Schockierende Details zum Prozessauftakt in Fulda
Schüler zu sexuellen Handlungen gezwungen: Missbrauchte Patrick B. seine Position als Lehrer?
Diese Anschuldigungen machen sprachlos: In 99 Fällen soll sich der Ex-Schulleiter an Kindern und Jugendlichen vergangen haben. Über 20 Jahre soll Patrick B.seine Position als Grundschullehrer, Chorleiter und Kinderfreizeit-Betreuer auf die perfideste Art und Weise genutzt haben: um Kinder und Jugendliche sexuell zu missbrauchen, zu filmen und die Videos im Internet zu verbreiten. Jetzt steht der 47-Jährige in Fulda vor Gericht.
Schule, Workshop, Chor: Sein Verbrechen hatte viele Schauplätze
Er war ihr Lehrer, ihr Betreuer, ihr Chorleiter – und eine Vertrauensperson, die das Vertrauen von seinen Schützlingen schamlos ausgenutzt haben soll. Schutzbefohlene wurden zu wehrlosen Opfern: Bis zu zwanzig Jungen habe der Vater eines Sohnes missbraucht – zu sexuellen Handlungen gezwungen und kinderpornografisches Material ins Internet gestellt, so die Anklage vor dem Landgericht Fulda.
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Seine schrecklichen Handlungen soll er an der Haselbachschule in Lispenhausen im Kreis Hersfeld-Rotenburg und an der Kleeblatt-Grundschule in Wehretal im Werra-Meißner-Kreis als Lehrer und Schulleiter vorgenommen haben. Außerdem sei der Ex-Pädagoge auch Leiter von Chören und Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche gewesen – laut Anklage weitere Schauplätze seines mutmaßlichen Missbrauchs.
Angeklagter soll Jungen auf Klassenfahrten im Zimmer aufgesucht haben
Beim Verlesen der Anklage zum Prozessbeginn am Mittwoch heißt es: Er habe sich auf Chorfreizeiten und Klassenfahrten nachts in die Zimmer der Jungen geschlichen. Dann habe er ihre Hose runtergezogen, sie unsittlich berührt und zu sexuellen Handlungen gezwungen. Das Ganze habe er mit dem Handy gefilmt und auf Kinderporno-Seiten im Darknet online gestellt. Patrick B.s Verteidigerin Lisa Vogeler kündigte ein Teilgeständnis in 83 der ihm vorgeworfenen 114 Taten an.
US-Hinweis aus dem Internet führte zum Täter nach Deutschland
Wie muss diese Nachricht über die Fälle die Eltern schockiert haben: Der in Schule und Freizeitprogramm für ihren Nachwuchs Verantwortliche soll ein Kinderschänder sein! Aufgeflogen war der Lehrer mit seinen pädophilen Neigungen durch einen Hinweis aus den USA über Instagram. Dort hatten Ermittler den Angeklagten als Verbreiter von kinderpornografischen Dateien an Dritte ausgemacht. Eine Durchsuchung seiner Wohnung in Göttingen machte die ganze Tragweite des Verfahrens klar: Dort gefundenes Material verstärkte den Verdacht, dass Patrick B. auch selbst sexuelle Gewalt an Kindern verübt haben könnte. Das sei oftmals der Fall, betont Generalstaatsanwalt Sebastian Zwiebel im RTL-Interview: „Hinweise auf Kinderpornografie, manchmal nur eine Datei, sind oft der entscheidende Faktor für Ermittlungen. Sie werden zu Auslösern für ein großes Verfahren, in dem es auch um sexuelle Gewalt an Kindern geht.
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Urteil Ende Mai erwartet
Um die minderjährigen Opfer zu schützen, schließt der Richter die Öffentlichkeit von der Verhandlung am Landgericht Fulda größtenteils aus. 37 weitere Verhandlungstage sind nach dem 8. Februar 2022 geplant, ein Urteil könnte Ende Mai fallen.
Im Falle einer Verurteilung drohen Patrick B. bis zu 15 Jahre Gefängnis und es wird geprüft, ob eine Sicherungsverwahrung angeordnet wird, so dass der Ex-Schulleiter auch nach seinem Haftende weiter eingesperrt bliebe. (api/gmö, mit dpa)