Vor Betrugsversuch in der Bank
Erika S. geht mit totem „Onkel Paulo“ im Rollstuhl auf Shoppingtour
Der Kopf des Mannes im Rollstuhl hängt zur Seite, er bewegt sich nicht.
In Rio de Janeiro ist eine Frau mit einem Toten in eine Bank gekommen, um einen Kredit in seinem Namen zu beantragen. Die Angestellten schöpfen aber Verdacht. Im Polizeiverhör behauptet die Verdächtige nun, „Onkel Paulo“ habe noch gelebt, als sie das Kreditinstitut betreten habe. Überwachungsaufnahmen zeigen aber, wie sie den völlig regungslosen Mann aus dem Auto in den Rollstuhl verfrachtet und sogar noch mit ihm auf Shoppingtour geht. Die Polizei geht davon aus, dass Paolo B. da bereits tot ist.

Erika S. holte lebenden Onkel Paulo aus dem Krankenhaus ab
Wie das brasilianische Nachrichtenportal G1 berichtet, kam der 68 Jahre alte Paulo B. am 8. April wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus. Am 15. April sei er entlassen worden. Erika S. soll den Mann abgeholt haben. Die 42-Jährige gab im Polizeiverhör an, sie sei die Nichte und Betreuerin des Mannes. Die Polizei überprüft noch das genaue Verwandtschaftsverhältnis der beiden.
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Zu dem Zeitpunkt war Onkel Paulo, wie der Mann von allen genannt wird, noch am Leben. Schon am Abend nach der Entlassung aus dem Krankenhaus soll Erika S. mit dem Mann in ein Shoppingcenter im Stadtteil Bangu gefahren sein. Wie G1 berichtet, soll der 68-Jährige auch da noch gelebt haben. Er habe sich noch bewegt und mit einem Jungen gesprochen.

Überwachungsaufnahmen zeigen reglosen Paulo B. im Parkhaus und im Shoppingcenter
Am nächsten Tag soll die 42-Jährige um 12.52 Uhr wieder am Shoppingcenter angekommen sein. Auf Überwachungsaufnahmen ist zu sehen, wie Onkel Paulo von Erika S. und dem Taxifahrer aus dem Auto in einen Rollstuhl gehoben wird. Sein Kopf hängt schief zur Seite, seine Arme baumeln schlaff herunter. S. schiebt den Mann im Parkhaus bis zum Fahrstuhl.
Danach zeigen Kameras, wie sie mit dem leblosen Paulo B. in einem Café im Einkaufszentrum sitzt. Erika S. kramt in ihrer Handtasche und scheint beschäftigt. Der Mann neben ihr bewegt sich kein einziges Mal. Die Frau versucht mehrfach, ihn im Rollstuhl wieder aufzurichten. Dann lässt sie ihn sogar für eine Weile allein im Café und geht in einen Laden.
Bankangestellte rufen wegen totem Mann im Rollstuhl den Notruf
Gegen 13.40 Uhr soll sich Erika S. laut G1 mit Onkel Paulo auf den Weg zu der Bank gemacht haben, die etwa 500 Meter von dem Shoppingcenter entfernt ist. Dort fiel den Angestellten dann auf, dass etwas mit dem Mann im Rollstuhl nicht stimmte. Um 15 Uhr wählten sie dem Bericht zufolge den Notruf.
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Der Taxifahrer, der Erika S. und Paulo B. zu dem Shoppingcenter brachte, behauptete in der Polizeibefragung, der Mann habe im Auto noch gelebt. Laut dem brasilianischen Sender itatiaia soll der Fahrer ausgesagt haben, der Onkel sei auf der Fahrt zum Einkaufszentrum „aktiv“ gewesen. Er soll der 42-Jährigen geholfen haben, den Mann aus dem Bett zu holen. Sie hätten den 68-Jährigen auf den Beifahrersitz gesetzt. Paulo B. soll sich aber im Auto noch an der Tür festgehalten und geatmet haben, behauptet der Fahrer, der häufiger Fahrten für Erika S. unternehmen soll.
Ermittler sicher: Paulo B. muss vor der Shoppingtour gestorben sein
Aber stimmt die Version des Taxifahrers? Nach der Obduktion gehen die Ermittler davon aus, dass Paulo B. irgendwann zwischen 11.30 und 14.30 Uhr gestorben sein muss. Todesursache: Herzversagen und Einatmen von Erbrochenem. Weil die Gerichtsmediziner aber Leichenflecken in seinem Nacken fanden, gehen die Ermittler davon aus, dass der Mann im Liegen gestorben sein muss. Hätte er seinen letzten Atemzug während des Shopping-Ausflugs getan, wäre sein Blut in seine Füße heruntergesackt. Dort hätten sich dann auch Leichenflecken bilden müssen.
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Gegen Erika S. wird wegen versuchten Diebstahls durch Betrug sowie Leichenschändung ermittelt. Den Kredit in Höhe von 3.000 Euro bekam sie nicht ausgezahlt. Die Polizei will auch noch weitere Familienmitglieder des Verstorbenen vernehmen. (jgr)