Ansturm auf spanische Nordafrika-ExklaveMann klettert über Grenzzaun in Melilla: EU-Beamte knüppeln ihn nieder

Ein Mann klettert über den sechs Meter hohen Grenzzaun, der Marokko von der spanischen Nordafrika-Exklave Melilla trennt. Auf der europäischen Seite warten bereits mehrere Grenzbeamte auf ihn. Noch bevor er den Boden betritt, schlagen sie – zum Teil mit Stöcken – auf ihn ein. Der Vorfall wurde in einem Video festgehalten und wirft ein fragwürdiges Licht auf die europäische Flüchtlingspolitik, denn er ist kein Einzelfall. Gerade in Melilla ist es zuletzt häufig zu ähnlichen Ereignissen gekommen.

"Extreme Gewalt": Migranten stürmen spanische Nordafrika-Exklave Melilla

03.03.2022, Spanien, Melilla: Migranten gehen auf einem Weg entlang, nachdem sie sie die Zäune zwischen der spanischen autonomen Stadt Melilla in Nordafrika und Marokko überquert haben. Nach Angaben der Beamten in Melilla haben mehrere Hundert Migranten die Zäune überquert, die Melilla von Marokko trennen. Foto: Javier Bernardo/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Migranten gehen auf einem Weg entlang, nachdem sie sie die Zäune zwischen der spanischen autonomen Stadt Melilla in Nordafrika und Marokko überquert haben (3. März 2022).
aju nwi, dpa, Javier Bernardo

Die genauen Hintergründe des jüngsten Vorfalls sind noch nicht bekannt. Unklar ist auch, wer das Video, das derzeit im Netz kursiert, aufgenommen hat. Dass es in Melilla aber in der Vergangenheit immer wieder zu Gewalt – auf beiden Seiten – gekommen ist, gilt als hinreichend belegt.

Erst vor wenigen Tagen ereigneten sich zwei der größten Migranten-Anstürme der vergangenen Jahre. Innerhalb von 24 Stunden gelangten mehr als 800 Menschen ins Gebiet der EU. Insgesamt hätten rund 3.700 Menschen von Marokko aus versucht, die sechs Meter hohen Grenzzäune zu überwinden, teilte die Regierung in Madrid mit. Trotz des heftigen Widerstandes der Grenzbeamten hätten dies 841 Menschen unter Anwendung „extremer Gewalt“ geschafft.

Flüchtlinge treffen in Melilla auf Grenzbeamte: Gewalt auf beiden Seiten

Regierungssprecherin Isabel Rodríguez sprach von einer „Krise größeren Ausmaßes, die es in Melilla so bisher nicht gegeben hatte“ sowie von einer „besorgniserregenden Lage“. Insgesamt 43 Beamte der spanischen Polizeieinheit Guardia Civil wurden nach amtlichen Angaben bei den beiden Aktionen, die jeweils frühmorgens stattfanden, zum Teil schwer verletzt. Sie würden in Melilla im Krankenhaus behandelt, hieß es.

Die Migranten „haben extreme Gewalt ausgeübt, Steine geworfen und Metall-Haken und Stöcke gegen die Sicherheitskräfte eingesetzt“, teilte die Vertretung des spanischen Innenministeriums in Melilla mit. Auch mehrere Migranten wurden nach Medienberichten verletzt.

Ministerpräsident Pedro Sánchez wolle das Thema mit den europäischen Partnern erörtern. „Wir sind ja die Südgrenze Europas“, sagte Rodríguez. Sánchez schrieb derweil auf Twitter, er habe mit Melillas Regierungschef Eduardo de Castro gesprochen, „um ihm die volle Unterstützung und Solidarität der spanischen Regierung zuzusichern“.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Exklaven Ceuta und Melilla: EU als letzte Hoffnung

02.03.2022, Spanien, Melilla: Migranten ruhen sich in einem Auffanglager aus, nachdem sie die Zäune zwischen der spanischen autonomen Stadt Melilla in Nordafrika und Marokko überquert haben. Nach Angaben der Beamten in Melilla haben mindestens 500 Migranten die Zäune überquert, die Melilla von Marokko trennen. Foto: Javier Bernardo/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Migranten ruhen sich in einem Auffanglager aus, nachdem sie die Zäune zwischen der spanischen autonomen Stadt Melilla in Nordafrika und Marokko überquert haben (2. März 2022)
PW vco, dpa, Javier Bernardo

Obwohl Marokko 1956 die Unabhängigkeit von Frankreich und Spanien erlangte, hat Spanien dort weiterhin zwei Exklaven: Ceuta an der Meerenge von Gibraltar und das 250 Kilometer weiter östlich gelegene Melilla. Beide werden von Rabat beansprucht.

In der Nähe beider Gebiete harren Zehntausende Afrikaner vorwiegend aus Ländern südlich der Sahara auf eine Gelegenheit, in die EU zu kommen. Meistens versuchen mehrere Hundert Menschen auf einmal, die Grenzbeamten zu überraschen und über die Grenze zu kommen. (sbl)