Kulturelle Aneignung - oder einfach nur harmloser Spaß für Kinder? Nach Rassismus-Shitstorm: Ravensburger zieht Winnetou-Bücher zurück

„Kulturelle Aneignung“ und Rassismus – oder einfach nur ein harmloser Spaß für Kinder? Das Begleitbuch zum jüngst erschienener gleichnamigem Kinderfilm „Der junge Häuptling Winnetou“ muss sich jetzt diese Kritik gefallen lassen. Auf Instagram gab der Ravensburger Verlag schon vor ein paar Tagen bekannt: Die Veröffentlichung war ein Fehler. Die Auslieferung der Bücher wurde gestoppt. Der Film ist aber nach wie vor in den Kinos zu sehen.

Reaktion auf kritische Stimmen

Die Bücher „Der junge Häuptling Winnetou“ zum gleichnamigen Film werden wohl nicht viele Kinder lesen. Denn der Ravensburger Verlag hat deren Auslieferung gestoppt. Zuvor hatte der Verlag dies bereits auf Instagram angekündigt. Er reagierte mit dieser Aktion auf kritische Stimmen, die dem Verlag vorgeworfen hatten, in den Büchern rassistische Stereotype über Ureinwohner Amerikas zu wiederholen. Der nächste Vorwurf: kulturelle Aneignung. Darunter wird die Übernahme von kulturellen Ausdrucksformen, Geschichte und Wissensformen von Trägern einer anderen Kultur oder Identität bezeichnet.

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„Gefühle anderer verletzt“ - Verlag will Programm überarbeiten

Auf seinem Instagram-Account „Ravensburgerkinderbuecher“ schreibt der Verlag: „Wir danken Euch für Eure Kritik. Euer Feedback hat uns deutlich gezeigt, dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben. Das war nie unsere Absicht und das ist auch nicht mit unseren Ravensburger Werten zu vereinbaren. Wir entschuldigen uns dafür ausdrücklich.“ Der Verlag kündigte an, sein Programm nun zu überarbeiten. Dazu sollen auch externe Berater einbezogen werden. Über 1100 Kommentare gab es bisher unter dem Post. Während viele Nutzerinnen und Nutzer die Entscheidung begrüßen, gibt es auf der anderen Seite auch massive Empörung und großes Unverständnis über die Ankündigung.

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Karl-May-Experte kritisiert Entscheidung: Kein Sachbuch - sondern Fiktion

Karl-May-Experte Andreas Brenne kritisiert die Entscheidung des Verlages, das Kinderbuch vom Markt zu nehmen. „Ich halte es für nicht richtig, ein solches Buch nur aufgrund eines Shitstorms aus dem Verkehr zu ziehen“, sagte Brenne in einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Der Verlag hätte sich vor diesem Schritt von Experten für das Werk Karl Mays und das Genre des Kinder- und Jugendbuches beraten lassen sollen.

Nach den Worten des Experten ist das Buch unbedenklich, weil ja in einer Vorbemerkung klargestellt werde, dass das Buch als fiktive Geschichte und nicht als sachgerechte Darstellung des Lebens indigener Völker zu verstehen sei. „Hier hat wohl die Angst der Marketingabteilung des Verlages, das Haus könne in Verruf kommen, das Vorgehen diktiert“, analysierte Brenne, der als Professor für Kunstpädagogik und Kunstdidaktik an der Universität Potsdam wirkt und in der Karl-May-Gesellschaft an Programmfragen mitarbeitet. (ots/ija)