Urteil in Argentinien
Acht Rugbyspieler ermorden Studenten: Fünf müssen lebenslang ins Gefängnis
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Von Ulrich Vonstein
Acht feige Mörder und Schläger standen in Argentinien vor Gericht, weil sie den 18-jährigen Fernando Báez Sosa zu Tode geprügelt haben. Fünf von ihnen wurden zu lebenslanger Haft verurteilt, drei müssen für je 15 Jahre ins Gefängnis. Für die Mutter des Opfers bringt das Urteil „ein wenig Frieden in ihr Herz“, sagt sie. In Argentinien findet der Fall große Beachtung, weil es auch um Rassismus geht. Der Ermordete ist Kind paraguayischer Einwanderer und schwarzer Hautfarbe, die Täter Weiße.
Es beginnt mit Streit in der Disco und endet mit Rassismus
Das Verbrechen ereignet sich 2020 im argentinischen Badeort Villa Gesell. Die 18 bis 23 Jahre alten Täter sind Spieler einer Rugby-Mannschaft. In einer Disco bekommen die Männer Streit mit einer Gruppe, zu der auch der 18-jährige Jurastudent Fernando Báez Sosa gehört.
Wegen ihres aggressiven Benehmens fliegen beide Gruppen aus dem Club, berichtet die britische Zeitung „The Guardian“. Draußen hätten die Rugby-Spieler den Studenten von seiner Gruppe isoliert und seien über ihn hergefallen, heißt es weiter.
Teenager stirbt an Herzinfarkt nach Hirnverletzung
Demnach treten und schlagen sie auf ihn ein, auch als er am Boden liegt. Einige der Täter hätten Passanten am Eingreifen gehindert, die dem Wehrlosen zur Hilfe kommen wollen. Der Teenager stirbt im Krankenhaus an einem durch eine Hirnverletzung verursachten Herzinfarkt.
Fernandos Mutter Graciela Sosa sagt vor der Urteilsverkündung: „Sie haben ihn auf die schlimmste Art und Weise getötet, indem sie ihn eingetreten haben, während er sie anbettelte, damit aufzuhören.“
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Angriff dauert 45 schreckliche Sekunden
Der Angriff, der nur 45 Sekunden dauert, sei von einem der Schläger gefilmt worden, berichtet die Zeitung weiter. In dem Video sei zu hören, wie einer der Angreifer „negro do mierda“ schreit - übersetzt „schwarzes Stück Scheiße.“
Ein anderer habe das Opfer als „Trophäe“ bezeichnet. Weiter heißt es, in Textnachrichten hätten sich die Männer mit der Tat gebrüstet, während einer sie dazu aufforderte, über ihr feiges Verbrechen zu schweigen.
Die Eltern des Opfers sind einfache Leute, die Täter Söhne reicher Menschen
In der argentinischen Öffentlichkeit wird die rassistische Komponente des Verbrechens breit diskutiert. Denn das Opfer Fernando Báez Sosa ist ein Kind von Einwanderern aus Paraguay, zudem Schwarzer. Sein Vater ist Bauarbeiter, die Mutter Pflegekraft.
Die Täter hingegen sind Weiße, sie spielen Rugby. Eine Randsportart, die überwiegend wohlhabende Weiße mögen. „In einer Nation, die von großer sozialer Ungleichheit geprägt ist, wird Rugby traditionell von den Reichen gespielt und gesehen“, schreibt die „Buenos Aires Times“.
„Es war Hass. Vielleicht fühlten sie sich überlegen, weil sie blond sind und Fernando dunkle Haut hatte“
Auch wenn Rassismus als Motiv in der Anklage der Staatsanwaltschaft nicht erwähnt wird, steht das Thema im Raum. „Mein Sohn wurde aus rassistischen Gründen verprügelt“, so Fernandos Vater Silvino Báez laut dem „Guardian“.
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Das Blatt zitiert: „Es war Hass. Vielleicht fühlten sie sich überlegen, weil sie blond sind und Fernando dunkle Haut hatte.“ Tausende Argentinier in vielen Städten gehen nach dem Mord auf die Straße, demonstrieren und fordern Gerechtigkeit für Fernando.
Fernandos Tod „Wendepunkt in Argentinien“
Ein Sprecher der antirassischen Gruppe „Brown Identity“ bezeichnete den Fall als „Wendepunkt in Argentinien“. Das „Institut gegen Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in Argentinien“ sprach von einem einen „eindeutigen rassistischen Angriff“.
Das Wort „negro“ wird laut dem Bericht in Argentinien für Menschen afrikanischer Abstammung sowie auch für dunkelhäutige und indigene Menschen verwendet.
Staatsanwaltschaft will lebenslange Haft für alle Täter
Das Gericht in der Stadt Dolores in der Provinz Buenos Aires verurteilt fünf der Täter zu lebenslanger Haft, die restlichen zu jeweils 15 Jahren. Nicht alle Beteiligten sind mit dem Urteil einverstanden.
Die Verteidiger der Männer hatten auf Freispruch plädiert, da ihre Mandanten nicht den Vorsatz gehabt hätten, Fernando Báez Sosa zu töten. Die Staatsanwaltschaft überlegt, in Revision zu gehen. Sie ist der Ansicht, alle acht Täter müssten lebenslang eingesperrt werden.