Torhüterin spricht darüber, wie sie sich zurück auf den Platz kämpfteNationalspielerin Ann-Katrin Berger erkrankte zweimal an Schilddrüsenkrebs: „Die Radiojodtherapie war das Schlimmste"
Ann-Katrin Berger gehört zweifelsohne zu den Top-Torhüterinnen der Welt. Sportlich wie privat lief das Leben allerdings nicht immer so geradlinig. Die 32-Jährige hatte in der Vergangenheit mit schweren gesundheitlichen Rückschlägen zu kämpfen. Im RTL-Interview spricht sie nun über ihre Krebstherapie und dass sie trotz allem einfach nur auf dem Platz stehen will.
Vier Tage lang völlig isoliert
Beim FC Chelsea ist Ann-Katrin Berger bereits zu einer tragenden Säule des Erfolgs geworden. Aktuell ist sie mit den Blues wieder auf Titelkurs – es könnte die vierte Meisterschaft in Folge werden. Ihre sportliche Leistung blieben international nicht unbemerkt: Bei der Wahl zur Welttorhüterin stand ihr Name in den vergangenen zwei Jahren gleich zwei Mal auf den Wahlzetteln. Bislang ging sie allerdings leer aus. Dass die 32-Jährige derzeit so erfolgreich ist, ist keineswegs selbstverständlich. Denn im November 2017 musste die gebürtige Göppingerin einen schweren Rückschlag verkraften.
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Die Nationalspielerin erhielt damals die Schockdiagnose: Schilddrüsenkrebs. Berger kämpfte sich zurück. Nach knapp vier Monaten stand sie wieder zwischen den Pfosten: „Der Fußball hat mir den Willen gegeben, wieder gesund zu werden.“ Im vergangenen Jahr erkrankte sie erneut an Schilddrüsenkrebs. Hinter der viermaligen Nationalspielerin lag ein harter Weg aus Operationen, Isolationen und Medikationen: „Die Radiojodtherapie war das Schlimmste von allem, weil du einfach vier Tage lang in einem Zimmer sitzt und nichts machen kannst.“
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Diese Therapieform hatte Berger schon bei ihrer ersten Erkrankung geholfen. An Schilddrüsenkrebs erkrankten Patienten werden Tabletten mit niedrig dosiertem radioaktivem Jod verabreicht. Infolgedessen sterben erkrankte Zellen des Schilddrüsengewebes ab, gesunde Zellen bleiben zurück. Weil der Körper radioaktiv ‘strahlt’, ist eine mehrtägige Isolation unumgänglich.
Routinekontrollen im Drei-Monats-Takt
Wie sehr diese Isolations-Zeit die Torhüterin besonders mental geprägt hat, wird im Gespräch mit RTL.de deutlich. Berger erzählt, wie sie ihre Familie durch die Leidenszeit begleitet hat: „Mein Opa hat mir geholfen. Er hat Bücher geschickt, damit ich ja so viel lesen kann, dass ich gar nicht so viel drüber nachdenke.“ Auch körperlich verspürte sie schnell wieder einen Bewegungsdrang. Schon am zweiten Tag nach ihrer Radiojodtherapie nahm die Keeperin ein leichtes Trainingsprogramm auf. Sie wollte sich gar nicht erst einbilden, dass sie Schmerzen haben könnte. Drei Wochen nach der Diagnose kehrte die Torfrau wieder ins Training zurück.
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Ob die Behandlung angeschlagen hat, zeigt sich nun durch regelmäßige Check-Ups. Alle drei Monate muss sich die Nationaltorhüterin einer Routinekontrolle unterziehen: Ultraschall, Computertomografie und Blutbildanalyse. Bei Schilddrüsenkrebs gelten Erkrankte aus medizinischer Sicht erst dann als geheilt, wenn sie fünf Jahre krebsfrei sind.
Alles begann mit einer Schwellung der Lymphknoten
Diesen Zeitraum hatte Berger nach ihrer ersten Diagnose schon fast überstanden – im August 2022 kehrte der Krebs aber wieder zurück. Berger spürte, dass etwas mit ihrem Körper nicht in Ordnung war.
Bei ihrer ersten Diagnose zögerte sie noch: „Ein paar Wochen davor hatte ich eine Erkältung und meine Lymphknoten sind einfach angeschwollen.“ Die Erkältung war schon auskuriert, die Schwellung blieb, Ann-Katrin Berger zögerte: „Ich hatte noch nie gute Erfahrungen mit Doktoren.“ Auf Anraten ihrer Mutter, die sie zu diesem Zeitpunkt in England besuchte, suchte Berger kurz darauf dennoch medizinischen Rat. Dann die Schockdiagnose: Schilddrüsenkrebs. Ob sie wieder Fußball spielen könne, fragte sie. Der Arzt konnte die Frage nicht abschließend beantworten.
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Aktuell hat die Nationalspielerin ein gutes Gefühl. Sie will einfach auf dem Spielfeld stehen und Fußball spielen. Nachdem Berger bei der vergangenen EM mit der DFB-Auswahl Vize-Europameisterin wurde, will sie zur bevorstehenden Weltmeisterschaft im Juli erneut angreifen. Ihr nächstes Ziel: Mit dem DFB-Tross will Berger nach Australien und Neuseeland reisen –zweitrangig, ob sie spielen wird oder nicht.