Frau geht mit Leiche zum Schalter und will Kredit

Taxifahrer behauptet: Onkel Paulo lebte auf dem Weg zur Bank noch

Wann genau ist Paulo B. gestorben?
Diese Frage beschäftigt aktuell die Polizei von Rio de Janeiro. Fest steht: Als Erika S. mit ihm an einen Schalter einer Bank kommt, um einen Kredit in seinem Namen zu beantragen, ist der 68-Jährige tot. Die Frau, die nach eigenen Angaben die Nichte des Toten ist, behauptet: Ihr Onkel habe noch gelebt, als sie die Bank betrat. Der Taxifahrer, der die beiden in der Tiefgarage eines Shoppingcenters absetzte, bestätigt das. Aber kann seine Aussage wirklich stimmen?

Angeblich soll Paulo B. im Auto noch geatmet haben

Der Taxifahrer gibt an, er habe sogar sieben Minuten allein mit Onkel Paulo auf dem Beifahrersitz im Auto gesessen, schreibt der Sender itatiaia. In der Zeit habe Erika S. den Rollstuhl des Mannes geholt und ins Auto geladen. Der Mann soll geatmet und sich an der Tür festgehalten haben, meint der Taxifahrer. Er half Erika S. dann auch noch, den Mann aus dem Auto zurück in seinen Rollstuhl zu setzen.

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Auch die Anwältin von Erika S. erklärte im Gespräch mit der Zeitung Folha de Pernambuco, dass der 68-Jährige noch nicht tot gewesen sei, als ihre Mandantin mit ihm zur Bank ging. „Wir können beweisen, dass sie sich um ihn gekümmert hat“, sagte Ana Carla Souza Correa in dem Interview. Sie und ihre Familie hätten zusammen mit Paulo B. auf einem Grundstück gelebt. Er sei Alkoholiker gewesen und sein Gesundheitszustand habe sich immer mehr verschlechtert.

Tatverdächtige Erika S.
Erika S. wird von der Polizei in Rio de Janeiro festgenommen.
CNN Brasil

Überwachungsaufnahmen zeigen, wie Paulo B. leblos im Einkaufszentrum ankommt

Laut dem Nachrichtenportal G1 soll der 68-Jährige am 8. April noch mit einer Lungenentzündung in ein Krankenhaus gekommen sein. Am Tag vor seinem Tod wurde er entlassen. Erika S. holte ihn ab und brachte ihn nach Hause.

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Die Polizei geht inzwischen davon aus, dass Paulo B. gestorben sein muss, bevor er in dem Shoppingcenter ankam. Überwachungsaufnahmen zeigen, wie Erika S. und der Taxifahrer einen völlig schlaffen Körper in den Rollstuhl heben. Der Kopf des 68-Jährigen hängt mit geöffnetem Mund zur Seite. Sein Arm baumelt schlaff herunter und er bewegt sich nicht.

Tatverdächtige Erika S. soll nicht um ihren Onkel trauern

Die Ermittler entdeckten auch Leichenflecken in seinem Nacken. Darum gehen sie davon aus, dass Paulo B. im Liegen gestorben sein muss. Wäre er im Rollstuhl auf dem Weg zur Bank gestorben, wäre sein Blut in die Füße gesackt und die Leichenflecken hätten sich dort gebildet. Ein Polizeisprecher sagte außerdem, dass die Tatverdächtige keine Trauer über den Tod ihres mutmaßlichen Onkels zeigen würde, berichtet Folha de Pernambuco. Sie bedaure, dass sie festgenommen wurde, aber nicht, dass sie einen geliebten Menschen verloren habe.

Erika S. wurde in der Bank von der Polizei festgenommen. Der Kredit in Höhe von umgerechnet 3.000 Euro wurde ihr nicht ausgezahlt, weil die Angestellten bemerkten, dass mit Paulo B. etwas nicht stimmte. Gegen sie wird nun wegen versuchten Diebstahls durch Betrug sowie Leichenschändung ermittelt. (jgr)