Konflikte zwischen Polizisten und Aktivisten

Polizei soll Braunkohledorf Lützerath räumen - Aktivisten blockieren Straße mit brennender Barrikade

Aktivisten wollen um Lützerath kämpfen Brennende Barrikade
01:41 min
Brennende Barrikade
Aktivisten wollen um Lützerath kämpfen

30 weitere Videos

Monatelang war der Konflikt um das Braunkohledorf Lützerath, das abgebaggert werden soll und zum Symbol des Klimakonflikts geworden ist, eher theoretischer Natur - nun wird es ernst. Die Polizei steht am Montag direkt an dem Örtchen. Aktivisten wollen es nicht aufgeben.

Aktivisten besetzen Braunkohledorf Lützerath

Die Buchstaben auf dem „Willkommen in Lützerath“-Schild sind bunt, das „ü“ erinnert an ein lächelndes Gesicht. An diesem Morgen aber ist der Blick auf den freundlichen Gruß von tiefschwarzem Rauch verschleiert. Mitten auf der Straße lodert eine Barrikade, dahinter sitzen Menschen in weißen Ganzkörper-Anzügen in Reihe. Es wird sehr klar: Das herzliche Willkommen gilt vielen - aber nicht der Polizei. Die steht nämlich auf der anderen Seite.

Lützerath im Kreis Heinsberg, ganz im Westen des Landes und am Rande eines riesigen Tagebau-Lochs, soll abgebaggert werden, um weitere Kohle zu gewinnen. Das ist schon eine ganze Weile beschlossene Sache. Klimaaktivisten aber halten die Siedlung, deren einstige Bewohner längst weggezogen sind, besetzt. Sie wollen die Bagger stoppen - praktisch, aber auch symbolisch. Gegen die Erderwärmung.

Lützerath: Letzte-Generation-Aktivist klebt sich auf der Straße fest

Lange war der Konflikt eher theoretischer Natur, am Montag aber wird es nun ganz real. Man kann auch sagen: heiß. Polizei und der Energiekonzern RWE, dem Grundstücke und Häuser mittlerweile gehören, rücken an, um die Räumung - die erst Mitte Januar erfolgen soll - vorzubereiten. Rundherum sieht man ächzende Bagger, Polizisten in schwerer Schutzmontur stellen sich auf. Bei den Lützerath-Aktivisten kommt das erwartungsgemäß nicht gut an.

„Die Leute hier versuchen zu verhindern, dass die Polizei ins Dorf kommt, um Vorbereitungen zu treffen, damit das Dorf abgerissen wird“, sagt Julia Riedel, Sprecherin der Initiative „Lützerath lebt“, die direkt an der brennenden Barrikade steht.

Der Umweltaktivist der Gruppe Letzte Generation, Wolfgang Metzeler-Kick, hat sich derweil an die Straße geklebt. Er sei zuletzt in einer Vollzugsanstalt in Bayern gewesen, berichtet er. Danach habe man ihn gefragt, ob er weiter Aktionen in Bayern plane. „Ich habe gesagt: Nein. Meine Aktionen werde ich dann in Richtung Lützerath verlagern.“ Nun ist er hier. „Es ist unmöglich mit anzuschauen, wie der Wahnsinn des Alltags die Menschheit letztendlich ausrottet“, sagt er.

Ein Aktivist klebte sich auf der Straße fest.
Ein Aktivist klebt sich auf der Straße fest.
RTL
Anzeige:

Empfehlungen unserer Partner

Konfrontationen zwischen Polizei und Aktivisten in Lützerath

Die Stimmung ist zunehmend angespannt. Es kommt zu Konfrontationen zwischen Polizei und Aktivisten. Im Hintergrund dreht sich ein gigantischer Braunkohlebagger im Regen immer weiter.

Irgendwann stehen sich eine Reihe Aktivisten und eine Reihe Polizisten Auge in Auge gegenüber - direkt am Ortsschild von Lützerath. „Jeder anständige Polizist, der ein bisschen auf die Verfassung gibt, wechselt jetzt die Seite!", ruft ein Aktivist. Das geschieht allerdings nicht. Mehrmals gibt es Handgemenge. Aktivisten werfen Flaschen.

Die Aktivisten glauben, dass die Polizei eine Eskalation provozieren wolle. Die Polizei-Präsenz sei notwendig, um Strukturen vorzubereiten, die für eine Räumung mit dann mehr als 1.000 Beamten gebraucht würden, meint Polizeisprecher Andreas Müller. Erwartet wird so ein Einsatz irgendwann ab dem 10. Januar. „Die müssen untergebracht werden, die müssen verpflegt werden“, sagt Müller. „Ab jetzt wird man Polizei hier wahrnehmen.“ (mit dpa)