„Er wollte helfen und hat das mit dem Leben bezahlt“
Messerangriff in Würzburg: Musste 28-Jähriger sterben, weil er Mädchen schützen wolle?
30 weitere Videos
von Michaela Johannsen und Ulrich Vonstein
Starb „Ling-Ling“, weil er anderen helfen wollte?
Der 28-Jährige wurde bei einem Streit in Würzburg erstochen, zwei andere Männer wurden schwer verletzt. Sie waren mit dem Täter in Streit geraten. Angeblich hatte der 22-jährige Tatverdächtige zuvor zwei Mädchen belästigt, Ling-Ling habe ihnen helfen wollen. Unsere Reporterin Michaela Johannsen erfährt, dass der mutmaßliche Täter als Krawallmacher gilt.
Würzburg: Trauer und Entsetzen nach Messerangriff vor Club „Studio"
Am Abend versammeln sich viele Menschen am Tatort. Es sind Freunde und Bekannte von Alex R., der sich selbst immer nur Ling-Ling nannte und von allen so genannt wurde. Friedlich sei er gewesen, immer gut gelaunt. „Er wollte helfen und hat das mit dem Leben bezahlt“, so der Tenor vieler Gespräche, die Reporterin Johannsen vor Ort führte.
Lesen Sie auch: Toter und Schwerverletzte nach Messerangriff in Würzburg
Die Menschen trauern, viele weinen, legen Blumen nieder. Eine Kiste Cola steht da, weil Ling-Ling nie Alkohol getrunken haben soll. Immer wieder stoßen die Trauernden auf den Getöteten an. Immer wieder berichten Trauernde, was für ein guter Mensch Ling-Ling gewesen sei. Er habe seine Zivilcourage mit seinem Leben bezahlt, finden viele.
Türsteher: Täter dafür bekannt, „dass er Stress macht“
Ling-Ling und andere Gäste wollen offenbar am frühen Sonntagmorgen Mädchen helfen, die von dem Tatverdächtigen belästigt worden sein sollen. Die Disko hat zu diesem Zeitpunkt schon geschlossen. Zwei junge Frauen erzählen unserer Reporterin, der Spanier habe auch sie in der kurz vor der Tat belästigt.
Lesen Sie auch: Hammerattacke in Würzburg Stefan S. wollte Studentin (25) töten und vergewaltigen
Türsteher Max (Name auf seinen Wunsch geändert) berichtet, dass er und ein Kollege den Tatverdächtigen wenige Stunden vor den fatalen Ereignissen an der Tür abgewiesen haben. Er sei „aufmüpfig“ gewesen, sein Verhalten habe ihnen nicht gepasst. Der 22-Jährige sei dafür bekannt gewesen, „dass er Stress macht“, sagen sie.
Empfehlungen unserer Partner
Plötzlich zieht der Täter ein Messer und sticht zu
Auf dem Nachhauseweg bemerkt Max wenige Meter vom Club entfernt, wie der mutmaßliche Täter einige Mädchen belästigt. Er sagt zum ihm, „geh’ jetzt, jetzt ist Feierabend“, erzählt er. Weil er dachte, dass der 22-Jährige das akzeptiert, geht er weiter.
Lesen Sie auch: Totes Kind aus der Donau: „Es muss jemand geben, der den Jungen kennt“
Kurz danach habe der Mann jedoch auf ein anderes Mädchen eingeschlagen, sie zu Boden gezerrt. Sie ruft um Hilfe, mehrere Männer eilen herbei. Darunter beide Türsteher und Ling-Ling. Plötzlich habe der mutmaßliche Killer ein Messer gezogen und auf Ling-Ling und zwei andere eingestochen. „Das ging sekundenschnell“, sagt Max.
„Er hat eine wahnsinnige Freude ausgestrahlt, immer gute Laune“
Einer der Verletzten soll ein Bekannter des 22-Jährigen sein, der noch versucht haben will, ihn von dem Mädchen wegzuziehen. Drei Männer erleiden schwere Schnitt- und Stichverletzungen und werden in ein Krankenhaus gebracht. Ling-Ling ist so schwer verletzt, dass er kurz darauf stirbt.
Lesen Sie auch: Lebenslang für Messerstecher von Illerkirchberg
Max kennt Ling-Ling seit über zehn Jahren. „Er war Stammgast, war immer ein angesehener Gast, hat eine wahnsinnige Freude ausgestrahlt, immer gute Laune. Er hat keinen Tropfen Alkohol getrunken, seit ich ihn kenne. Jeder in Würzburger kennt ihn, nur positiv. Er war immer der erste Gast, der gekommen ist, der letzte der gegangen ist. Er hat nur getanzt. Jeder hat sich gefreut, ihn zu sehen.“