Sorge um Motivation in der Pandemie-Bekämpfung in 2022
Pandemie-Jahr 2021: Virologin Ciesek enttäuscht von großer Impflücke

Ein Virus macht keinen Jahresrückblick, eine Virologin wie Sandra Ciesek durchaus. Sie schaut teilweise sehr enttäuscht auf das Jahr 2021: Denn der erhoffte Anfang vom Ende der Pandemie musste wegen der großen Impflücke verschoben werden. Und der Blick auf das Jahr 2022 erfüllt die Virologin mit Sorge: Für den Herbst und Winter 2022/2023 befürchtet sie eine neue Welle.
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Neue antivirale Wirkstoffe machen Hoffnung
Ciesek blickt mit gemischten Gefühlen auf das Jahr 2021 zurück - und sorgt sich um die Motivation, 2022 die Pandemie weiter zu bekämpfen. Man habe auf der einen Seite viele neue Erkenntnisse über das Virus gewonnen, sagte die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt der Deutschen Presse-Agentur: "Neben den monoklonalen Antikörpern stehen uns in den nächsten Wochen weitere neue antivirale Wirkstoffe zur Behandlung zur Verfügung." Trotzdem lief das Jahr schlechter als Ciesek an Weihnachten 2020 erwartet hätte.
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Zu geringe Impfbereitschaft: "Ich finde das sehr schade"
"Die Medikamente sind hilfreich, aber ein Ersatz für eine Impfung sind sie nicht." Anfang 2021 war sie davon ausgegangen, dass der Beginn der Impfungen das Ende der Pandemie einläutet. "Ich hätte nicht gedacht, dass sich so viele Menschen nicht impfen lassen. Ich finde das sehr schade, weil wir mit dem Impfstoff ein gutes Tool in der Hand hätten, diese Pandemie zu beenden."
Auf Infektionswellen zu spät reagiert
Außerdem habe man 2021 auf die neuen Infektionswellen zum Teil zu spät reagiert. Wenn man beim Gegensteuern zu lange warte, "dann laufen wir Gefahr, dass wir keine Instrumente mehr haben". Die Forderung, die Politik müsse einen langfristigen festen Plan entwerfen, wie man auf Dauer mit dem Virus leben könne, hält Ciesek für nicht zielführend: "Die Situation ist zu dynamisch. Man muss flexibel bleiben - das hat uns zuletzt die neue Variante Omikron gezeigt." Sich langfristig festzulegen, sei gefährlich.
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Wird es 2022/2023 endlich besser?
Eine Lehre aus knapp zwei Jahren Pandemie müsse sein: „Man kann leider nichts versprechen und nichts ausschließen.“ Ob 2022 besser wird? „Mein Eindruck ist es, dass viele Menschen keine Motivation mehr haben, sich weiter mit der Pandemie zu beschäftigen.“ Sie erwartet „weiter eine sehr hohe Arbeitsbelastung“, sowohl für die Forschung als auch in den Kliniken.
Sie hofft jedoch, dass sich die Aktivität des Erregers – trotz zunehmender Verbreitung der Omikron-Variante – im Frühjahr abschwächt. Allerdings rechnet sie im Herbst mit einer nächsten Welle, insbesondere, wenn es nicht gelingt, die bestehenden Impflücken bis dahin zu schließen. „Ich hoffe aber, dass wir diesmal besser darauf vorbereitet sind.“ (dpa/ija)
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