Schwere Vorwürfe gegen Emvia-Seniorenheim in SchwerinPflegerin unter Tränen: "Es sind Menschen gestorben, die heute noch leben könnten"

Im RTL-Interview beschreibt eine Mitarbeiterin, des Schweriner Emvia-Pflegeheims für Senioren, Zustände, die kaum zu ertragen sind. Bewohner sollen in den eigenen Fäkalien liegen gelassen werden. Angeblicher Grund: Fehlendes Material und Zeitmangel. Die Leitung soll oft nur eine einzige Pflegekraft für mehr als 30 Bewohner einsetzen. Jetzt wendet eine Mitarbeiterin des Heims sich verzweifelt an die Öffentlichkeit.

Mitarbeiterin verkraftet unwürdige Zustände in Seniorenheim nicht mehr

Mitarbeiterin packt über skandalöse Zustände aus.
Im Emvia-Pflegeheim in Schwerin sollen schreckliche Zustände herrschen.
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Unter Tränen erzählt die Mitarbeiterin von desaströsen Zuständen in dem Pflegeheim. Sie sei verzweifelt, weil sie es nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren könne, die Senioren unter den Umständen zu behandeln: "Es ist oftmals so, dass ich abends nach Hause komme und dass ich weiß, dass ich die Menschen dort zurücklassen musste, ohne sie richtig zu versorgen."

Die Mitarbeiterin will anonym bleiben, aus Angst entlassen zu werden. Trotz allem liebe sie ihren Job und genau deswegen schaffe sie es nicht mehr, die Zustände hinzunehmen. Die Senioren leiden, das Personal leide und die Leitung sei schuld an der ganzen Situation.

Zur Zeit habe das Haus Kapazitäten für maximal 58 Bewohner, de facto hätten aber zwischenzeitlich 72 dort gelebt. Die Stadt soll von der Einrichtungsleitung absichtlich getäuscht worden sein, es seien Listen mit der Anzahl der Bewohner gefälscht worden. So habe man für 72 Menschen kassiert.

Mitarbeiterin des Seniorenheims in Schwerin erhebt schwere Vorwürfe gegen die Leitung

Aus Angst vor einer Entlassung will die Mitarbeiterin anonym bleiben.
Eine Mitarbeiterin spricht im RTL Interview über skandalöse Zustände im Emvia-Pflegeheim in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern).
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Die Mitarbeiterin unterstellt der Leitung bloße Profitgier: "Der Mann (die Leitung der Einrichtung, Anm. d. Red.) ist für mich auch kein Mensch, der ist ein Monster. Der, wenn er denn jemals im Leben Menschlichkeit besessen hat, sie an die Dollarzeichen verloren hat."

Es gäbe kaum Pflegematerial, Wunden würden schlecht versorgt, Regale für notwendige Materialien seien leer. Es gebe viel zu wenig Personal, das unverhältnismäßig viele Überstunden mache und vor allem zu viele Bewohner, die schmutzig und vernachlässigt in ihren Betten lägen. Man habe für Senioren, die sich einnässen, Binden zusammenkleben müssen, da das Personal nichts anderes zur Verfügung gestellt bekommen habe. Viele der Bewohner seien deshalb Wund und hätten Schmerzen im Intimbereich.

Auszubildende würden außerdem in der Einrichtung wohl regelmäßig überlastet. Es sei schon vorgekommen, dass eine Auszubildende mehr als 30 Bewohner alleine betreuen musste.

Die Mitarbeiterin macht der Leitung aber noch schwerere Vorwürfe: "Es sind schon viele Patienten gestorben, die heute hätten noch leben können." Hinweise, dass Patienten stark dehydriert waren, sollen ignoriert worden sein.

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Kinder von Bewohnern machen sich Sorgen um ihre Eltern

Sie wollen ab 01. November in ein anderes Pflegeheim ziehen.
Die Mutter von Gerhard Smettons lebt in dem Emvia-Pflegeheim. Er hat kein gutes Gefühl mehr dabei, seine Mutter in dem Seniorenheim betreuen zu lassen.
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Gerhard Smettons Mutter lebt in besagter Einrichtung. Sie habe ihm immer wieder von weinendem Personal erzählt und dass es dort untereinander Probleme gäbe. Dass das Ausmaß so schlimm sei, wisse er erst jetzt, wo der Skandal öffentlich wurde.

Heute habe er seine Mutter mit einem zwiegespaltenen Gefühl in dem Seniorenheim abgegeben: „Es ist natürlich fürchterlich schlimm, man hat die eigene Mutter da und weiß, dass sie jeden Tag auch in die Situation kommen kann, die die Mitarbeiter beschrieben haben. Sie wollte eigentlich eine ruhige, unbeschwerte Zeit im Seniorenheim haben.“

Stattdessen trage die Mutter der Familie immer wieder Probleme weiter, die die ganze Familie und auch sie selbst beunruhige. „Eine Aushilfe hat bei meiner Mutter geweint, hat ihr alle Ungerechtigkeiten die da laufen erzählt, das wird alles an sie herangetragen und das gibt sie bei der Familie weiter. Das krieg ich ständig von ihr zu hören. Das ist ja auch kein Zustand für sie selbst, das muss sofort beendet werden.“

Gerhard Smettons habe deshalb auch entschieden, seine Mutter in einem anderen Seniorenheim unterzubringen: „Sie wird zum ersten November das Haus wechseln und dort einen schönen Platz fürs Altwerden finden.“

Emvia Living Gruppe äußert sich zu dem Skandal

Der Träger selbst gibt zur Zeit nur folgendes Statement auf seiner eigenen Webseite ab:
"Das Wohl und die Gesundheit unserer Bewohnerinnen und Bewohner steht für die Emvia Living Gruppe und das engagierte Team des Seniorenquartiers Schwerin an oberster Stelle. Wir werden alle erhobenen Vorwürfe prüfen. Wir bitten um Verständnis, dass wir in der Sache gerne erst Klarheit erlangen möchten.“

Jetzt sollen die Vorwürfe von der Stadt geprüft werden. Für die Mitarbeiterin ein Hoffnungsschimmer, denn sie wünscht sich eine vernünftige Einrichtungsleitung, um neue Strukturen zu schaffen. Zum Wohle aller. (mca)