Technischer Defekt auf dem Segelschulschiff
Panne bei Probefahrt - "Gorch Fock" wird abgeschleppt
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Kurz nach der Abfahrt ist schon wieder Schluss
Nach fast sechs Jahren Sanierung wollte die Crew des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ Pannen, schlechte Planung und explodierende Kosten endlich hinter sich lassen und zu einer ersten Probefahrt aufbrechen. Doch die Testfahrt auf der Weser und der Nordsee muss am Mittwoch vorzeitig beendet werden – ein Defekt lässt das sanierte Schiff nicht weit kommen.
Gorch Fock auf der "Zielgeraden"
Am Mittwochmorgen ist die Freude über das Auslaufen aus eigener Kraft bei den Beteiligten noch groß: „Wir sind unglaublich stolz darauf, dieses besondere Schiff nun auf die Zielgerade gebracht zu haben und in wenigen Wochen unserem Kunden zu übergeben“, sagt Lürssen-Geschäftsführer Tim Wagner. Auf beiden Weser-Ufern verfolgen Schaulustige die erste Fahrt des 63 Jahre alten Schiffes. „Wir freuen uns auf die erste Seefahrt im Rahmen der Werftprobefahrt und die ersten richtigen Eindrücke auf dem ‘neuen’ Schiff“, sagt Kapitän Nils Brandt.
Ein Regelventil ist kaputt
Doch kurz nach der Abfahrt aus der Bremer Lürssen-Werft wird die „Gorch Fock“ von Schleppern in Schlepp genommen. Denn: Die Besatzung hat ein defektes Regelventil entdeckt, das für die Frischwasserversorgung des Antriebsdieselmotors sorgt. Um das Ventil während der Probefahrt zu wechseln, wird die Maschine gestoppt, die begleitenden Schlepper übernehmen. „Werftprobefahrten wie die heutige dienen dazu, die Technik und das notwendige Zusammenspiel einzelner Bordkomponenten unter realen Bedingungen zu testen, Fehlerursachen zu lokalisieren und im Nachgang zu beheben“, teilt ein Werftsprecher mit.
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"Gorch Fock" läuft in Wilhelmshaven ein
Dann stellt sich heraus: Der Schaden kann während der Probefahrt nicht behoben werden. Daher steuert das Segelschulschiff Wilhelmshaven an und läuft am Abend im Hafen ein. Eigentlich war geplant, dass die "Gorch Fock" nach zwei Tagen Probefahrt auf der Weser und der Nordsee erst am Donnerstag nach Wilhelmshaven kommen sollte, um am dortigen Marinearsenal mit der Endausrüstung ausgestattet zu werden. Nun soll das defekte Bauteil im Rahmen der Endausrüstung ausgetauscht werden, teilte die Werft mit.
Sanierung für 135 Millionen
Die Lürssen-Werft hatte seit Herbst 2019 als zweite Werft an der "Gorch Fock" gebaut. Der vorherige Auftragnehmer, die Elsflether Werft, hatte Insolvenz angemeldet. In ihre Regie fielen die enormen Kostensprünge, die den Preis für die Generalüberholung von geplant 10 Millionen Euro auf 135 Millionen Euro hochgetrieben haben.
Auch bei Lürssen stand die Instandsetzung „unter schwierigen Vorzeichen“, wie Geschäftsführer Wagner sagte. Bauunterlagen waren unvollständig, an den Schiffbauarbeiten bis dahin musste viel abgeändert werden. „Heute blicken wir auf ein Schiff mit neuen Masten und Rahen, einem komplett neuen Rohrsystem, neuer Isolierung und neuem Innen- und Außenanstrich“, so Projektleiter Sascha Eilers. 100 Kilometer Kabel wurden gezogen, Antriebsanlage und Generatoren wurden instandgesetzt, die Inneneinrichtung ist größtenteils neu. (dpa/lzi)