Olga (75): "Ich wollte nicht sterben"

Erfahrene Sammlerin stirbt fast an giftigstem Pilz Deutschlands

Die erfahrene Pilzesammlerin Olga Predic (75) ist fast an einer Pilzvergiftung gestorben. Sie wurde auf der Intensivstation der MHH behandelt.
Die erfahrene Pilzesammlerin Olga Predic (75) ist fast an einer Pilzvergiftung gestorben. Sie wurde auf der Intensivstation der MHH behandelt.
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von Metin Turan

„Ich werde nie wieder Pilze suchen“, sagt Olga im Gespräch mit RTL. Und das obwohl sie sich seit dreißig Jahren im Wald immer wieder auf die Suche nach der Delikatesse macht. Doch ihr letzter Ausflug endet für die 75-Jährige fast tödlich.

Ärzte kämpfen nach Pilzvergiftung um Olgas Leben

„Sonntagmorgen wurde mir ganz schlecht. Ich war sehr schwach, musste stark brechen, hatte Durchfall. Den ganzen Tag lang. Und es wurde immer schlimmer.“ Die Stimme von Olga Predic zittert, als sie im RTL-Gespräch von ihrer Pilzvergiftung erzählt. Seit drei Jahrzehnten sammelt die Rentnerin Pilze – wie auch dieses Jahr. Mittags verspeist die 75-Jährige ihre gesammelten Funde. Am nächsten Tag kämpfen Ärzte auf der Intensivstation um Olgas Leben.

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Patientin pflückte tödlichen Knollenblätterpilz - "Ich wollte weiterleben"

Zum Themendienst-Bericht vom 18. September 2014: Ein Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) ist sehr giftig. Aber er ist nicht immer grün - hat er einen weißen Hut, sieht er dem Champignon zum Verwechseln ähnlich. (Archivbild vom 12.09.2013/Die Veröffentlichung ist für dpa-Themendienst-Bezieher honorarfrei.) Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
Der giftige Knollenblätterpilz sieht - vor allem wenn er in weißer statt der ebenso üblichen grünen Farbe daherkommt - dem Champignon zum Verwechseln ähnlich! Daher ist besondere Vorsicht geboten.
Klaus-Dietmar Gabbert, picture alliance / dpa-tmn | Klaus-Dietmar Gabbert

Olga Predic hatte sich lebensgefährlich vergiftet. Was sie nicht wusste: Beim Pilzesammeln pflückte sie auch den tödlichen Knollenblätterpilz. Er ist einer der giftigsten Pilze in Deutschland und laut Medizinern für 90 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen verantwortlich. Allein an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurden seit Anfang August sechs Menschen mit Pilzvergiftungen behandelt. Ein Patient stirbt, bei einem anderen muss die Leber ersetzt werden. „Die Ärzte sagten zu mir, dass sie mir nicht garantieren können, ob ich am Leben bleibe“, erzählt Olga Predic unter Tränen. „Ich wollte nicht sterben. Ich wollte weiterleben.“

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Pilzvergiftung kann zu Leberversagen führen

Die erfahrene Pilzesammlerin Olga Predic (75) ist fast an einer Pilzvergiftung gestorben. Sie wurde auf der Intensivstation der MHH behandelt.
Professor Markus Cornberg von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) rät, keine Pilze zu sammeln: Lebensgefahr!
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Olga Predic hat viel Glück, dass sie noch lebt. Denn: Das Knollenblätterpilz-Gift wirkt erst mehrere Stunden nach dem Verzehr, wenn es bereits im ganzen Körper aufgenommen wurde. „Danach kommt es zur Problematik, die die viel schlimmere ist. Der Ausfall der Leberzellen. Das kann zu einem Leberversagen führen“, erklärt Olgas Arzt, Professor Markus Cornberg, stellvertretender Direktor der Fachabteilung für Gastroenterologie (Leber-Erkrankungen) an der MHH. Das Fatale: Die Leber-Symptome können erst nach ein, zwei Tagen auftreten, nachdem die Magen-Darm-Probleme wieder zurückgegangen sind.

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Oft entscheidet frühe Behandlung der Pilzvergiftung zwischen Leben und Tod

In diesem Jahr gebe es schon sehr früh erstaunlich viele Pilzvergiftungen, erklärt Professor Cornberg weiter. „Sonst haben wir diese Problematik erst im September, Oktober und nicht schon im Juli, August.“ Vermutlich sprießen die Pilze wegen des vielen Regens und des warmen Wetters jetzt schon aus dem Boden, mutmaßt der Mediziner. Bei Erbrechen und Übelkeit nach dem Essen von Pilzen sollte man sofort zum Arzt gehen, rät Professor Cornberg. Denn oft entscheidet die frühe Behandlung zwischen Leben und Tod. „Vor allem auch die Pilze mitnehmen, die man gegessen hat. Damit ein Sachverständiger identifizieren kann, ob da ein giftiger Pilz dabei ist“, erklärt er weiter im Gespräch mit RTL.

Mediziner: Am besten Pilze aus dem Supermarkt essen

Olga Predic darf die Intensivstation in Hannover nach ein paar Tagen wieder verlassen und nach Hause. Eins hat sie gelernt: „Ich werde in meinem Leben nie wieder Pilze suchen. Und ich warne die Menschen vor den gefährlichen Pilzen.“ Einen Ratschlag hat Professor Markus Cornberg auch noch für alle Pilze-Liebhaber: „Am besten ist es, die Pilze aus dem Supermarkt zu essen.“

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