Mythen im Check Ungesund oder doch nicht? Das macht Milch wirklich mit unserem Körper

„Milch macht müde Männer munter!“
Oder „Milch gibt Kraft!“, „Milch ist gut für die Knochen!“ - zahllose Weisheiten ranken sich um das weiße Getränk, das es mittlerweile in unzähligen Varianten gibt. Aber was ist am Ende wirklich dran? Ist Kuh-Milch nun gesund oder sollten wir doch lieber zu einer der zahlreichen Alternativen greifen? Die Antworten darauf gibt’s im Video.

Multiple Sklerose: Verstärkt Kuh-Milch sogar die Symptome der Krankheit?

Das einst unbefleckte Image von Kuh-Milch hat längst tiefe Risse bekommen. Veganer sagen, sie mache krank, Alternativen wie Hafer- und Mandelmilch erfreuen sich großer Beliebtheit. Auch mehren sich Berichte über negative Auswirkungen von Milch auf unseren Körper: So hatten Forscher aus Bonn im Jahr 2022 beispielsweise herausgefunden, dass Kuh-Milch die Symptome von Multipler Sklerose verstärken und das Erkrankungsrisiko erhöhen soll. „Wir haben gerade herausgefunden, dass eine steigende Anzahl von MS-Patienten auf Milch mit einer Symptomverschlechterung reagiert haben und wir konnten in Folge zeigen, dass gewisse Eiweiße aus der Milch, vor allem das Kuhmilch-Eiweiß Casein, eine allergische Reaktion bei diesen Patienten hervorruft", erklärte Professorin Stefanie Kürten vom Anatomischen Institut des Universitätsklinikums Bonn.

Aber die Forscher gehen auch davon aus, dass gesunde Menschen eine Allergie gegen Tiermilch-Proteine entwickeln können und damit das Risiko steigt, an MS zu erkranken.

Glass with Soy Milk and Seeds on wooden background
Soja-Milch gilt als gesunde Alternative für Menschen, die auf tierische Produkte verzichten wollen.

Der Stoffwechselexperte Dr. Volker Manz rät zu frischer Bio-Weidemilch

Bedeutet das, dass wir besser gänzlich auf Kuh-Milch verzichten und diese durch Alternativen wie Hafer- oder Mandelmilch ersetzen sollten? Wir haben mit Stoffwechsel-Experte Dr. Volker Manz gesprochen. Der Experte rät Folgendes: „Also, ich trinke Bio-Milch. Ich trinke auch Hafermilch, aber doch mit Vorliebe auch Kuh-Milch. Vegane Drinks haben erstmal einen hohen Wasseranteil und liefern weniger Nährstoffe. Das heißt, es werden Dinge hinzugesetzt: Calcium, Stabilisatoren, Emulgatoren, Aromen. So haben wir auf einmal ein hochverarbeitetes Produkt, was nicht so der Bringer und nicht wesentlich besser als Kuh-Milch ist.“

Dennoch haben die Alternativen auch ihre Vorteile. „Die Hafermilch ist reich an Ballaststoffen, laktose- und milcheiweißfrei und glutenfrei. Sojamilch hat genauso viele Proteine wie Kuh-Milch, aber nur halb so viele Kalorien“, so der Experte. Von Mandelmilch rät er eher ab, da diese qualitativ minderwertiger sei und „nur drei bis sieben Prozent Mandeln enthalte“.

Wer die pflanzlichen Alternativen geschmacklich allerdings nicht mag und daher nicht auf die Kuh-Milch verzichten möchte, der muss sich keine Sorgen machen. Hier empfiehlt Dr. Volker Manz: „Es gibt EU-Verordnungen und Kriterien, also Bio ist schonmal gut. Das Tier hat Zugang zur Weide, es gibt keine vorbeugenden Medikamente und keine gentechnisch veränderten Lebensmittel oder Getreide. Das ist auch gut für die Bilanz. Also, meine Empfehlung wäre: frische Bio-Weidemilch mit 1,5 Prozent Fett.“

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Kuh-Milch hat nicht mehr Zucker als die pflanzlichen Alternativen

Aber hat Kuh-Milch grundsätzlich mehr Kalorien als die pflanzlichen Alternativen? Dazu Dr. Volker Manz: „Das variiert von Produkt zu Produkt. Sie hat vielleicht von Haus aus schonmal mehr, aber das Kritische ist der zusätzliche Zucker. Da sollte man wirklich auf die Zutatenliste des Produktes schauen und auf die Nährwerttabelle und den Fettgehalt, und dann kann sich jeder ein Bild machen.“

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Zusammengefasst bedeutet das also: Niemand muss auf Kuh-Milch verzichten, wenn er keine Unverträglichkeit hat. Außerdem hat die echte Milch auch nicht zwangsläufig mehr Kalorien als die Alternativen. Und wie mit allem kommt es auch hier auf die Menge an. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung geht derzeit davon aus, dass ein gemäßigter Konsum von Milchprodukten keine gesundheitlichen Nachteile mit sich bringt. Insgesamt ein Glas pro Tag sei demnach völlig unbedenklich. (kko)

Dieser Artikel erschien in einer ersten Version bereits im März 2022 und wurde danach überarbeitet.