Prozess in Hassfurt (Bayern)Jäger erschießt Hund - mit Absicht?
Ein Jäger in Bayern hat einen Hund erschossen, weil der einen Hasen gejagt und geschüttelt haben soll. Sagt er.
Die Besitzer des Hundes sind sicher, dass er lügt. Nun steht der Mann in Hassfurt erneut vor Gericht. Die Anklage wirft ihm vor, dass er grundlos aus seinem Auto heraus geschossen habe. Anschließend habe er den Tatort verlassen, ohne sich um die Folgen zu kümmern. Er habe den Hund töten wollen, wirft die Staatsanwaltschaft dem Jäger vor. RTL-Reporterin Michaela Johannsen hat zum Prozessauftakt die Familie begleitet, die um ihren Hund trauert. Mehr dazu in unserem Video.
RTL.de ist jetzt auch bei WhatsApp - HIER ausprobieren!
„Der Angeklagte wollte den Hund töten“
„Der Angeklagte wollte den Hund töten“, heißt es in der Anklageschrift. Der Fall ereignete sich im Sommer 2022. Die Familie aus Österreich war zum Urlaub in Bayern, machte bei schönem Wetter eine Kanutour auf dem Main. Birgt Brunner, ihr Mann Oswald und Mara. Eine achtjährige Alaska-Malamute-Hündin. Als sie mit ihrem Boot durch eine Schleuse müssen, vertreten sich Mensch und Tier die Beine. Mara läuft den Angaben ihrer Besitzerin zufolge auf eine Wiese zwischen den Maibäumen, um ihr Geschäft zu erledigen.
Lesen Sie auch: Herzlos-Herrchen schmeißt Hund Alf über Zaun von Tierheim
Es sei niemand zu sehen gewesen, nur ein Auto auf einem Parkplatz, so Birgit Brunner. Deswegen habe sie Mara laufen lassen. Kurz darauf hört sie einen Schuss. Ein Auto rast davon, Mara krümmt sich vor Schmerz. Der Hund krampft, hat eine schwere Schussverletzung. Brunner ruft einen Tierarzt und die Polizei. Die Tierärztin bringt Mara in eine Praxis, operiert sie. Die Hilfe kommt zu spät, das Tier stirbt. Die Polizei findet heraus, dass der tödliche Schuss aus einem Auto fiel. Es gehört einem Jäger, der das Gebiet gepachtet hat.
D. soll in der Vergangenheit öfter Hundehalter bedroht haben
Dieser Jäger heißt Hermann D. und ist in der Gegend kein Unbekannter. Beim Prozessauftakt ist der Gerichtssaal voll besetzt. Schon seit Jahren ist D. umstritten. Viele Zuhörer sind Jäger, viele sind gekommen, weil sie selbst schlechte Erfahrungen mit Hermann D. gemacht. Der sei bekannt dafür, in seinem Revier Halter und ihre Hunde beim Gassi gehen zu bedrohen.
Lesen Sie auch: Hund bemerkt Schlaganfall und rettet Gabriel (17) das Leben
Er soll Hundehalter schon seit Jahren immer wieder bedroht haben, würde generell behaupten, dass die Hunde jagen. Ein Mann erzählt, der Jäger habe ihn vor etwas sechs Jahren mit angelegter Waffe bedroht, obwohl sein Hund damals direkt neben ihm lief. Er habe den Fall damals auch zur Anzeige gebracht, weil er Todesangst hatte, aber das Verfahren wäre mit der der Zahlung einer Geldbuße eingestellt worden.
Jäger D.: „Ich schieße normal nicht auf einen Hund“ - Gelächter im Gericht
D. gibt an, er sei im Auto mit seiner Ehefrau unterwegs gewesen. Der Hund habe einen Hasen gejagt, hätte ihn mehrfach gepackt. Der Hase hätte mehrfach „geklagt“ - so heißt das in der Jägersprache. Er hätte gerufen, aber keine Besitzer gesehen. „Ich habe geschrien, „halt“, dann bin ich aus dem Auto raus und habe das Gewehr geholt und auf den Hund geschossen. Sein halbautomatisches Kaliber-22-Gewehr lag offen auf der Rücksitzbank.
Lesen Sie auch: Hund stürzt bei Gebirgswanderung in die Tiefe – Bergwacht rettet ihn
Als D. sagt, „ich schieße normal nicht auf einen Hund“, habe es Gelächter im Gerichtssaal gegeben, berichtet RTL-Reporterin Michaela Johannsen. Viele Prozessbeobachter glauben dem Jäger nicht. Auf die Frage des Richters, warum er nicht gehupt oder einen Warnschuss abgegeben habe, um den Hund zu erschrecken, sagt D.: „Es war für mich die letzte Möglichkeit den Hasen zu retten.“ Der Richter fragt weiter: „Der Schutz des Wildes war ihnen das höhere Gut als der Schutz des Hundes.?“ D‘s. Antwort: „Ja.“
Urteil für Ende November geplant
Hundehalterin Brunner sagt, ihr Hund habe gar nicht jagen können, weil er einen Hüftschaden gehabt habe. Außerdem sei er recht schwer und zu langsam gewesen, um einen Hasen einholen zu können. „Für mich war es ein grundloser Schuss“, sagt sie. Der Angeklagte habe sich nie bei ihr gemeldet oder entschuldigt.
Lesen Sie auch: Familie „am Boden zerstört“ – Tierschutzbeamter tötet falschen Hund
Richter rät Jäger Hermann D. den Jagdschein abzugeben. „Wir haben gehört, da draußen gibt es Leute die Angst vor ihnen haben.“ Dann fragt er: „Wie viele Stunden soll ich ihnen noch Zeit geben, sich bei Frau Brunner zu entschuldigen? Sie will ihnen nichts Böses und dennoch schaffen sie es nicht, sich zu entschuldigen.“
Ein Urteil wird Ende November erwartet, dann entscheidet sich auch, ob D. seinen Jagdschein für immer abgeben muss. Das Ehepaar Brunner ist seit kurzem wieder zu dritt auf Reisen unterwegs. Zusammen mit Hündin Laika, die jetzt den leeren Platz im Kanu füllt. Ihre Mara vermissen sie trotzdem.