Behörde spricht bei Flug AF11 von "schwerem Zwischenfall"

Chaos im Cockpit: Pilotenfehler bringt Boeing 777 von Air France außer Kontrolle

Jetzt ist wohl endlich klar, was an Bord von Air France-Flug 11 Anfang April wirklich passierte. Die Piloten haben so schwere Fehler begangen, dass die Boeing 777 außer Kontrolle geraten war. Dieses vorläufige Ergebnis hat die französische Zivilluftfahrtbehörde BEA veröffentlicht. Die beiden Männer im Cockpit haben offensichtlich eine Grundregel der Fliegerei nicht beachtet. Schon früh sprachen die Unfallermittler von einem „schweren Zwischenfall“. Funksprüche aus dem Cockpit hören Sie im Video.

Funkverkehr offenbart dramatische Augenblicke an Bord von Flug AF11

Eine Boeing 777-300 von Air France. Ein Flugzeug dieses Typs gerät bei der Landung am Flughafen Charles de Gaulle in Paris außer Kontrolle.
Eine Boeing 777-300 von Air France. Ein Flugzeug dieses Typs gerät bei der Landung am Flughafen Charles de Gaulle in Paris außer Kontrolle.
Christophe Leroux, Air France

Am 5. April wollen die Piloten ihre Boeing 777 auf dem Flughafen Paris Charles de Gaulle landen. Die Maschine kommt gerade aus New York. Laut dem Bericht der Ermittler schalten die Piloten kurz vor der Landung vom Autopiloten auf manuelle Steuerung – ein normaler Vorgang. Zu einem bestimmten Moment geben der Kapitän und sein Co-Pilot dann gegensätzliche Steuerungsbefehle. Das führt zu Kursschwankungen und Bedienproblemen, die das Flugzeug außer Kontrolle geraten lassen. So heißt es in dem Untersuchungsbericht: „Der Kapitän hielt die Steuersäule in einer leicht nach unten gerichteten Position, während der Kopilot mehrere, stärker ausgeprägte Steuerbewegungen nach oben machte.“

Eigentlich DARF so etwas nicht passieren, weil die Rollenverteilung im Cockpit klar ist: Ein Pilot fliegt die Maschine (Pilot flying), der andere überwacht alles (Pilot monitoring). Warum im Cockpit von Air France offensichtlich auf einmal beide Piloten das Flugzeug steuern, ist unklar.

Fakt ist: Laut Bericht der Aufsichtsbehörde BEA sind keine Probleme am Flugzeug festgestellt worden, es habe keinen Alarm wegen eines technischen Versagens gegeben. Es spricht alles für Fehler der Piloten. Fehler, die möglicherweise in eine Katastrophe hätten führen können.

+++ Lesetipp: Panik im Flieger – die Funksprüche zwischen Air France-Cockpit und Tower +++

RTL-Experte Ralf Benkö zu Air France-Flug 11: "Bedenklich, wenn Grundregeln vergessen werden"

Ferienreporter Ralf Benkö hilft auf Sardinien.
RTL-Flugexperte Ralf Benkö: Aus dem Zwischenfall bei Air France muss gelernt werden.

RTL-Flugexperte Ralf Benkö hat selbst einen Pilotenschein. Er schätzt die Ergebnisse aus dem Bericht der Ermittler ein: „Es wäre bedenklich, wenn Piloten in einer Standardsituation Grundregeln der Zusammenarbeit im Cockpit vergessen sollten. Denn diese sind entscheidend für das normal hohe Sicherheitsniveau an Bord. Es ist ein so zentraler Punkt dabei, dass man nicht ‘einfach so’ das Steuer übernimmt, sondern dass man das immer durch einen entsprechenden Satz klarstellt und übergibt: "You have control" … nur ein Pilot steuert, der andere überwacht. Wie konnte die Kontrolle im Cockpit offenbar derart entgleiten? Hatte es mit Stress zu tun? Das wird jetzt zu klären sein. Denn aus solchen Zwischenfällen muss gelernt werden.“

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Air France-Pilot: "Problem mit der Flugsteuerung, das Flugzeug hat so ziemlich alles gemacht"

Die Boeing 777 von Air France befindet sich am 5. April in einer Höhe von rund 370 Metern, als sich die Piloten im Chaos zum Durchstarten entscheiden. Über Funk hört man einen Piloten sagen, dass es ein Problem mit der Flugsteuerung gibt: „Das Flugzeug hat so ziemlich alles gemacht.“

Ein zweiter Landeanflug glückt dann. Das Flugzeug mit dem Luftfahrzeugkennzeichen (wie das Kennzeichen bei einem Auto) F-GSQJ ist rund 17 Jahre alt. Es steht nach der Chaos-Landung mehrere Wochen am Boden, fliegt inzwischen aber wieder. An Bord dieser Ausführung der Boeing 777-300 von Air France haben 296 Passagiere Platz. Wie viele bei der Panik-Landung tatsächlich an Bord waren, ist nicht bekannt. (mit dpa/ Le Parisien/ AV Herald)