Er soll Pressefotograf gewesen sein

Paar verschanzt sich mit 6 Kindern in Weinkeller - Vater (54): "Ich hatte eine schlimme Kindheit"

Die Polizei in Österreich hat weiterhin keinen Anlass, die Ermittlungen gegen einen 54-Jährigen auszuweiten, der mit sechs Kindern in einem Weinkeller gelebt haben soll. „Der Anfangsverdacht einer möglichen Kindesentziehung hat sich nicht bestätigt, es wird nur wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt ermittelt“, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Die Kinder im Alter von sieben Monaten bis fünf Jahren seien in der Obhut der regionalen Behörden. Jetzt sprach der Vater in einem ausführlichen Interview mit den „Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN)“ und stellte klar: „Ich bin kein Prepper!“

Mit sechs Kindern in Weinkeller verschanzt

Die Polizei sagte, der 54-Jährige und seine 40 Jahre alte Lebensgefährtin hätten eine große Menge an Lebensmitteln im Weinkeller gehortet. Generell habe es „einen gewissen Standard an Hygiene“ gegeben, hieß es mit Blick auf die vorhandene Versorgung mit Strom und Wasser.

Im Gespräch mit den „NÖN“ sagte der Vater: „Mein Wunsch war immer, meinen Kindern ein sicheres Zuhause zu bieten. Deshalb habe ich hier sechs Presshäuser gekauft, und ich möchte, dass jedes Kind ein Presshaus mit einer Kellerröhre bekommt.“ Es sei sein Wunsch gewesen, ein friedliches Familienleben führen zu können.

Seine Frau sei gebürtige Berlinerin. Er sei der Enkel eines Nazis und habe deshalb seinen Namen geändert. „Weder bin ich ein Reichsbürger noch ein Verschwörungstheoretiker oder glaube an den Weltuntergang“, sagte er der Zeitung. Er habe lange als Pressefotograf gearbeitet.

Vater des 54-Jährigen soll Alkoholiker gewesen sein

Nach Angaben des Vizebürgermeisters der Gemeinde, Erich Greil, hat der Mann schon vor einigen Monaten rund fünf bis sechs Keller gekauft und deren Eingänge jeweils mit einer Überwachungskamera ausgestattet. „Wir haben ihn darauf aufmerksam gemacht, dass es in einem Keller kein Wohnrecht gibt“, sagte Greil am Dienstag. Allerdings handle es sich um sogenannte Presshäuser mit anschließendem Weinkeller, die auf einer begrenzten Fläche durchaus wohnlichen Charakter haben dürften.

Bei der Durchsuchung der Räumlichkeiten seien eine „Langwaffe, zwei Armbrüste und mehrere Druckluftwaffen“ gefunden werden, erklärte Stefan Loidl, Pressesprecher der Landespolizei Niederösterreich. Der verdächtige Vater wiederum erklärte, er habe damit in einem langen Gang des Kellers auf Ziele aus Pappe geschossen – nur zum Spaß.

Polizeisprecher Stefan Loidl sprach über die Ermittlungen in Österreich.
Polizeisprecher Stefan Loidl sprach über die Ermittlungen in Österreich.
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Auf Tiktok ist ein Video zu sehen, das vom 54-Jährigen stammen soll. Bei dem visuellen Rundgang durch die Bleibe bestreitet er, dass es sich bei der Lagerung von zahlreichen Lebensmitteln und Kosmetikartikel um etwas Ungewöhnliches handle. „Wir sind keine Prepper, sondern einfach verantwortungsbewusste Eltern.“ Es sei ein Schock für ihn gewesen, plötzlich im Fokus von Ermittlungen zu stehen. „Dass es so weit ausufert, hat niemand erwartet. Ich werde in den Medien als eine Art von Josef Fritzl betrachtet. Das ist ein totaler Unsinn“, sagte er der „NÖN“

Er selbst habe eine schlimme Kindheit gehabt und wollte es für seine Sprösslinge besser machen. „Mein Vater war Alkoholiker. Wir Kinder haben von ihm viele Schläge, Fußtritte und Demütigungen erlebt“, sagte er der Zeitung. Und weiter: „Liebe habe ich von meinem Vater nie erfahren. Aber eines Tages hat er meine beiden Hände genommen und Folgendes gesagt: ‘Bub, werde bitte niemals so wie ich!’“

Lese-Tipp: Vater führte Sekten-Webseite im Internet

Eine Familie aus Österreich lebte abgeschottet.
Eine Familie aus Österreich lebte abgeschottet in Weinkellern.
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Kinder in Weinkeller: Anwohner alarmierten die Behörden

Anwohner hatten die Behörden alarmiert, weil sie die Familie in der Kellergasse in Hadres (Bezirk Hollabrunn) an der österreichisch-tschechischen Grenze beobachtet hatten. Als die Behörden vergangene Woche eintrafen, attackierte der 54-Jährige zwei Männer mit Pfefferspray, wie er in dem Interview bestätigte. Sie hätten keine Dienstausweise vorzeigen wollen. Die Männer seien anschließend mit der Polizei zurückgekehrt. (dky)