Kommt Wolle bald nur noch auf den Müll? Schäfer müssen Wolle lassen! Das gnadenlose Minusgeschäft mit dem Kuschelstoff

von Malte Hahs, Charlott Struck und Lorenz Bille

Wird norddeutsche Schafswolle zum Abfallprodukt?
Früher haben die Schäfereien im Land mal Geld mit der Wolle verdient. Mittlerweile ist das aber zum Verlustgeschäft geworden. Kaum einer will die norddeutsche Wolle haben. Warum vor allem Kunstfasern und Wolle aus Übersee zur großen Konkurrenz werden, verraten wir im Video.
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Die Arbeit eines Schäfers ist momentan ein Minusgeschäft

Christan Paulsen ist Schäfer. Er besitzt rund 200 Tiere. Doch die Wolle, die die Schafe bei Eiseskälte an der Nordseeküste wärmt, bringt schon längt kein Geld mehr. Pro Kilo geschorener Wolle verdient der Berufsschäfer gerade einmal 20 Cent. Die Schur eines Schafes kostet allerdings das Vielfache. Ein Problem für den Berufsschäfer: „Dann hast du einen Erlös von 0,90€ gerade mal und hast Schurkosten von 3€. Das ist ein Minusgeschäft. Also, wir zahlen noch obendrauf und sie müssen einmal im Jahr geschoren werden.“

Die dicke Wolle ist etwas kratzig, deswegen auch nicht so beliebt. Neben Kunstfasern machen feinere Wollarten aus Übersee der norddeutschen Schafswolle immer mehr Konkurrenz. Während Corona kam der Handel, unter anderem nach China, durch den Lockdown ganz zum Erliegen.

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Kleines Unternehmen verarbeitet regionale Wolle

In Deutschland stirbt die Industrie rund um die heimische Wolle langsam aus. Trotzdem will Heinz-Jürgen Gerdes aus der friesischen Wollweberei in Zetel es wagen: Er verarbeitet seit zwei Jahren gemeinsam mit 15 Mitarbeitenden regionale Wolle, kombiniert mit feiner Wolle, zu Decken. Die haben einen stolzen Preis von 230 Euro. Da steckt aber auch Arbeit hinter: „Wir wissen immer, wo die Wolle herkommt, über den gesamten Arbeitsprozess bis zum fertigen Produkt. Und alles wird hier unter einem Dach gemacht. Allerdings suchen wir natürlich auch bei der norddeutschen Wolle die feinste Wolle.“

Die Schäfer in Norddeutschland hoffen, dass sie die Lage in den nächsten Jahren erholt und die Wolle nicht gänzlich zum Abfallprodukt wird.

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