Kfz-Mechaniker wird gekündigt und muss 8.000 Euro zahlen

Dennis lässt sich krankschreiben, Chef beauftragt Detektiv

Dennis Salahi ist 16 Jahre alt, als er anfängt in der Kfz-Werkstatt von Franz Pachner in Schleißheim (Österreich) zu arbeiten. Zuerst sei alles gut gelaufen, aber dann habe es plötzlich immer mehr Probleme mit dem Chef gegeben, erzählt er im Interview. „Die ganzen Beleidigungen, Beschimpfungen – das hat mich fertig gemacht“, sagt Dennis. Der damals 20-Jährige hält es irgendwann nicht mehr aus und lässt sich krankschreiben. Doch sein Chef glaubt ihm nicht und beauftragt einen Privatdetektiv.

Detektive erwischen Dennis im Café und als er nachts nach Hause kam

Der erwischt Dennis zusammen mit Freunden in einem Café und wie er erst spät nachts von seiner Freundin nach Hause kommt. Drei Tage lang wird der junge Mann observiert. Danach übergeben die Privatermittler seinem Chef mehrere Beweisfotos, dass Denis sich nicht an seine erlaubten Ausgehzeiten gehalten hat. Der Chef kündigt dem Kfz-Techniker fristlos und zieht dann sogar noch gegen seinen ehemaligen Mitarbeiter vor Gericht, weil er Dennis die Kosten für den Detektiveinsatz aufbrummen will.

In letzter Instanz vor dem Obersten Gerichtshof in Wien bekam der Chef nun Recht und Dennis muss ihm rund 8.000 Euro zahlen. Eine Menge Geld für den jungen Mann, der gerade seinen Job verloren hat. All seine Ersparnisse gehen dafür drauf.

Chef sah keine andere Möglichkeit mehr

Dennis kann nicht verstehen, warum sein Chef so reagierte. „Schlechtes Gewissen habe ich keins, weil ich war ja krank“, sagt er. Sein Arzt habe ihm sogar Beruhigungsmittel verschrieben, weil er nachts nicht habe schlafen können. Er habe sich nur mit seinen Freunden im Café getroffen, um sich ein bisschen von seinen Problemen auf der Arbeit abzulenken. Im Nachhinein bereut er nur, nicht einfach gekündigt zu haben. Er habe sich immer von seinem Chef überreden lassen, noch zu bleiben.

Franz Pachner erklärt im RTL-Interview, dass das Einschalten der Detektive für ihn als Unternehmer die einzige Handhabe sei, wenn Mitarbeiter nicht zur Arbeit kommen würden. „Die Krankenstände sind jede Woche wieder verlängert worden“, erzählt er. „Um 14 Tage, um eine Woche. Da habe ich einen Detektiv beauftragt, ihn mal zu kontrollieren.“

Franz Pachner beauftragte Detektiv
Werkstattbesitzer Franz Pachner verdächtigte seinen Mitarbeiter, einfach blau zu machen.
RTL
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Wer in Deutschland krankgeschrieben ist, darf nicht so ohne Weiteres ausspioniert werden

So einfach ist es in Deutschland nicht für einen Arbeitgeber, seine Mitarbeiter ausspionieren zu lassen. „Der Datenschutz wird in Deutschland großgeschrieben“, erklärt Nicole Mutschke, Fachanwältin für Arbeitsrecht. „Es muss immer ein konkreter Verdacht vorliegen, dass der Arbeitgeber den Arbeitnehmer überwachen darf“, sagt sie. Es reiche nicht, dass der Arbeitgeber sich immer Montags bei schönem Wetter krank melde. Aber wenn der Arbeitgeber das Auto seines Mitarbeiters auf dem Hof der Konkurrenz stehen sehe, sei das schon ein begründeter Anfangsverdacht.

In Deutschland sei es rechtlich auch so geregelt, dass man nicht den ganzen Tag im Bett liegen müsse, wenn man krank geschrieben ist. Aber die Anwältin schränkt schon ein: „Alles, was meine Genesung gefährdet, sollte man unterlassen.“ Das weiß auch Privatdetektiv Markus Lentz. „Kaffeetrinken im Café ist kein genesungswidriges Verhalten“, meint er. Tätig würden er und seine Mitarbeiter aber bei handwerklichen Tätigkeiten oder anderen Aktivitäten, für die man normalerweise bezahlt würde. Wie Blaumacher in Deutschland gejagt werden, lesen Sie hier.

Dennis fühlt sich auch heute manchmal noch beobachtet

Für Dennis war das Wochenende Ablenkung, an dem er eigentlich krankgeschrieben war, ziemlich teuer: Er verlor nicht nur seinen Job, sondern musste auch für die Detektivkosten aufkommen. Die Überwachung durch seinen Chef empfindet er als riesigen Eingriff in die Privatsphäre. Manchmal fühle er sich immer noch beobachtet, sagt er. Auch wenn es dafür eigentlich keinen Grund gibt: Inzwischen hat Dennis einen Job bei einer anderen Firma gefunden. Dort fühle er sich wohl.

(jgr)