Straßenblockaden gegen Lebensmittelverschwendung Wütende Autofahrer & genervte Politiker: Ein bisschen mehr Gelassenheit, bitte!

Seit Wochen blockieren junge Aktivisten der „Letzten Generation“ immer wieder Straßen und Autobahnen und sorgen damit für heftige Kontroversen. Unser Autor Thomas Berding empfiehlt einen gelassenen Umgang mit diesen Aktionen, ähnlich wie bei den Warnstreiks der Lokführer.
Große Empörung gegen Sitzblockaden
Was haben Sitzblockaden gegen Lebensmittelverschwendung auf Autobahnen zu suchen, fragen sich viele. Das sei kein legaler Protest, sondern eine primitive Geiselnahme von unschuldigen Autofahrern. Eine gefährliche dazu, denn Rettungswagen könnten im Stau stecken bleiben. Bilder von genervten Autofahrern, die eigenhändig Aktivisten von den Straßen ziehen, werden in den sozialen Netzwerken gepostet und tausendfach geliked.
Die Empörung ist groß. Politiker fordern hartes Durchgreifen, es hagelt Anzeigen und Verhaftungen. Selten ist Umwelt- und Klima-Aktivisten so viel Zorn und Wut entgegengeschlagen. Dabei sind Sitzblockaden und das Lahmlegen von Verkehrswegen in Deutschland nichts Ungewöhnliches.
Verständnis für Lokführer und Flugkapitäne ist aber da...
Alle Jahre wieder legen wenige tausend Lokführer und Flugkapitäne ein ganzes Land lahm. Streiken für mehr Geld, na klar, dafür haben alle Verständnis. Dafür nehmen viele gern Wartezeiten in Kauf oder ändern ihre Reiseplanung. Wenn aber kurzzeitig Straßen blockiert werden, um unsere Lebensmittelverschwendung anzuprangern, dann hört das Verständnis auf. Obwohl in Deutschland jedes Jahr 18 Millionen Tonnen Lebensmittel unnötig weggeworfen werden. Weltweit sind es mehr als ein Drittel aller Lebensmittel. Ein Skandal, doch bisher hat sich daran kaum was geändert.
Wir alle sind schuld an der Verschwendung
Sollen sie doch vor Supermärkten oder Restaurants demonstrieren und die Autofahrer in Ruhe lassen, sagen viele. Keine schlechte Idee, aber dass zu viel Essen im Müll landet, daran sind nicht nur Supermärkte und Restaurants schuld, sondern wir alle. Ein Grund, warum die Aktivisten unsere Straßen blockieren. Mit ihren Aktionen wollen sie die Bundesregierung zwingen, ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung zu erlassen. An einer Sitzblockade vor dem Eingang der zuständigen Ministerien hätte sicher niemand etwas auszusetzen.
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