Fälschlich für tot erklärt

Familie bekommt Urne geschickt - dabei lebt Tyler noch!

ARCHIV - 26.08.2016, Bayern, --: Eine für eine Bestattung vorbereitete Urne steht auf einem Friedhof. (zu dpa "Bestatter muss sich wegen Störung der Totenruhe verantworten") Foto: picture alliance / Nicolas Armer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Sogar eine Urne bekam die Familie zugeschickt. Doch darin war nicht Tylers Asche. (Symbolbild)
nar lofn rho jol, dpa, Nicolas Armer

Sogar die Behörden sagen, er ist tot – dabei ist Tyler Chase quicklebendig!

Dieser irre Fall nimmt Ende vergangenen Jahres in den USA seinen Anfang. Es beginnt damit, dass Tyler im Supermarkt seine Essensmarken nicht einlösen kann. Später heißt es, es gäbe eine Todesurkunde auf seinen Namen. Und dann bekommt seine Familie auch noch eine Urne voll Asche! Dabei lebt Tyler! Warum fiel dieser Irrtum niemandem auf? Und wem gehört die Asche in der Urne?

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Tyler Chase nimmt schon als Teenager Drogen

Tyler Chases Leben verläuft nicht besonders gut. Schon als Teenager nimmt der heute 22-Jährige Drogen. 2020 stirbt seine Mutter – Chase rutscht in die Abhängigkeit, er wird obdachlos. Anfang 2023 wird er verhaftet, wegen Drogenbesitzes und Einbruchs. Er wird entlassen, kommt in eine Einrichtung für Abhängige, soll clean werden. Zu seiner Familie hat er mehrere Jahre keinen Kontakt. „Mein Leben war ein einziges Chaos“, sagt er jetzt zur New York Times. Doch er kriegt die Kurve, wird in der Einrichtung clean. Nur: In seiner Familie weiß das keiner.

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Als die Angehörigen von Tyler die Nachricht bekommt, dass er gestorben sei, sind daher zwar alle bestürzt, aber nicht geschockt, erzählt Tylers Cousine Latasha R. später der New York Times. Keiner macht sich die Mühe, die Leiche zu identifizieren. Die Familie sammelt 1.000 Dollar für die Beerdigung, Latasha holt die Urne ab und stellt sie in einen Schrank. Tyler ist für alle gestorben.

Tyler erfährt: Es gibt sogar eine Todesurkunde

Währenddessen erfreut sich Tyler allerdings bester Gesundheit. Nicht ahnend, dass er als verstorben gilt! Dann kommt es im Oktober zu der Episode im Supermarkt und Tyler erfährt: Es gibt sogar eine Todesurkunde! Er ist da gerade auf der Suche nach Arbeit. Doch: „Man kann sich nicht mehr bewerben, wenn man tot ist“, erfährt Tyler am eigenen Leib. Er macht sich daran, den Sachverhalt aufzuklären.

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Was er erfährt, ist unglaublich: Monate vor jenem Vorfall im Supermarkt stiehlt ein anderer Einwohner der Einrichtung Tyler das Portemonnaie. Darin ist auch sein Führerschein. Wenig später stirbt der junge Mann an einer Überdosis Fentanyl irgendwo auf der Straße. Die Behörden halten ihn aufgrund der gestohlenen Brieftasche für Tyler. Der wiederum hat den Diebstahl nicht gemeldet. Der Tote ist einige Jahre älter als Tyler, kleiner und dünner, mit roten Haaren. Doch das scheint den Behörden nicht aufzufallen.

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Familienzusammenführung kurz vor Weihnachten

Einige Tage vor Weihnachten bekommt Cousine Latasha einen Anruf. Tyler Chase sei noch am Leben, sagt ihr die Stimme am anderen Ende der Leitung. „Ich dachte, man will mich verarschen“, sagt Latasha zur New York Times. „Dann hat sie mir das Gesicht meines Cousins über das Telefon gezeigt. Ich fühlte mich, als hätte ich ein außerkörperliches Erlebnis.“ Tyler sieht besser aus als 2020, als sie ihn das letzte Mal sah. Er ist gesund. „Ich habe mich gefühlt, als hätte ich mehr für ihn tun sollen, als seine Mom starb“, sagt Latasha. „Jetzt kann ich für ihn da sein, jetzt kann ich die Dinge tun, von denen ich mir wünschte, ich hätte sie vorher tun können.“

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Es mache sie allerdings auch wütend, dass die Behörden nicht genauer ermittelt hätten. „Ich habe die Asche des Kindes einer anderen Person gehabt – und sie wussten nicht einmal, dass ihr geliebtes Kind tot war“, sagt sie. „Das ist, was mich wirklich traurig macht – dass sie ihn behandelt haben, als wär er ein niemand.“

Tyler feiert mit seiner Cousine zusammen Weihnachten. Er arbeitet mittlerweile für eine Organisation, die Obdachlosen in Portland hilft. Für ihn war die ganze Geschichte vor allem ein Augenöffner. Die Tatsache, dass er mit einem Toten verwechselt wurde, habe ihn erkennen lassen, „dass das hätte ich sein können“, sagt er. (eon)