"Es ist wichtig, dass ihre Familie Abschied nehmen konnte"

Nach 104 Stunden gerettet - Zeynep (†40) stirbt nur Stunden später im Krankenhaus

Zeynep
Hier wird Zeynep aus den Trümmern getragen und ins Krankenhaus gebracht

Es schien wie ein Wunder, doch das vermeintliche Glück inmitten all des Leids währte nur wenige Stunden: Die 40-jährige Zeynep, die am Freitag nach mehr als 100 Stunden aus den Erdbebentrümmern in der türkischen Stadt Kirikhan gerettet worden war, erlag in der Nacht ihren Verletzungen. Ein weiteres Drama inmitten zigtausender Schicksale in den Katastrophengebieten in Syrien und in der Türkei. Zeyneps Mann und die gemeinsamen Kinder waren zuvor bereits in den Trümmern ums Leben gekommen.

Das vermeintliche Glück währte nur wenige Stunden

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Erleichtert fällt Zeyneps Schwester am Freitag kurz nach der BErgung einem Retter um den Hals.

Unermüdlich hatten die Retter unter der Leitung des deutschen Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany darum gekämpft, Zeynep aus den Trümmern zu holen. 104 Stunden voller Bangen, Hoffen, Zittern. Tränen des Glücks und der Erleichterung, als die 40-Jährige schließlich aus dem Schutt geborgen werden konnte.

Lese-Tipp: Wie die Helfer im Erdbebengebiet um jedes Menschenleben kämpfen

Stunden später wurde aus Glück Trauer, Zeynep hat es nicht geschafft, erlag im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Steven Beyer, Einsatzleiter der Organisation aus Nordrhein-Westfalen: „Jedes Menschenleben zählt. Auch wenn sie jetzt verstorben ist – es ist wichtig, dass ihre Familie Abschied nehmen konnte, dass sie sich noch einmal sehen, in die Arme nehmen konnten.“

RTL-Reporterin: „Zeynep fragte mich, ob draußen gerade Tag oder Nacht wäre“

Die Einsatzkräfte hatten einen Versorgungskanal geschaffen, über den sie mit Zeynep kommunizieren und sie durch einen Schlauch mit Wasser versorgen konnten. Ihre Schwester war an der Unglücksstelle, konnte mit der Verschütteten reden, ihr Mut zusprechen. RTL-Reporterin Irem Barlin war ebenfalls vor Ort: „Zeynep fragte mich, ob draußen gerade Tag oder Nacht wäre“, berichtete sie.

“Die Lage war sehr kompliziert“, so Bayer. „Sie lag in mehreren Metern Tiefe. Um zu ihr zu gelangen, mussten unsere Teams Betondecken durchbrechen und viel Schutt abtransportieren. Kompliziert war die Rettung auch, weil der Zugang zur Verschütteten nur über sehr enge Wege möglich war.“ Die Frau wurde direkt nach der Rettung medizinisch betreut. Es gehe ihr „den Umständen entsprechend gut“, hatte die Hilfsorganisation noch am Freitagmittag mitgeteilt. In der Nacht dann die traurige Nachricht aus dem Krankenhaus, dass es Zeynep nicht geschafft hatte.

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Video: Helfer geben alles für Verschüttete - die Stunden vor Zeyneps Bergung

Mehr als 24.500 Tote, Zigtausende Verletzte

Bei und nach dem verheerenden Erdbeben sind in Syrien und der Türkei sind mehr als 24.500 Menschen ums Leben gekommen. Zehntausende wurden verletzt.

Auch Tage nach den ersten Erdstößen am vergangenen Montag gab es immer wieder Meldungen über Menschen, die wundersamerweise aus den Trümmern gerettet werden konnten. Meldungen, die Mut und Hoffnung inmitten all des unermesslichen Leids verbreiteten. Zeyneps Geschichte gehört leider am Ende nicht dazu.

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Nach der Katastrophe sind tausende Tote und Verletzte zu beklagen, viele Existenzen wurden zerstört. Betroffen sind auch viele Kinder, die nun dringend Hilfe benötigen.

Mit einer Spende kümmern wir uns gemeinsam mit unseren Partnern wie I.S.A.R. Germany unter anderem um die Bergung von Verschütteten, die medizinische Versorgung von Verletzten sowie um die Durchführung von lebenswichtigen Soforthilfe-Maßnahmen wie der Lieferung von Medikamenten, Wasser und Lebensmitteln. (uvo/dpa)