Nach Video aus hessischer Flüchtlingsunterkunft
Sanitäter schlägt gefesselten Mann: Jetzt spricht das Opfer Amar H.
Ein Mann liegt auf einer Trage, mit Gurten fixiert. Daneben steht ein Sanitäter. Der geht plötzlich drei Schritte zu dem Gefesselten und schlägt ihm mit der rechten Faust ins Gesicht. Die Polizisten, die daneben stehen, greifen nicht ein. Passiert ist das im November 2020, aufgenommen von einer Überwachungskamera. Jetzt spricht der Mann, den diese Schläge getroffen haben: Amar H. ist 32 Jahre alt, kommt ursprünglich aus Syrien und wohnt in einer Kasseler Flüchtlingsunterkunft. Mit RTL hat er über die Bilder gesprochen, die wohl inzwischen ganz Deutschland kennt.
Überwachungsvideo zeigt: Sanitäter schlägt fixierten Mann mit Wucht ins Gesicht
Noch immer hat Amar H. Schmerzen. Wenn er nachts die Sirenen der vorbeifahrenden Rettungswagen hört, zuckt er zusammen. Durch den Schlag des Sanitäters trägt er einen doppelten Jochbeinbruch davon. Doch was noch schwerer wiegt als die Verletzung, ist das Verhalten der Polizisten: "Wir wissen gar nicht, ob wir empörter sind über das Verhalten des Rettungssanitäter oder der Polizei. Da scheiden sich natürlich die Geister. Was natürlich ins Auge sticht, ist diese absolute Regungslosigkeit. Man erwartet ja zumindest einen erhobenen Zeigefinger, aber nichts dergleichen“, erzählt uns Adnan Aykac, der Anwalt von Amar H. Kurz nach Veröffentlichung der Bilder treffen wir Aykac zum ersten Mal für ein Interview.
Amar H. und sein Anwalt fordern lückenlose Aufklärung
Bevor Polizei und Sanitäter eintreffen, randaliert Amar H. betrunken in der Unterkunft. Nach einem Trauerfall in der Familie habe er zu viel getrunken, sagt er uns im Interview. Bei der Ankunft der Einsatzkräfte wehrt er sich und muss auf einer Trage fixiert werden. Kurze Zeit später folgt der Schlag des Sanitäters. Dieser ist zwar inzwischen seinen Job los, doch Amar H. und sein Anwalt fordern dennoch eine lückenlose Aufklärung: "Wir treten hier keinen Kreuzzug los gegen Rettungssanitäter oder Polizeibeamte, die haben tatsächlich einen schweren Job, den achten und respektieren wir auch. Uns ist auch die Herkunft des Opfers und des Täters vollkommen egal. Was uns nicht egal ist, ist die Wehrlosigkeit des Opfers“, stellt Adnan Aykac am Ende des Gesprächs noch einmal klar.
Autor TV-Beitrag: Tim Ellrich – wünscht sich eine lückenlose Aufklärung.