aufs Hotelzimmer. Danach hören ihre Freunde und Familie nichts mehr von ihr.
Als Grace am nächsten Morgen auf Geburtstags-Glückwünsche nicht reagiert, machen sich ihre Eltern Sorgen. Sie befürchten, ihrer Tochter könnte etwas zugestoßen sein. Und sie sollen Recht behalten. Wenige Tage später wird Graces Leiche gefunden – in einem Koffer, vergraben im Buschland wenige Kilometer außerhalb der Stadt. Die Obduktion ergibt: Grace ist erwürgt worden. Die Todesursache: langanhaltender, heftiger Druck auf Hals und Nacken. Ein qualvoller Tod.
Während ihre Leiche neben ihm lag: 27-Jähriger schaute Pornos und machte neue Dates aus

Auf den Bildern der Überwachungskameras ist zu sehen, wie Grace gegen 21.40 Uhr mit ihrem Begleiter aus dem Hotel-Aufzug steigt, den Flur entlang zu dessen Zimmer geht. Es sind die letzten Bilder, auf denen Grace lebend zu sehen ist. Dass sie anschließend in dem Hotel-Apartment ums Leben kam, ist unstrittig. Das hat der 27-jährige Beschuldigte selbst zugegeben. Der Prozess dreht sich um die Frage, was genau passiert ist: Handelt es sich um einen tragischen Unfall – oder um einen heimtückischen Mord?
Fest steht: Nach Graces Tod sucht der 27-Jährige eine Stunde lang im Netz nach Möglichkeiten, eine Leiche zu entsorgen – googelt nach Begriffen wie "Leichenstarre", "fleischfressende Vögel" und "Gibt es Geier in Neuseeland?". Außerdem schaut er Hardcore-Pornos und macht intime Fotos der nackten Leiche, bevor er prompt das nächste Tinder-Date vereinbart. Er reinigt den Tatort, stopft Graces Leiche in einen Koffer und verscharrt diesen.
22-jährige Backpackerin getötet: Verteidigung spricht von tragischem Unfall
Die Verteidigung spricht von einem schrecklichen Unfall. Das Videomaterial zeige ganz eindeutig, dass sowohl Grace als auch ihr Begleiter sich von dem Treffen offensichtlich Sex erhofften. Dazu sei es dann auch gekommen – und der Akt sei schnell in härtere Praktiken ausgeartet.
Aber, betont die Verteidigung: Alle sexuellen Handlungen an diesem Abend seien im vollen Mitwissen und auf Wunsch von Grace geschehen. Der 27-Jährige habe nie vorgehabt, Grace zu töten. Ja, was er nach dem Unfall getan habe, mache ihn nicht gerade sympathisch – aber deswegen sei er noch lange kein Mörder.
Bei seiner ersten Vernehmung soll der 27-Jährige der Polizei zunächst erzählt haben, er und Grace seien nach ein paar Drinks getrennte Wege gegangen. Das berichtet der britische "Guardian". Später änderte er dann seine Geschichte und räumte ein, die junge Backpackerin mit aufs Zimmer genommen zu haben.
Dort hätten sie einvernehmlichen Sex gehabt. Im Zuge dessen habe Grace ihn aufgefordert, sie zu würgen und nicht loszulassen. Nach dem Sex habe er geduscht und sich schlafen gelegt. Erst am nächsten Morgen habe er die junge Frau regungslos auf dem Boden liegen gesehen.
Grace Millane erwürgt: Nur Stunden Später traf ihr Killer die nächste Frau

Die Anklage hält diese Darstellung für völlig unglaubwürdig. Sie wirft dem 27-Jährigen Mord vor. Wenn es wirklich ein tragischer Unfall gewesen sei, wenn er wirklich erst am Morgen gemerkt habe, dass etwas nicht stimmte – wieso habe er dann Pornos geschaut und neue Dates vereinbart, statt zu versuchen, die junge Frau wiederzubeleben? Wieso habe er nicht die Polizei oder die Rettungsdienste gerufen?
Besonders perfide: Laut "Guardian" soll der 27-Jährige bei seinem nächsten Tinder-Date – wenige Stunden nach Graces Tod – ganz beiläufig von einem angeblichen Bekannten erzählt haben, der wegen Totschlags im Gefängnis sitze: Er habe eine Frau versehentlich beim Sex erwürgt. Für die Anklage steht fest: Der mutmaßliche Täter habe eine erste Version seiner Ausrede getestet, die er später der Polizei auftischte. Er sei ein eiskalter Killer.
Der Prozess soll mindestens vier Wochen dauern.