Sahen andere Gäste den Täter?

Affenbaby aus Tierpark geklaut: Besucher hatte es beim Rausgehen verdächtig eilig

von Luke Röscher und Sebastian Stöckmann

Als Parkmanager Silvio Dietzel nach seinen Tieren sieht, ist ein acht Wochen altes Affenbaby verschwunden. Der schlimme Verdacht: Jemand hat das Junge aus dem Tierpark in Sondershausen (Thüringen) einfach mitgenommen. Für den Affen ist die herzlose Tat lebensbedrohlich, denn er braucht dringend Muttermilch. Eine Beobachtung anderer Parkbesucher könnte jetzt einen ersten Hinweis auf den Täter liefern.

Sondershausen: Beim Kontrollgang war der Affe plötzlich weg

Sondershausen: Affe aus Tierpark geklaut
Vermutlich hat jemand das acht Wochen alte Tier aus dem Affenwald Straußberg gestohlen.
Affenwald Straußberg

"Wir haben am Sonntag um 10 Uhr die Häuser saubergemacht, da war das Jungtier noch da", berichtet Dietzel im Gespräch mit RTL. "Beim zweiten Kontrollgang zwischen 12 und 12.30 Uhr war es weg – da sind bei uns alle Alarmglocken angegangen. Wir haben den ganzen Park abgesucht, aber das Jungtier nicht gefunden. Offenbar ist es entwendet worden."

Besucher verließ Affenwald Straußberg "ziemlich schnell"

Was den Täter betrifft, legt sich der Manager des Affenwaldes Straußberg fest: "Es kann nur einer von den Gästen gewesen sein." Möglicherweise wurde er sogar beobachtet: Andere Besucher hätten ihn am Donnerstag angerufen und erklärt, eine Person gesehen zu haben, "die dann ziemlich schnell das Gelände verlassen hat, ins Auto gegangen ist und dann auch recht zügig weggefahren ist". Die Information will Dietzel jetzt an die Behörden weitergeben.

Verhindern kann man eine solche Tat wohl nicht. Aber der Parkmanager macht sich schon Gedanken, wie man es Kriminellen in Zukunft schwerer machen kann. "Wir werden jetzt noch intensiver kontrollieren und mit den Behörden überlegen, ob eine permanente Videoüberwachung möglich ist", sagt er. Denkbar sei auch, Besucher am Ausgang zu kontrollieren.

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Suche nach verschwundenem Vari-Affen ist Wettlauf gegen die Zeit

Doch zunächst steht die Suche nach dem verschwundenen Vari-Baby im Vordergrund: ein Wettlauf gegen die Zeit. "Das Jungtier braucht immer noch Muttermilch, die kann man nicht ersetzen, Ersatzprodukte sind nicht gut", erzählt Silvio Dietzel. "Auch die soziale Bindung zwischen den Tieren fehlt, vor allem zwischen Mutter und Kind ist sie sehr wichtig. Das Tier lernt ja von seiner Mutter. Und wenn es irgendwo bei jemandem zuhause in der Stube wohnt, verkommt es."

Das sei noch nicht unmittelbar lebensbedrohlich, "aber das kleine Tier könnte körperlich schnell abbauen", erläutert der Parkmanager. "Und wenn es mehr und mehr abbaut, geht es mit dem Gesundheitszustand rapide bergab, dann stirbt es im schlimmsten Fall."

Parkmanager hofft, dass der Affendieb "einen Arsch in der Hose hat"

Sondershausen: Affe aus Tierpark geklaut
Zur Affenfamilie im Tierpark Sondershausen gehören die Affenmutter, zwei erwachsene Zwillinge und zwei acht Wochen alte Affenbabys.
Affenwald Straußberg

Neben der Mutter gehören zwei erwachsene Zwillinge und zwei acht Wochen alte Babys zur Affenfamilie im Tierpark Sondershausen. Dass das Vari-Baby verschwunden ist, sei der Mutter und dem Geschwistertier deutlich anzumerken. "Die Mutter ist permanent auf Krawall gebürstet", sagt Dietzel. Außerdem fällt ihm auf, wie verwirrt die Affenfamilie seit dem Vorfall ist. "Das Tier war acht Wochen lang da, wurde getätschelt, wurde geputzt – und jetzt ist es plötzlich weg. Die wissen ja gar nicht, was überhaupt passiert ist." Bis die Affen darüber hinwegkämen, dauere es ein paar Tage.

Abfinden will sich der Parkmanager mit dem Verlust des Affenbabys aber nicht und hat eine letzte Hoffnung: dass der Dieb "einen Arsch in der Hose hat, sich bewusst wird, was er für einen Mist er gemacht hat uns das Tier zurückgibt". Dietzel ist sogar zu einer anonymen Übergabe bereit – den Dieb zu finden und zu bestrafen, ist nicht sein oberstes Ziel. "Es geht uns allein um das Tier, das wollen wir wiederhaben."