Menschen sprangen in Panik von Häuser
Weiteres heftiges Erdbeben erschüttert die Türkei und Syrien

Vor zwei Wochen haben verheerende Erdbeben Teile der Türkei und Syrien erschüttert – und die Menschen kommen nicht zur Ruhe. Wieder wurde der Südosten der Türkei und der Norden Syriens von einem Beben der Stärke 6,4 erschüttert. Das Epizentrum lag in der türkischen Provinz Hatay. Das teilte die Erdbebenwarte Kandilli in Istanbul am Montag mit.
Mindestens drei Menschen seien gestorben, 213 wurde in Krankenhäuser gebracht, so der türkische Innenminister Süleyman Soylu am Montagabend. Auch Syrien meldet Verletzte und einstürzende Häuser.
Menschen liefen in Panik auf die Straßen
Das Epizentrum habe im Bezirk Samandag gelegen. Nach Angaben der türkische Katastrophenschutzbehörde Afad erschütterten zwei Beben der Stärke 6,4 und 5,8 im Abstand von drei Minuten die Region. Es habe mindestens 20 Nachbeben gegeben, sagte der türkische Vize-Präsident Fuat Oktay. Afad rief die Menschen dazu auf, von den Küsten fern zu bleiben. Der Meeresspiegel könne um bis zu einen halben Meter ansteigen.
Nach Angaben des Senders CNN Türk fiel in Hatay der Strom aus. Auch auf Twitter kursiert ein Video, das den Stromausfall während des Bebens zeigen soll.
Auf Fernsehbildern ist zu sehen, wie Menschen in Panik auf die Straße liefen.
Der Bürgermeister von Hatay, Lütfü Savas, warnte, die Erdbeben gingen weiter. Via Twitter rief er dazu auf, sich von einsturzgefährdeten Gebäuden fernzuhalten. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, das staatliche Krankenhaus in der Küstenstadt Iskenderun werde evakuiert.
Das Beben war auch in den umliegenden Provinzen, im Norden Syriens und bis in den Libanon zu spüren. Die Rettungsorganisation Weißhelme teilte mit, im Nordwesten Syriens seien mehrere Städte und Dörfer betroffen. In mehreren Gebieten seien Hauswände und Balkone eingestürzt. 125 Menschen seien verletzt worden, die meisten davon durch „Angst und Panik“, weil Menschen von Häusern gesprungen oder ohnmächtig geworden seien. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte zählte am Montagabend 470 Verletzte in Syrien, die meisten davon im Raum Aleppo.
Flughafen Hatay: Menschen suchen während des Bebens Schutz
Auf Twitter kursiert ein Video, das laut des Verfassers im Flughafen von Hatay während des Bebens aufgenommen wurde. Voller Panik kauern sich die Menschen auf dem Boden, viele klammern sich aneinander fest.
Im Video: Vorher-Nachher-Aufnahmen zeigen Zerstörung in der Türkei
Hilfsorganisation: In Dörfern rund um Aleppo sind erneut Häuser eingestürzt
In mehreren Orten nahe der Stadt Aleppo seien erneut Häuser eingestürzt, sagte eine Sprecherin der Hilfsorganisation SAMS. Darunter sei auch die Kleinstadt Dschindiris nahe der türkischen Grenze, die schon vor zwei Wochen stark von den Beben getroffen wurde. Fünf Kliniken der Organisation hätten mindestens 30 Verletzte aufgenommen - darunter ein Kind mit Herzstillstand, das reanimiert werden konnte. Ob in der Türkei Häuser einstürzten, war zunächst unklar.
Menschen ziehen aus Angst vor Nachbeben durch die Straßen
Ein Anwohner aus der Nähe der syrischen Stadt Aleppo sagte, das Beben sei so stark gewesen wie das vor zwei Wochen, habe aber nicht so lang gedauert. „Es hat die Menschen verängstigt und auf die Straße rennen lassen“, sagte der Anwohner namens Abdel Kafi. „Viele Menschen haben ihre Häuser verlassen und ziehen durch die Straßen in Angst, dass weitere (Erdbeben) folgen werden“, darunter auch in der syrischen Hauptstadt Damaskus, schrieb die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) für die Region, Rula Amin, bei Twitter.
Erdbeben kostetet tausenden Menschen das Leben
Erst vor zwei Wochen hatte ein heftiges Beben die Südosttürkei und den Norden Syriens erschüttert. In den frühen Morgenstunden des 6. Februars erschütterte ein Beben der Stärke 7,7 die Türkei und Syrien, kurz darauf folgte ein zweites Beben der Stärke 7,6. Das Epizentrum lag in beiden Fällen in der südtürkischen Provinz Kahramanmaraş. Mehr als 47.000 Menschen sind bei dem Beben ums Leben gekommen, davon mindestens mehr als 41.000 in der Türkei. (dpa/dgö)