Staatsanwaltschaft: Kein Mord, nur Totschlag!
Enkel schlägt eigene Oma (100) mit Beil tot - weil ihm Pflege zu anstrengend war?

Erst pflegt, dann tötet er sie!
Artur B. (37) hört sich die schweren Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen ihn an, ohne eine Regung zu zeigen. Er ist angeklagt, weil er seine eigene, 100 Jahre alte Oma auf brutale Weise umgebracht haben soll – mit einem Beil.
16 Schläge in der Nacht
Die furchtbare Tat ereignet sich am 6. März zwischen ein und drei Uhr nachts in Hamburg-Stellingen. „Konkret soll es zu einer Eskalation gekommen sein, in der möglicherweise die Verstorbene auch verbal aggressiv gewesen ist, der Angeklagte mit der Gesamtsituation, insbesondere der Pflege (...) überfordert gewesen und dann mit einem Beil mehrfach auf seine Großmutter eingeschlagen hat“, erklärt Kai Wantzen vom Landgericht Hamburg am Donnerstag (7. September) im Gespräch mit RTL.
Die im Rollstuhl sitzende Seniorin will sich anfangs offenbar noch wehren, doch ohne Erfolg. Nach mindestens 16 Schlägen stirbt sie schließlich an einem Rückenmarksschock. Im Falle einer Verurteilung wegen Totschlags drohen Artur B. zwischen fünf und 15 Jahren Haft.
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Kein Mord, sondern Totschlag
Trotz der Brutalität der Tat fordert die Staatsanwaltschaft aber „nur“ eine Verurteilung wegen Totschlags und nicht wegen Mordes. Dafür müsste eines der sogenannten Mordmerkmale vorliegen „In Betracht kam hier das Mordmerkmal der Heimtücke. Das setzt aber immer das bewusste Ausnutzen einer Art Überrumplungssituation, also eines Überraschungsmoments voraus. Und dafür weiß man hier schlichtweg zu wenig vom tatsächlichen Geschehen“, begründet Wantzen.
Geklärt werden muss auch, warum Artur B. die Tat mit einem Beil begangen haben soll – einem wohl eher unüblichen Gebrauchsgegenstand. „Deswegen stellt sich natürlich die Frage, wo das Beil hergekommen ist und ob sich der Angeklagte möglicherweise damit bewaffnet hat , also Tötungsgedanken auch schon vorher eine Rolle gespielt haben.“
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Angeklagter will sich selbst äußern
Der arbeitslose, gebürtig aus Estland stammende Artur B. soll „wesentliche Teile der Pflege“ selbst übernommen haben, um das Pflegegeld zu kassieren.
Nach der Tat ruft der bisher nicht vorbestrafte Mann selbst die Polizei und erklärt, seine Oma umgebracht zu haben.
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Am nächsten Prozesstag will er sich wohl selbst äußern – weil es dann auch um den psychischen Zustand des 37-Jährigen geht, wird die Öffentlichkeit wahrscheinlich ausgeschlossen. (dka)