„Ich wollte einfach anders als die anderen sein“
Untypischer Weg zur Top-Torhüterin: Ann-Katrin Berger peilt WM-Teilnahme an

Ann-Katrin Berger ist „anders als die anderen“. Egal ob Sturm, Abwehr, Mittelfeld – die Nationalspielerin hat in ihrer fußballerischen Karriere schon viele Positionen ausprobiert. Ihre Stammposition hat sie letztlich im Tor gefunden – und dort ist sie mit dem FC Chelsea äußerst erfolgreich. Nun will die 32-Jährige auch bei der Nationalmannschaft ihre Visitenkarte hinterlassen, wie sie im RTL-Interview erzählt.
Eine Frau für die besonderen Spiele?
Viel zu tun hatte Ann-Katrin Berger beim Gipfeltreffen in der englischen Frauen-Super-League eher nicht. Im Topspiel traf die 32-Jährige mit dem FC Chelsea auf den Tabellenführer Manchester United. Die Bilanz: Drei Schüsse feuerten die Red Devils auf das Chelsea-Tor – nur einen davon musste die Torfrau tatsächlich parieren. Allein das Spitzenspiel hat gezeigt: Ann-Katrin Berger ist zur Stelle, wenn man sie braucht. Das macht sie im Luxuskader der Blues unverzichtbar – selbst wenn sie rotationsbedingt mal nicht von Anfang an zwischen den Pfosten steht.
In den vorherigen drei Spielen musste die gebürtige Göppingerin zunächst auf der Bank Platz nehmen. Im Kader der Blues wurde rotiert: „Die Trainerin hat sich für eine andere Torhüterin entschieden, die ein anderes Torwartspiel hat.“ Anders war es im Spitzenspiel: Gegen den Tabellenführer aus Manchester hielt sie die Null, den Schuss von Uniteds Alessia Russo wehrte sie souverän ab. Danach blieb ihr Arbeitstag ohne weitere gefährliche Vorkommnisse. Die Blues gewannen mit 1:0 durch ein sehenswertes Tor von Sam Kerr.
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Tage wie diese sind für Berger nicht immer selbstverständlich. In einem Kader mit hoher Leistungsdichte gehört Rotation dazu. Beim 3:1-Erfolg im FA-Cup-Spiel gegen den FC Reading bekam deshalb ihre Kollegin Zecira Musovic den Vorzug – Berger saß am vergangenen Sonntag auf der Bank.
Berger gilt als eine der Top-Torhüterinnen Europas

Anders als viele deutsche Nationalspielerinnen scheute Berger nicht davor zurück, die Bundesliga im jungen Alter zu verlassen. „Ich wollte einfach anders als die anderen sein“, gesteht Ann-Katrin Berger. Das zeigt allein der Werdegang der gebürtigen Göppingerin, Im Alter zwischen 16 und 17 Jahren wurde Berger erst Torhüterin. Zuvor startete sie im Sturm, spielte dann als Verteidigerin, ehe es sie ins Mittelfeld verschlagen hat. Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Nun gilt sie als eine der Top-Torhüterinnen Europas.
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Mit Turbine Potsdam wurde sie 2012 Deutscher Meister. Danach suchte sie mit 23 Jahren ihr fußballerisches Abenteuer bei Paris Saint-Germain. Zwei Jahre und 13 Pflichtspiele später folgte Berger dem Ruf der Premier League und heuerte bei Birmingham City an. Aktuell steht sie beim FC Chelsea unter Vertrag und kämpft um die englische Meisterschaft. Wieder mal, möchte man meinen – denn es könnte in diesem Jahr der vierte Ligatitel in Folge sein.
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Kaum verwunderlich, dass die 32-Jährige zuletzt gleich zwei Mal auf dem Wahlzettel zur Welttorhüterin auftauchte. Dieser Titel blieb Berger bislang allerdings vergönnt. 2022 belegte sie den dritten Rang, in diesem Jahr scheiterte sie an der englischen Torfrau Mary Earps. Berger nimmt es mit Humor: „Man sagt ja: Alle guten Dinge sind drei.“ Und dass sie überhaupt unter den besten drei Torhüterinnen der Welt ist, sei „eine riesengroße Anerkennung“ ihrer Arbeit.
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"Die Kirsche auf dem Sahnehäubchen“ - das Ziel ist die WM-Premiere
Auch mit der Nationalmannschaft hat die Vize-Welttorhüterin noch viel vor. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland will sie ihre ersten WM-Einsätze sammeln. Die waren ihr bisher aufgrund ihrer Krebserkrankung nicht vergönnt. Ob Ann-Katrin Berger für die Endrunde nominiert wird, zeigt sich in den kommenden Wochen. Berger bleibt bescheiden. Sie will „einfach nur dabei sein“. Bis dahin stehen zwei Länderspiele gegen die Niederlande und Brasilien aus, ehe die DFB-Frauen ihre erste WM-Partie gegen Marokko absolvieren.
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Eine mögliche Nominierung bezeichnet sie schon jetzt als „Win-Win-Situation“ – unabhängig davon, ob sie spielen wird oder nicht. Wenn sie den Vorzug vor DFB-Stammtorhüterin Merle Frohms erhalten sollte, wäre das „die Kirsche auf dem Sahnehäubchen“.
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Und wenn nicht? Berger nimmt es sportlich. Sie lobt die Einstellung der DFB-Frauen, die schon bei der Europameisterschaft als Einheit aufgetreten sind. Von Neid war auch im vergangenen Jahr nichts zu spüren – so soll es ebenfalls bei der WM-Endrunde sein. Allerdings wird es für Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg aufgrund der hohen Leistungsdichte im Tor nicht einfacher. Sollte Ann-Katrin Berger mit dem FC Chelsea weiter Titel sammeln, steigt wohl auch die Chance auf ein WM-Debüt. Dass die 32-Jährige vor allem in wichtigen Spielen eine Stütze sein kann, beweist sie beim FC Chelsea regelmäßig.