06. Mai 2021 - 14:48 Uhr
Wodurch könnte ein Impfstoff eine Herzmuskelentzündung überhaupt auslösen?
Sind Herzmuskelentzündungen eine seltene Nebenwirkung des deutschen Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer - oder besteht kein Zusammenhang? Das untersucht aktuell das israelische Gesundheitsministerium. In einer vorläufigen Studie waren "Dutzende von Fällen" einer Myokarditis (Herzmuskelentzündung) bei mehr als fünf Millionen Geimpften aufgefallen, hauptsächlich nach der zweiten Dosis. Medizin-Laien stellt sich nun die Frage: Wodurch könnte ein Impfstoff so eine Herzmuskelentzündung überhaupt auslösen? Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor des Hygienezentrums Bioscientia schätzt den möglichen Zusammenhang ein.
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Steckt eine Autoimmunreaktion dahinter?
Ob wirklich ein Zusammenhang zwischen den in Israel aufgetretenen Herzmuskelentzündungen und der Impfung von Biontech/Pfizer besteht – und wie der Impfstoff die Herzerkrankung ausgelöst haben könnte – darüber kann man bislang nur spekulieren. Das betont auch Dr. Georg-Christian Zinn im Gespräch mit RTL. "Wenn man jetzt mal spekuliert, wäre das am wahrscheinlichsten eine Autoimmunreaktion – ein Reaktion des körpereigenen Immunsystems, die dann dazu führt, dass Muskelzellen des Herzens angegriffen werden und dann zu einer Entzündung führen", so der Mediziner. "Das wäre jetzt die wahrscheinlichste Suche, auf die sich die israelischen Forscher konzentrieren."
Herzmuskelentzündung: Auf diese Symptome sollten Sie achten
Nicht immer ist eine Herzmuskelentzündung klar zu erkennen, weil die Symptome auf alle möglichen Erkrankungen hindeuten können, vordergründig auf eine allgemeine Infektion. "Eine Herzmuskelentzündung führt zu einem Leistungsabfall", erklärt uns Dr. Zinn. "Das heißt: Ich bin kurzatmig, ich fühle mich schlapp und müde. Man kann auch Herzstolpern bemerken." Möglich seien auch Schmerzen im Brustbereich oder Herzstechen bei Anstrengung. In seltenen Fällen könne eine Myokarditis aber auch "still ablaufen", so der Mediziner. Deshalb sei bei einer Herzmuskelentzündung immer Vorsicht geboten.
Zusammenhang mit Corona-Impfstoff noch unklar

Noch ist unklar, ob die Anzahl der aufgetretenen Entzündungen des Herzmuskelgewebes ungewöhnlich hoch ist oder sich auf dem Niveau der gemeldeten Fälle der letzten Jahre bewegt. Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Reuters erklärte Pfizer, das Unternehmen habe keine höhere Myokarditis-Rate beobachtet, als in der Allgemeinbevölkerung zu erwarten wäre. "Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass Myokarditis ein Risiko im Zusammenhang mit der Anwendung des Covid-19-Impfstoffs von Pfizer/Biontech darstellt."
Was den Nachweis eines Zusammenhangs zwischen Erkrankung und Impfstoff weiterhin schwierig gestaltet: Eine Myokarditis kann auch durch eine Vielzahl von Viren verursacht werden. Einer Herzmuskelentzündung geht in vielen Fällen ein durch Viren ausgelöster grippaler Infekt voraus. Meist ist der Coxsackie-Virus Typ B der Verursacher. Aber auch andere Erreger wie Bakterien, Parasiten und Pilze können eine Myokarditis auslösen. Insgesamt bietet eine Schwächung des Immunsystems die Basis für diese Erkrankung.
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Im Video: Biontech/Pfizer millionenfach verimpft - bisher nur Hinweise aus Israel

Auch RTL/ntv-Redakteurin Tamara Bilic erklärt zu den Fällen von Herzmuskelentzündungen in Israel, momentan gebe es noch keinen Anlass zur Sorge: "Das kann auch ganz andere Gründe haben." Welche Gründe – dazu mehr im Video
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