Regierung sagt Prostitution den Kampf an - zu spüren davon ist wenigThailand: Schafft Pattaya den Imagewandel von Europas Mega-Bordell zum Famlien-Traumziel?
Viele Menschen in Thailand leben vom Tourismus, es ist ein begehrtes Reiseziel. Doch wegen Corona konnten oder wollten viele Menschen fast drei Jahre nicht in ihr Traumland. Jetzt versuchen die Thailänder, dem so wichtigen Tourismussektor neues Leben einzuhauchen und wieder mehr Besucher anzulocken. Weniger Wert legen sie dabei auf die Rückkehr der Sex-Urlauber. Hat die Pandemie das für massenhafte Prostitution berüchtigte Pattaya verändert? RTL-Reporter Dominique Fleckinger ist dieser Frage vor Ort nachgegangen.
Bis zu 30 Prozent weniger Kundschaft als vor der Pandemie

Wir reisen mit Hoffnung nach Thailand. Die Behörden haben der massenhaften Prostitution den Kampf angesagt. Tausende Frauen, Männer und Kinder, die sich nachts am Strand verkaufen, damit soll nach dem Willen der Regierung endlich Schluss ein.
Zumindest tagsüber macht Pattaya einen eher ruhigen Eindruck. Die Besitzerin eines deutschen Restaurants klagt über mangelnde Kundschaft. Die Geschäfte laufen langsam an, aber früher sei deutlich mehr los gewesen, berichtet Sarah vom Deutschen Eck. Ihr Eindruck: es verändert sich langsam etwas.
„Die Leute kommen gerade zurück“

Ob sich das einstige Mega-Bordell für Europäer tatsächlich seine Anziehungskraft verliert, ist nicht abzusehen. Zuhälter Yotin Promtang ist seit 30 Jahren am Straßenstrich von Pattaya aktiv. Er berichtet uns: „Die Leute kommen gerade zurück.“ Darüber sei er „als Gastgeber“ stolz, er freue sich, wieder Besucher begrüßen zu können. Promtang sagt aber auch, dass das Geschäft deutlich zurückgegangen sei. Auf etwa 30 Prozent des Niveaus, das es vor Corona hatte, glaubt er.
Unser Eindruck vor Ort ist anders, wir sind in einigen Etablissements überrascht, dass hier vorher so viel mehr los gewesen sein soll. Ein britischer Urlauber namens Steve erzählt, er sei auch während der Pandemie hier gewesen. „Es war tot hier“, sagt er. Inzwischen sei es „schon viel besser“ geworden, aber immer noch weit unter dem früheren Niveau der Vor-Covid-Zeit.
Imagewandel in Pattaya? "Das sagen sie seit 20 Jahren"

An einen Imagewandel glaubt er nicht. „Das bleibt gleich. Sie sagen seit 20 Jahren, dass sie diesen Ort von einem Sündenpfuhl zum Feriendorf für Familien machen wollen. Daraus wird nichts“, ist er sicher.
Das Nachtleben ist komplett auf das Sex-Geschäft fokussiert, das erfahre ich am eigenen Leib. Sobald man in einer Bar Platz nimmt, wird man angesprochen, angefasst. Die Frauen fordern dazu auf, ihnen einen Drink zu spendieren und sich danach mit ihnen zurückzuziehen.
Auch auf der Straße oder am Strand werben tausende Prostituierte jeden Geschlechts offensiv um Kundschaft. Zuhälter Promtang sagt: „Pattaya ist sehr tolerant. Hier ist für jeden etwas dabei.“ Männer, Frauen oder die sogenannten Ladyboys, man könne „alles ausprobieren.“
Prostitution, "bis meine Eltern sagen, ich soll aufhören"

Eine junge Frau ist bereit, uns Informationen zu geben. 24 Jahre alt ist sie laut ihres Passes, sie wirkt deutlich jünger. Sie berichtet über ihre Gefühle bei der Arbeit. „Beim ersten Mal hatte ich wahnsinnige Angst, habe gezittert.“ Aber die Barfrau habe gesagt, sie müsse mitgehen, der Freier hätte schließlich bezahlt. Sie gesteht: „Ich habe immer noch Angst, man weiß ja nie, was das für Männer sind."
Ihr tatsächliches Alter will sie nicht verraten. Sie müsse ihren Körper weiter anbieten, sagt sie illusionslos. „So lange, bis meine Eltern sagen, ich soll damit aufhören. Auf jeden Fall so lange, bis der Lieferwagen meines Vaters abbezahlt ist."
Pattaya ist sicher kein passendes Urlaubsziel für Familien

Ortswechsel. Die legendäre „Walking Street“ ist gut besucht. In einer Seitenstraße ist das Reich der Ladyboys. Thailand ist weltweit bekannt für seine Transgender-Frauen und -Männer. Barbetreiberin und Ladyboy Nancy ist glücklich, dass die Besucher zurückkehren. Jede Nacht werde gefeiert, manchmal ohne Schlaf bis in den nächsten Tag hinein. „Wir sind zurück nach fast drei Jahren“, sagt sie glücklich.
Wir erleben an vielen Stellen der Stadt ein wildes und ermüdendes Treiben. Tausende Prostituierte, abertausende Gäste auf der Suche nach käuflichem Sex. Pattaya mag für viele Menschen ein aufregender Platz sein, eines ist die Stadt ganz sicher nicht: ein passendes Urlaubsziel für Familien.