Vater schlägt Mutter tot

Waisenkinder werden VORERST nicht nach Vietnam abgeschoben

06.09.2023, Schleswig-Holstein, Eutin: Die Pflegeeltern von vier vietnamesischen Kindern stehen zusammen nach einem Treffen mit Landrat Gaarz in der Kreisverwaltung Ostholstein. Der Kreis Ostholstein hat die zuvor geplante Abschiebung der Kinder nach Vietnam vorerst ausgesetzt. Gegen die Abschiebung wurde eine Online-Petition gestartet, die bisher mehr als 71.000 Menschen unterzeichnet haben. Der Vater der Kinder hatte im Oktober 2022 vor den Augen seines Nachwuchses seine Ehefrau getötet. Foto: Franziska Spiecker/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Freude bei den Pflegeeltern nach dem Treffen mit Landrat Timo Gaarz ist deutlich zu sehen.
bra htf, dpa, Franziska Spiecker

Sie dürfen bleiben!
Überraschende Wende im Fall der vier Waisenkinder, die nach Vietnam gebracht werden sollten, nachdem ihr Vater ihre Mutter umgebracht hat: Sie dürfen zumindest vorerst bei ihren Pflegeeltern im Kreis Ostholstein bleiben. Komplett abgeschlossen ist der Fall aber noch nicht.

Große Erleichterung bei den Pflegeltern

„Sie werden nicht abgeschoben. Punkt“, sagt Landrat Timo Gaarz (CDU) nach einem Treffen mit den Pflegeeltern am Mittwoch (6. September) vor laufenden Kameras. Er spricht von einer Einzelfallentscheidung, dass er „keine aktive Rückführung der vier Kinder anstrebe.“

Auf diese Worte haben vor allem Pflegeeltern der zwei, vier, acht und zwölf Jahre alter Kinder wohl sehnlichst gewartet. „Darüber freuen wir uns ganz riesig, weil das eine immense Erleichterung sowohl für die Kinder insbesondere als auch für uns als Pflegefamilien“, sagt Hans Kemeny, einer der Pflegeväter.

Landrat: Besondere Situation so nicht in Rechtsordnung vorhanden

06.09.2023, Schleswig-Holstein, Eutin: Hans Kemeny (l), Vertreter der Pflegeeltern, und Landrat Timo Gaarz (CDU), informieren die Medienvertreter über die Ergebnisse eines Treffens in der Kreisverwaltung Ostholstein. Landrat Gaarz hat dort mit den Pflegeeltern von vier vietnamesischen Kindern über die zuvor geplante Abschiebung der Kinder gesprochen. Der Kreis Ostholstein hat deren Abschiebung nach Vietnam vorerst ausgesetzt. Gegen die Abschiebung wurde eine Online-Petition gestartet, die bisher mehr als 71.000 Menschen unterzeichnet haben. Der Vater der Kinder hatte im Oktober 2022 vor den Augen seines Nachwuchses seine Ehefrau getötet. Foto: Franziska Spiecker/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Hans Kemeny (l), Vertreter der Pflegeeltern, und Landrat Timo Gaarz (CDU), beantworten die Fragen der Medienvertreter.
fsp, dpa, Franziska Spiecker

Diese neuerliche Wende kommt durchaus überraschend, hatte doch gerade einmal einen Tag zuvor noch der Kreis Ostholstein selbst bestätigt, dass der von ihnen gestellte Antrag auf Rückführung der Kinder nach Vietnam auch von den Vereinten Nationen abgesegnet sei. Als Begründung erklärt Landrat Timo Gaarz, dass er diesen Einzelfall nicht in der Rechtsordnung wiedergefunden habe und er „diese besondere Familiensituation auch anders bewerten muss.“

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Hinter dem Fall ist noch ein Fragezeichen

Abgeschlossen ist die aber auch weiterhin nicht, denn am Ende entscheidet ein Familiengericht über die Zukunft der Kinder. „Wir sind inzwischen wieder ermutigt, dass wir eben hier auch wirklich dazu beitragen können, dass die Kinder dann, unser Wunsch der Pflegefamilien, dauerhaft in Deutschland bleiben. Aber wie gesagt, das entscheiden nicht wir auch als Pflegefamilien. Dafür wird es jetzt ein ordentliches Verfahren geben. Aber das ist gewährleistet, dass das jetzt auch so stattfindet“, gibt sich Hans Kemeny zuversichtlich.

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Ihr Vater bringt ihre Mutter um

Die Geschichte der vier jungen Kinder hat allein in den letzten Tagen viele Menschen bewegt. Eine entsprechende Petition der Pflegefamilien auf chance.org haben fast 75.000 Menschen unterschrieben.

Im Oktober 2022 hatter der Vater der Kinder, der einen Asia-Imbiss in Bad Schwartau betrieben hatte, die Ehefrau und Mutter brutal erschlagen – vor den Augen des Nachwuchses. Der Mann wurde zu zehn Jahren Haft wegen Totschlags verurteilt. Seit der Tat wachsen die Kinder bei Pflegefamilien in Ratekau auf. (dka)