Woran liegt's?
Neue Tüv-Zahlen: Immer mehr Menschen rasseln durch die Führerscheinprüfung
Trotz Klimawandel und Co. ist die Nachfrage nach dem Führerschein größer denn je, viele Menschen wollen flexibel, unabhängig und vor allem mobil sein. Dazu braucht es insbesondere in ländlichen Gegenden ein Auto und damit auch eine Faherlaubnis. Aber nicht nur die Nachfrage nach Fahrprüfungen steigt auf ein Rekordhoch, immer mehr Prüfungen enden ohne Erfolg, wie der Tüv jetzt vermeldet.
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Die Suche nach Gründen für die enorme Durchfallquote ist schwierig
Nach Angaben des Tüv-Verbands wurden im vergangenen Jahr 39 Prozent der theoretischen Prüfungen für alle Fahrerlaubnisklassen nicht bestanden – 10 Prozentpunkte mehr als noch 2013. Bei den praktischen Prüfungen bestanden 37 Prozent der Fahrschüler den normalen Autoführerschein nicht. „Jede nicht bestandene Prüfung belastet die Fahrschülerinnen und Fahrschüler mental und finanziell“, erklärt Richard Goebelt, Geschäftsführer des Tüv-Verbands.
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Die Suche nach den Gründen gestaltet sich schwierig. Einer ist aus Sicht der Prüforganisationen der komplexer und dichter werdende Straßenverkehr. Nach Goebelts Ansicht ist es zudem wichtig, auch in Schulen und Elternhäusern mehr über die Verkehrssicherheit aufzuklären. Auffällig ist zudem, dass die Durchfallquoten für den Führerschein mit 17 um einige Prozentpunkte geringer sind als jene für den normalen Auto-Führerschein der Klasse B.
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Auch in Städten bevorzugt der ein oder andere das Auto gegenüber vollen öffentlichen Verkehrsmitteln
Nach Erhebungen des Tüv-Verbands gab es 2022 zusammen rund 3,6 Millionen praktische und theoretische Prüfungen. Damit wurde der bisherige Spitzenwert von 2019 mit einem Zuwachs um rund 20.000 praktischen Prüfungen übertroffen und erreichte wieder Vor-Corona-Niveau. 2020 und 2021 waren die Zahlen pandemiebedingt gesunken. Viele Fahrschulen hatten zeitweilig geschlossen.
Die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände hatte zum Jahreswechsel ebenfalls von einer großen Nachfrage nach dem Führerschein gesprochen und einen Grund dafür in Einsparungen während der Corona-Pandemie gesehen. Die Menschen hätten weniger Geld etwa für Reisen ausgegeben - und „haben so Geld übrig, um Luxus-Führerscheine wie den fürs Motorrad zu machen“, hatte der Vize-Vorsitzende Kurt Bartels der dpa gesagt. In Großstädten gebe es zudem den einen oder anderen, der lieber im eigenen Auto sitze statt in vollen Bussen und Zügen.
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Die Fahrprüfungen wurden dem Tüv zufolge in den vergangenen Jahren immer weiterentwickelt. Das habe dazu beigetragen, dass immer weniger der besonders gefährdeten Fahranfänger verunglückten. Die Zahl der bei Verkehrsunfällen gestorbenen 18- bis 24-Jährigen sei von knapp 2750 im Jahr 1991 auf 326 im Jahr 2020 gesunken.
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Immer mehr Führerschein-Prüfungen werden mit einem Automatikauto gemacht
Interessant ist auch, dass immer mehr Führerschein-Prüfungen mit einem Automatikauto gemacht werden, wie der Bundesverband deutscher Fahrschulunternehmer vor einigen Wochen mitteilte. Dazu passt, dass immer mehr Autofahrerinnen und Autofahrer nach Angaben der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) solche Wagen fahren wollen.
Für die Durchführung der Prüfungen ist der Deutsche Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein (Dekra) zuständig. „In Deutschland bekommt nur einen Führerschein, wer in den Verkehrs- und Verhaltensregeln im Straßenverkehr sattelfest ist und ein Fahrzeug wirklich beherrscht“, sagt Roland Krause, Leiter der Technischen Prüfstellen. (dap/kko)