Vor WM in Katar

FIFA-Boss Infantino hat genug von der Kritik

ARCHIV - 31.03.2022, Katar, Doha: Fußball: FIFA-Kongress 2022. Fifa-Präsident Gianni Infantino reagiert auf einer Pressekonferenz nach dem Fifa-Kongress im Doha Exhibition & Convention Center (DECC).  (zu dpa: «Infantino kritisiert Angebote für TV-Rechte an Frauen-WM») Foto: Nick Potts/Press Association/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
FIFA-Präsident Gianni Infantino
dpa, Nick Potts

Es passt irgendwie ins Bild der umstrittenen WM-Vergabe nach Katar: Nun, rund zwei Wochen vor Turnierstart, hat FIFA-Präsident Gianni Infantino nach jahrelangen Diskussionen über desolate Zustände und verletzte Menschenrechte im Wüstenstaat genug von der Kritik – und wischt sie einfach vom Tisch. Das macht er in einem extra dafür aufgesetzten Schreiben deutlich.

Fußball soll im Mittelpunkt stehen

Infantino hat sich in einem Brief an die 32 Teilnehmer der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar gewandt und dafür plädiert, dass der Fußball und nicht politische Debatten im Mittelpunkt des am 20. November beginnenden Turniers stehen soll. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der Fußball-Weltverband bestätigten am Freitag das Schreiben, über das zunächst der britische Sender „Sky News“ berichtet hatte.

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In dem Brief steht wörtlich: „Wir wissen, dass Fußball nicht in einem Vakuum lebt, und wir sind uns ebenso bewusst, dass es überall auf der Welt viele Herausforderungen und Schwierigkeiten politischer Art gibt. Aber lassen Sie bitte nicht zu, dass der Fußball in jeden ideologischen oder politischen Kampf hineingezogen wird, den es gibt.“

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Katar steht vor dem Turnier unter Beschuss

Der WM-Ausrichter Katar steht vor allen wegen seines Umgangs mit den Bauarbeitern der Stadien und der Kriminalisierung der LGTBQ+-Gemeinschaft, in der sich sexuelle Minderheiten zusammengeschlossen haben, in der Kritik. Laut „Sky News“ heißt es im Infantino-Brief: „Bei der FIFA versuchen wir, alle Meinungen und Überzeugungen zu respektieren, ohne dem Rest der Welt moralische Lektionen zu erteilen.“ Und dass in Katar jedermann, „unabhängig von Herkunft, Hintergrund, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Nationalität“, willkommen sei.

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Den Brief unterzeichnete auch die FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura. Respekt bedeute nach Ansicht des Führungsduos, „Respekt vor Vielfalt zu haben. Keine Menschen, Kulturen oder Nationen sind besser als alle anderen.“ Die FIFA versuche ihrerseits, alle Meinungen zu respektieren, ohne den Rest der Welt moralisch zu belehren.

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„Glaubt nicht mehr an das Märchen"

Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) fordert die Fußballverbände unterdessen auf, die FIFA nicht weiter zu unterstützen. „Glaubt nicht mehr an das Märchen, dass die Turniere der FIFA Menschenrechte voranbringen würden oder ein Gewinn für die austragenden Nationen wären“, hieß es am Freitag in einer Pressemitteilung des LSVD: „Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar und auch bei der kommenden U20-Weltmeisterschaft in Indonesien kann es keinen Gewinner geben. Denn die Menschenrechte haben bereits verloren.“ (jlu/dpa/sid)