"Das ist der Worst Case"
Wegen Delta-Variante: Portugal-Urlauber müssen 14 Tage in Quarantäne
Sonne, Urlaub und endlich Erholung von der Pandemie: Das erhoffen sich viele von ihrem Sommerurlaub. Für alle Portugal-Urlauber hat das nun jedoch ein abruptes Ende. Denn wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitag mitteilte, wird das Land wegen der starken Verbreitung der Delta-Variante ab Dienstag als Virusvariantengebiet eingestuft. Die Folge: Urlauber müssen bei ihrer Reiserückkehr nach Deutschland 14 Tage in Quarantäne – ohne Chance auf eine Verkürzung durch einen negativen Test. Für RTL-Reporter Jakob Silvester Schmidt, der zurzeit privat im Urlaub an der Algarve ist, der absolute „Worst Case“.
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Quarantänepflicht gilt auch für Geimpfte und Genesene
Die Einstufung als Virusvariantengebiet zieht ein weitgehendes Beförderungsverbot nach Deutschland für Fluggesellschaften, Bus- und Bahnunternehmen nach sich. Sie dürfen nur noch deutsche Staatsbürger und Ausländer mit Wohnsitz in Deutschland über die Grenze bringen. Für diejenigen, die einreisen dürfen, gilt eine strikte 14-tägige Quarantänepflicht, die nicht durch einen Test verkürzt werden kann und auch für vollständig Geimpfte und Genesene gilt.
Touristen, die derzeit in Portugal Urlaub machen, stellt das nun vor die unangenehme Wahl: Entweder den Urlaub abbrechen und vor Dienstag zurück nach Deutschland fliegen oder 14 Tage Quarantäne in Kauf nehmen.
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"Das Urlaubsfeeling ist jetzt verflogen"
Auch RTL-Reporter Jakob Silvester Schmidt muss sich nun mit diesen Gedanken auseinandersetzen. „Das Urlaubsfeeling, die gute Stimmung ist jetzt verflogen“, erklärt er. Statt Sonne, Strand und Meer heißt es jetzt recherchieren, Arbeitgeber kontaktieren und eventuell Flüge umbuchen. Und das, obwohl er und ein Kumpel völlig abgeschnitten von jeglichen anderen Touristen Urlaub in einem Haus an der Algarve machen.
„Wir haben gar keinen Kontakt zu anderen Urlaubern und auch nicht zu anderen Menschen. Wir sind hier zu zweit und haben einen Mietwagen, wollten bisschen rumfahren, aber selbst in den Orten, in denen wir bisher waren, war wenig los und selbst wenn mal ein wenig Enge aufgekommen ist, haben die Menschen eine Maske getragen. Also von daher haben wir wenig mitbekommen von der Delta-Variante. [...] Gefühlt ist es hier ziemlich ruhig.“
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"Es muss zeitnah eine Lösung her"
Erfahren haben sie von der Einstufung zum Virusvariantengebiet Portugals am Freitag über das Internet. Auch Freunde und Bekannte machen sich bereits Sorgen und fragen nach, wie es weitergeht. Das wissen Jakob und sein Kumpel auch noch so richtig: „14 Tage Quarantäne wären auf jeden Fall nicht wirklich günstig. Damit haben wir nicht gerechnet, das war nicht eingeplant und jetzt machen wir uns natürlich Gedanken, wie geht’s weiter, müssen wir früher zurück – hieße bis Montag 0 Uhr – wie ist das mit dem Arbeitgeber vereinbar, kriegen wir das irgendwie hin, dass man danach 14 Tage in Quarantäne geht?“
Um das herauszufinden, stehen sie im Kontakt mit dem Arbeitgeber – „und dann muss zeitnah eine Lösung her“, so Jakob weiter.
"Man ist ein bisschen frustriert"
Angst haben die beiden nicht, aber Respekt. Denn die vergangenen Monate haben gezeigt, wie sich neue Mutationen auf die Pandemie auswirken können. Zudem ist es gerade für Urlauber an der Algarve unter Umständen recht frustrierend. „Es ist ziemlich bitter, dass wir als Urlauber an der Algarve jetzt 14 Tage in Quarantäne müssen, da hier eine wirklich niedrige Inzidenz ist, und hier wirklich weit und breit kein Mensch ist, das fühlt sich persönlich umso blöder an, man ist natürlich ein bisschen frustriert“, erzählt Jakob.
Wenn er jetzt wirklich 14 Tage in Quarantäne müsste, wäre das der „Worst Case“, sagt Jakob. „Zwei Wochen Quarantäne jetzt im Sommer, wo alle rauskönnen und man sich wieder mit mehr Menschen treffen kann. Darauf zu verzichten, wenn man jetzt wiederkommt, das wäre sehr sehr ärgerlich. Da möchte ich eigentlich nicht drüber nachdenken.“

Deutscher Reiseanbieter holt Urlauber zurück
Mit Portugal wird erstmals seit Wochen wieder ein EU-Land in die höchste Risikokategorie eingestuft. Die Entscheidung dürfte zahlreiche deutsche Touristen treffen, die entweder jetzt schon in Portugal im Urlaub sind, oder eine Reise dorthin geplant haben. Die besonders beliebte Küstenregion Algarve ist Stand jetzt noch nicht einmal in die niedrigste Risikokategorie eingestuft. Das ändert sich dann ab Dienstag.
Der deutsche Reiseanbieter Olimar will mehrere Hundert Bundesbürger nun schnell zurückholen. Das Unternehmen aus Köln, das auf Portugal spezialisiert ist, habe seinen Gästen gleich nach der Mitteilung des Robert Koch-Instituts (RKI) eine rechtzeitige Rückkehr bis Montagabend angeboten, sagte Pascal Zahn von Olimar am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. „Etwa zehn Prozent unserer Gäste wollen ihren Urlaub jedoch eventuell verlängern“, sagte Zahn.
Corona-Neuinfektionen in Portugal auf höchstem Wert seit Februar
Mit 1.604 neuen Corona-Ansteckungen binnen 24 Stunden wurde in Portugal am Freitag nach Angaben des Gesundheitsministeriums der höchste Wert seit Februar registriert. Die Zahl der Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner in 14 Tagen (14-Tage-Inzidenz) stieg auf 137,5, wie die Zeitung „Público“ berichtete. Am Vortag hatte sie noch 128,6 betragen. Nach Angaben der EU-Behörde ECDC ist das der höchste Wert aller 30 erfassten Länder.
Zum Vergleich: In Deutschland beträgt der Wert 25 (Stand 25.6.). Die für Montag vorgesehene Lockerung der Corona-Einschränkungen wurde für weite Teile des Landes ausgesetzt. In der Hauptstadt Lissabon macht die Delta-Variante derzeit bereits mehr als 70 Prozent aller Fälle aus. (akr, dpa)