Angeklagter soll Grundstücke gekauft haben

Prozess gegen Clan-Mitglied: Erschlich sich Karim R. Sozialleistungen?

von Samina Faizi und Marc Chmiel

Karim R. ist Mitglied eines berüchtigten libanesischen Clans in Berlin-Neukölln und soll sich auf dreiste Art Sozialleistungen erschlichen haben. Laut Staatsanwaltschaft hat der heute 38-Jährige 2013 und 2014 zwei teure Grundstücke in Berlin-Neukölln gekauft. Kurz darauf kassierte er 12.500 Euro Sozialhilfe vom Staat. Deshalb wird ihm jetzt schwerer Betrug vorgeworfen. Zum Verhängnis könnte ihm dabei ein Fehler des Grundbuchamts werden.

Trotz Sozialhilfe: Grundstücke im Wert von über 400.000 Euro gekauft

In den Clan-Strukturen gilt Karim R. als Mann fürs Feine. Auch vor Gericht ist der 38-Jährige sehr eloquent, wirkt freundlich und seriös. Genau so smart soll er auch bei dem vorgeworfenen Betrug vorgegangen sein. Im September 2014 wird dem gebürtigen Libanesen Sozialhilfe zugesprochen. 12.500 Euro kassiert er insgesamt, angeblich bezieht er nicht genug Einkommen. Doch die Beamtin Regina S. widerspricht heute vor Gericht.

Nach ihrer Aussage soll Karim R. 2013 und 2014 in Berlin-Neukölln zwei Grundstücke gekauft haben, in der Rudower Straße und im Goldhähnchenweg. Der Wert: Über 400.000 Euro. Um das zu vertuschen, soll Karim R. einen libanesischen Strohmann eingesetzt haben. Er soll ihm zwei Konten eingerichtet haben und, das ist entscheidend, eine Vollmacht ausgestellt haben.

Berlin: Grundbuchamt übersieht Vollmacht und trägt Karim R. ein

Doch beim Grundbuchamt wurde diese Vollmacht offenbar übersehen. Ein Fehler. So wurde statt des Strohmanns fälschlicherweise Karim R. eingetragen. Zwar nur für einen kurzen Zeitraum, aber lang genug, damit ihm die Beamtin Regina S. auf die Schliche kommt. Denn sie ist damit beauftragt, auffällige Geldströme zu finden, nachdem bei einem Raubüberfall in einer Berliner Sparkasse 2014 mehrere Millionen erbeutet wurden. Ihre Vermutung: Auch das Geld, mit dem die beiden Neuköllner Grundstücke gekauft wurden, könnte aus diesem Überfall stammen. Vor Gericht sagt sie: „Ich habe keine Geldübergabe an ihn beobachtet, aber es war so, dass Karim R. Geld aus illegalen Vorgängen zugeflossen ist für das es keine legale Erklärung gab.“

Der Anwalt von Karim R. streitet am ersten Prozesstag alles ab, lässt sogar Rassismus-Vorwürfe gegen die Beamtin durchklingen. Auch der Richterin sind die Zeugenaussagen und Beweise noch zu wenig, ein Urteil gibt es heute noch nicht.

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