Marine-Schulschiff nimmt Kurs auf Wilhelmshaven
Nach fast sechs Jahren Sanierung: "Gorch Fock" geht auf erste Probefahrt

Eine jahrelange Generalüberholung, explodierende Kosten, juristische Streitereien: Das Segelschulschiff „Gorch Fock“ blickt auf eine turbulente Geschichte zurück. Nun will die Crew das Flaggschiff der Marine wieder in ruhigere Gewässer steuern. Am Mittwoch hat das Schiff Lemwerder verlassen und absolviert nun eine erste Probefahrt.
Technische Anlagen werden überprüft
Am Mittwochmorgen legt der Dreimaster von der Bremer Lürssen-Werft ab. Zwei Tage lang wird das Schiff auf der Weser und auf der Nordsee überprüft. „Die gesamten technischen Anlagen des Schiffes werden im Rahmen dieser Probefahrt getestet“, sagte ein Marinesprecher gegenüber der Deutschen Presseagentur. Einen Tag später legt das Schiff in Wilhelmshaven an, wo im Marinearsenal letzte Arbeiten vorgenommen werden sollen. Die Rückkehr der „Gorch Fock“ in ihren Heimathafen Kiel ist für den 4. Oktober geplant.
Kosten stiegen auf 135 Millionen Euro

Die Arbeiten an dem Schulschiff hatten sich immer wieder verzögert. 2015 war die Gorch Fock für eine Generalüberholung ins Dock gekommen. Fast sechs Jahre lang wurde sie saniert, die Kosten stiegen von geplanten 10 Millionen Euro auf 135 Millionen Euro. Der erste Generalauftragnehmer, die Elsflether Werft, wurde insolvent. Im Herbst 2019 übernahm die Großwerft Lürssen die Fertigstellung des Schiffes. Wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten bei der Sanierung ermittelt die Staatsanwaltschaft Osnabrück.
Eine erste Probefahrt war bereits für Ende März geplant. Grund für die fünfmonatige Verzögerung war nach Angaben der Werft die Pandemie.
Umweltschützer ziehen vor Gericht
Aktuell klagen Umweltschützer vor dem Bundesverfassungsgericht. Der Vorwurf: Bei der Sanierung seien illegale Tropenhölzer verwendet worden. Ein Eilverfahren vor dem Verwaltungsgericht Köln scheiterte im April, das Oberverwaltungsgericht Münster wies die Eilbeschwerde gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts im Juli zurück. (dpa/lzi)