Ukrainer erobern Dorf von Russen zurück - doch die Angst bleibt

„Wer soll weg sein? Sie verstecken sich nur im Wald“

Die Meldungen des ukrainischen Militärs aus umkämpften Kriegsgebieten mehren sich: Dörfer, Städte, bestimmte Regionen können zurückerobert werden. Die Russen werden offenbar vertrieben, wenn man den ukrainischen Berichten glauben kann. Doch für die Menschen, die diese Kämpfe vor ihrer eigenen Haustür miterleben müssen, ist das nur ein kleiner Trost. Die Erinnerungen aus den Stunden und Tagen im Kreuzfeuer zwischen heimischen und feindlichen Soldaten lassen sich nur schwer vergessen. RTL-Reporterin Kavita Sharma berichtet aus einem zurück erkämpftem Dorf in der Nähe von Kiew – im Video.
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Ukrainer gefangen im Kreuzfeuer

Vera erinnert sich noch genau, wie es war, an dem Tag als russische Scharfschützen aus ihrem Wohnzimmer in ihre Nachbarschaft geschossen haben. Sie zeigt die zerborstenen Fensterscheiben, die sonst auf den Balkon führen würden. Die Vorhänge hängen dort, als ob nichts gewesen wäre. Doch allein die Erinnerung bringt Vera die Tränen in die Augen: „Es war schlimm, all das zu durchleben,“ erzählt sie.

„Es war beängstigend, die russischen Truppen kamen mit ihrem Panzer und wir versteckten uns im Keller.“ Russische Scharfschützen begannen von hier auf Veras Nachbarschaft zu feuern, die ukrainische Armee erwiderte den Beschuss, erzählt Vera. Sie und ihr Mann - gefangen im Kreuzfeuer. Irgendwann flohen auch die russischen Soldaten aus ihrem Haus.

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"Wir lebten friedlich, alle zusammen und dann griff uns die russische Armee an“

Vor dem Haus steht solch ein – jetzt zerstörter – Panzer. Die Kämpfe der vergangenen Wochen, sind überall in dem Dorf Ploske in der Nähe von Kiew zu erkennen. Zwar seien die russischen Truppen vorerst aus dem Dorf vertrieben, doch beruhigt sind Ploskes Einwohner dennoch nicht: „Wer soll weg sein? Sie verstecken sich nur im Wald.“

Veras Freundin Nadia erzählt: „Natürlich hab ich Angst, die russischen Truppen sind immer noch nicht vertrieben. Wir hören Schüsse. Es ist solch eine Schande. Wir lebten friedlich, alle zusammen – und dann griff uns die russische Armee an.“

Ein Frieden, der vermutlich nicht so schnell wieder in das Dorf zurückkehren wird, selbst wenn der Krieg vorbei sein sollte. Die Spuren im Dorf und bei den Menschen sind einfach zu tief. (khe)

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