Knollenblätterpilze mit Champignons verwechselt

Ehepaar aus Bayern nach Pilzvergiftung in Lebensgefahr

ARCHIV - Grüne Knollenblätterpilze stehen am 28.09.2001 im Rostocker Botanischen Garten. Die Zahl der Pilzvergiftungen ist in diesem Sommer extrem gestiegen. Die größte Gefahr geht laut Giftinformationszentrum Nord in Göttingen (Niedersachsen) vom Grünen Knollenblätterpilz aus. (zu dpa «Zahl der Pilz-Vergiftungen schnellt in die Höhe» vom 19.08.2017) Foto: Bernd Wüstneck/Zentralbild/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der Verzehr von Knollenblätterpilzen ist lebensgefährlich; bei einer Vergiftung treten Symptome oft erst spät auf.
erü jol hoh uk wie, dpa, Bernd Wüstneck

Eine fatale Verwechslung hat ein Ehepaar aus Bayern in Lebensgefahr gebracht. Die Eltern eines 15 Jahre alten Jungen glaubten, Champignons zu verspeisen – tatsächlich aßen sie jedoch hochgiftige Knollenblätterpilze. Derzeit befinden sich der Mann (50) und seine Frau (40) laut einem Bericht der "Augsburger Allgemeinen" auf der Intensivstation.

Vergiftete Pilze gegessen: Paar aus Aichach-Friedberg kämpft um sein Leben

Die Lage ist auch deshalb so dramatisch, weil sich die zwei erst spät in ärztliche Behandlung begaben. Im Krankenhaus wurde ihnen sofort medizinische Kohle über eine Magensonde verabreicht, wie Christian Stoll, ärztlicher Direktor der "Kliniken an der Paar" in Aichach, der Zeitung erzählt. Die Kohle bindet das in den Körper gelangte Gift und wird über den Darm ausgeschieden.

Der Mediziner fürchtet, dass nur eine Lebertransplantation die beiden retten kann. "Das ist wirklich dramatisch", sagt Stoll. "Erst mal müssen Spenderorgane gefunden werden. Die Chancen dafür sind nicht so hoch." Der Sohn der Eheleute, die aus dem Landkreis Aichach-Friedberg stammen, habe die Pilze nicht gegessen.

Nach Verzehr der Knollenblätterpilze: Übelkeit kam mit Verzögerung

Das Paar hatte die Pilze selbst gesammelt und am Sonntagabend verzehrt. Am Dienstagmorgen gingen die beiden ins Aichacher Krankenhaus und berichteten von starker Übelkeit und Erbrechen. Weil die Vergiftungen bei beiden Patienten schon weit fortgeschritten waren, wurden sie auf die Intensivstationen der Münchner Kliniken rechts der Isar und Großhadern verlegt. Für die aufwändige Versorgung der Pilzvergiftung sie die Klinik in Aichach nicht ausgelegt, erläutert Christian Stoll der "Augsburger Allgemeinen".

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Mediziner: Pilzvergiftung ist "wie im Lehrbuch" abgelaufen

"Wie im Lehrbuch" sei die Vergiftung bei dem Ehepaar abgelaufen, sagt der Mediziner. In den ersten zehn Stunden hätten die zwei keine Symptome gehabt und erst dann die Übelkeit wahrgenommen, diese aber nicht auf das Pilzgericht zurückgeführt. Schon ein bis drei frische Pilze reichten, um eine solch schwere Vergiftung auszulösen. Die Wahrscheinlichkeit, durch das Gift des Knollenblätterpilzes zu sterben, betrage 30 Prozent – ein sehr hoher Wert. Das Gift wirkt direkt im Zellkern führt zu einem Zerfall und schließlich dem Versagen der Leber.

Bei einer Pilzvergiftung komme es vor allem auf schnelles Handeln an, erläutert Stoll. Er weiß aber auch, dass Pilzvergiftungen "sehr trügerisch" sein können: weil sie wegen der spät auftretenden Symptome auch erst spät bemerkt würden.

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Große Verwechslungsgefahr bei Pilzen

Wer sich nicht gut auskennt, kann Knollenblätterpilze leicht mit anderen Pilzarten verwechseln. Daher gilt bei allen Pilzen: Wenn Sie sich nicht sicher sind, dass das gefundene Exemplar genießbar ist, lassen Sie es stehen. Oder konsultieren Sie einen zertifizierten Pilzsachverständigen, um Klarheit zu schaffen. (bst)