Nach Kollision zweier S-Bahnen in Schäftlarn mit einem Toten
Was bis jetzt zu dem Crash bekannt ist - und welche Fragen noch offen sind

Ein Toter, viele Verletzte: Das schreckliche S-Bahn-Unglück auf einer eingleisigen Strecke südlich von München erschüttert die Menschen auch außerhalb von Bayern. Doch wie konnte es dazu kommen? RTL beleuchtet, welche Fakten vorliegen und was noch unklar ist.
Bahnkreise: S-Bahn-Strecke war elektronisch gesichert
Am Montagnachmittag gegen 16.35 Uhr krachen auf einer eingleisigen Strecke zwei S-Bahnen frontal ineinander. Mehrere Zugteile beider Bahnen springen aus den Gleisen. Bei dem Unglück stirbt ein 24-jähriger Mann. Er saß im vorderen Teil des Zuges in Richtung München. 18 weitere Menschen werden verletzt, sechs von ihnen schwer. Darunter sind auch die beiden Lokführer. Außerdem werden 25 Menschen ambulant versorgt.
Wie konnte es zu dem Zusammenstoß kommen? Die S-Bahn aus München Richtung Wolfratshausen hatte nach Angaben eines Sprechers der Bundespolizei etwa zehn Minuten Verspätung. Bei der Deutschen Bahn war dazu zunächst keine Stellungnahme zu bekommen. Anwohner berichteten, eine S-Bahn habe länger als sonst im Bahnhof gestanden.
Doch die Unfallstrecke der Münchner S-Bahn ist nach Angaben aus Bahnkreisen mit einer elektronischen Sicherung ausgestattet. Die kann Züge im Notfall automatisch bremsen, heißt es aus Bahnkreisen. Laut „Süddeutscher Zeitung“ hat das System angeschlagen. Es soll mindestens einen Zug gebremst haben.
Aktuelle Ermittlungen zum S-Bahn-Crash bei München im Video
Innenminister: Ursache für S-Bahn-Kollision wohl nicht Technikproblem

Die Ermittler sammeln inzwischen Beweise: Sie vernehmen beispielsweise erste Zeugen. Die Fahrtenschreiber beider Triebwagen sind sichergestellt. Mit Drohnen wurde der Unfallort südlich von München aus der Luft fotografiert - für die Ermittlungen, aber auch zur Vorbereitung der Bergung. Gutachter sollen die Arbeit unterstützen.
Trotzdem gibt es noch einige Dinge, die nicht bestätigt sind. Die größte Frage ist wahrscheinlich die, nach der Ursache für das Unglück. Ermittler prüfen aktuell, ob es sich um menschliches Versagen handelt. Das bestätigte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann. Denn aktuell gibt es keine Hinweise auf eine technische Ursache. Für Berichte der „Bild“-Zeitung, dass womöglich ein rotes Signal überfahren wurde, gibt es keine Bestätigung von den Ermittlern.
Parallelen zu anderem Zugunglück in Bayern?

Die Züge an der Unfallstelle werden wahrscheinlich nicht vor Mittwoch geborgen werden. Und erst nach der Freigabe der Unfallstelle könne die DB mit den Aufräum- und Reparaturarbeiten beginnen. Erst dann können Schäden an den Gleisen ausgebessert werden.
Bei vielen weckt das Unglück in Schäftlarn Erinnerungen an andere Zugunfälle. Besonders an einen im August vorherigen Jahres: nicht weit vom aktuellen Unfallort stießen damals fast zwei S-Bahnen zusammen. Bundespolizei-Sprecher Wolfgang Hauner sieht jedoch keine Parallelen. Damals seien Personen im Gleis gemeldet worden.
Daraufhin sollten beide Lokführer langsam fahren. Einer der beiden hätte zudem warten müssen. Er habe das jedoch missverstanden und sei losgefahren. Da die Sicht auf gerader Strecke gut war und beide Züge langsam fuhren, konnten sie rechtzeitig bremsen. (dpa/jmu)