Umfrage der Bertelsmann Stiftung

Mehrheit der Deutschen befürwortet soziale Pflichtzeit für alle

ARCHIV - ZUM ENTSCHEID DES BUNDESRATES UEBER DIE ZULASSUNG ZUM ZIVILDIENST, AM MITTWOCH, 15. NOVEMBER 2017, ERHALTEN SIE FOLGENDE THEMENBILDER ----- An alternative civilian service healthcare employee works in physiotherapy and talks to a person in a wheelchair at the Schloessli Biel, a center for long-term care, pictured in Biel, Canton of Berne, Switzerland, on December 9, 2016. (KEYSTONE/Christian Beutler)
Statt Zivildienst und Wehrdienst könnte eine Pflichtzeit für alle Bürgerinnen und Bürger eingeführt werden.
Keystone | Christian Beutler, picture alliance
von Arne Draheim

Der Wehrdienst ist abgeschafft, einen Zivildienst gibt es auch nicht mehr. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte daher eine sozial Pflichtzeit für alle vorgeschlagen. Im Sommer erntete er dafür noch viel Kritik – aber auch Zustimmung. Doch wie sieht es die Bevölkerung jetzt?

Umfrage der Bertelsmann Stiftung zur Pflichtzeit

 RECORD DATE NOT STATED Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 17.10.2022 Staatsbankett zu Ehren von König Felipe VI. und Königin Letizia von Spanien mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender Berlin Berlin GER *** Federal President Frank Walter Steinmeier 17 10 2022 State Banquet in honor of King Felipe VI and Queen Letizia of Spain with Federal President Frank Walter Steinmeier and Elke Büdenbender Berlin Berlin GER
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte die Diskussion um eine soziale Pflichtzeit in Gang gebracht.
www.imago-images.de, IMAGO/Bernd Elmenthaler, IMAGO/Bernd Elmenthaler

Altersunabhängig und für alle sollte es sein, das soziale Pflichtjahr. Angestoßen hatte es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Sommer. Gänzlich abwegig scheint der Gedanke wohl nicht zu sein. So zumindest lassen sich die jüngsten Umfrage-Ergebnisse zum Thema deuten.

Um ein aktuelles Stimmungsbild zur Pflichtzeit-Debatte einzufangen, ist das Liz Mohn Center der Bertelsmann Stiftung dieser Frage nachgegangen. Das Ergebnis ist eindeutig: Rund zwei Drittel der Befragten würde einer soziale Pflichtzeit unabhängig vom Alter zustimmen. Das ging aus der repräsentativen Umfrage hervor. Im Umkehrschluss spricht sich aber auch ein Drittel der Befragten gegen die soziale Pflichtzeit aus.

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Der ideale Zeitpunkt für Pflichtdienst scheint nicht zu existieren

So angesehen die Idee der Pflichtzeit auch sein mag, sie stößt an ihre Grenzen. Insbesondere dann, wenn es um die Ausführung geht, scheint laut Befragung kein Zeitpunkt ideal zu sein. So plädiert nur jeder Dritte dafür, das verpflichtende soziale Engagement direkt an den Abschluss der schulischen Laufbahn zu knüpfen. Doch gerade für junge Menschen stellt das eine besondere Hürde dar. Sie zieht es aktuell deutlich schneller ins Berufsleben.

Dementsprechend sehen knapp 57 Prozent der Befragten eine Pflichtzeit nach dem Schulabschluss als unnötige Verzögerung für ihren weiteren Werdegang an. Jeder Fünfte ist sogar der Meinung, dass es keinen idealen Moment gibt. Nur acht Prozent sind überzeugt, dass der Zeitpunkt frei wählbar sein sollte und zudem die Rahmenbedingungen stimmen müssten.

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Ihre Meinung ist gefragt: Wäre ein soziales Pflichtjahr denkbar für Sie?

Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.

Mehr Anreize und Anerkennung für sozialen Pflichtbeitrag

 Bundeskanzler Olaf Scholz besucht die Bundeswehr Bundeskanzler Olaf Scholz besucht das Heer bei der ALÜ Ausbildungslehrübung in der Lüneburger Heide Soldaten stehen mit dem Bundeskanzler vor einem Schützenpanzer Marder. Hintergrund: Im Rahmen der ALÜ werden dem militärische Nachwuchs anhand unterschiedlicher Stationen die Fähigkeiten des Heeres gezeigt. Bergen Niedersachsen Deutschland *** Federal Chancellor Olaf Scholz visits the German Armed Forces Federal Chancellor Olaf Scholz visits the Army during the ALÜ training exercise in Lüneburg Heath Soldiers stand with the Chancellor in front of a Marder infantry fighting vehicle Background As part of the ALÜ, junior military personnel are shown the capabilities of the Army using variou
Anreize schaffen: Die Höhe der Vergütungen sollten derer des Freiwilligendienstes der Bundeswehr entsprechen.
www.imago-images.de, IMAGO/Sven Eckelkamp, IMAGO/Sven Eckelkamp

Um Anreize für den sozialen Pflichtbeitrag zu schaffen, müssten damit gewissen Vorteile einhergehen. Neben einer höheren sozialen Anerkennung, sollten Verkürzungen der Wartezeiten auf einen Studienplatz möglich sein. Außerdem könnte die Attraktivität gesteigert werden, wenn Anrechnungen auf Renten oder Steuervergünstigungen Teil des Vorhabens wären. Das gaben zumindest zwei Drittel der Befragten an. Somit sind 38 Prozent überzeugt davon, dass ein freiwilliger sozialer Dienst genauso hoch vergütet werden solle wie der Freiwilligendienst bei der Bundeswehr.

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Sozialer Pflichtdienst kein Notnagel für Fachkräftemangel

Wirtschaft und Politik seien gefragt, wenn es um die Stärkung des sozialen Pflichtjahres ginge, sagt Jörg Habich. Der Geschäftsführer des Liz Mohn Centers will aber nicht, dass die dadurch geschaffenen Strukturen aktuelle Missstände kompensieren. Sozialer Pflichtdienst sei „keine Lösung für den Personalmangel in sozialen Berufen“. Zudem könne er „schlechte Arbeitsbedingungen“ nicht kompensieren, sagt Habich. Er fordert neue rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen „die alle Beteiligten motivieren und überzeugen“.

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