Kann den jetzt jeder tanken?
Mit Frittenfett das Auto tanken! Grüner Dieselkraftstoff aus der Zapfsäule

KlimaDiesel 90 heißt der Kraftstoff, von dem am Mittwoch alle reden. Er besteht sozusagen aus Frittierfett und pflanzlichen Rest- und Abfallstoffen. Riecht die Tankfüllung 2.0 jetzt also immer nach Pommes?
Gleiche Reichweite und Qualität wie klassischer Diesel

„Uns ist es wichtig, klar zu machen, dass auch Tankstellen dazu beitragen können, den Verkehr klimafreundlich und klimaneutral zu machen,“ sagt Axel Niesing, Geschäftsführer der Tankstellenkette Willer in Kiel. Wer den KlimaDiesel 90 tanken will, muss sich registrieren. Das habe weniger technische Hintergründe, erklärt der Geschäftsführer. Es sei eine Auflage des Gesetzgebers. Denn noch darf der Kraftstoff in Deutschland nur an einen geschlossenen Benutzerkreis verkauft werden. Das soll sich aber bald ändern.
Bis es soweit ist, gebe es an der Tankstelle Willer in Kiel Flyer, mit denen könnten sich die Kunden eine Club-Karte erstellen. Vor dem Tanken müsse diese an der Tankstellenkasse vorgezeigt werden. Erst dann werde die Zapfsäule mit KlimaDiesel 90 aktiviert, erklärt Niesing. Neben der Anmeldung sollten Autofahrer außerdem prüfen, welche Autohersteller den Kraftstoff für ihre Fahrzeuge freigegeben haben. Ansonsten könnten Gewährleistungsansprüche der Kunden verfallen.
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KlimaDiesel 90 bis zu 25 Cent teurer
Neben KlimaDiesel 90 gibt es außerdem KlimaDiesel 25. „Es hat den großen Vorteil, dass das jedermann tanken kann,“ sagt Niesing. KlimaDiesel 25 ist eine Mischung aus herkömmlichen Diesel und dem neuen Kraftstoff. Die Zahl hinter den Kraftstoffnamen gibt bei den beiden Sorten an, wie viel Prozent CO2 eingespart werden.
Neben der Tankstelle in Kiel gibt es in Deutschland bisher wenige Anbieter, darunter eine im niedersächsischen Hoya, weitere in Nordrhein-Westfalen. Das wirkt sich auch auf den Preis aus. Der Klima Diesel sei derzeit bis zu 25 Cent teurer als herkömmlicher Diesel. Niesing erwartet, dass sich das mit der Marktzulassung des Kraftstoffs ändere. Noch falle auf die neuen Diesel nämlich die volle Mineralölsteuer an – obwohl gar kein Mineralöl im Klima Kraftstoff enthalten ist.
90 Prozent weniger neues CO2
Alle Verbrennermotoren lassen sich klimafreundlich mit dem neuen Kraftstoff betreiben. In Skandinavien und anderen europäischen Ländern sind sogenannte HVO-Diesel (Hydro Vegetable Oil-Diesel) bereits zugelassen und auch in Deutschland sollen sie bald frei auf dem Markt verfügbar sein. Der Kraftstoff besteht zu hundert Prozent aus biologischen Abfallstoffen wie zum Beispiel gebrauchtem Frittenfett, ist also rein pflanzlich und frei von Erd- und Palmöl.
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Zwar wird auch der Klima Diesel im Motor verbrannt um für Antrieb zu sorgen, es entstehe dabei aber kein neues CO2, erklärt Axel Niesing, Geschäftsführender Gesellschafter von Anton Willer. Der Grund: Während Pflanzen wachsen binden sie CO2 aus der Luft und hält ihn. Wird der pflanzliche Kraftstoff verbrannt, werde dies zwar wieder freigesetzt, es entsteht aber kein zusätzliches CO2 wie es bei herkömmlichem Diesel der Fall wäre.