Ekel-Klos und keine FensterBewohner kritisieren menschenunwürdige Bedingungen in Notunterkunft

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Was ursprünglich als Notunterkunft für wenige Monate gedacht war, ist für über 250 Geflüchtete bereits seit über einem Jahr ihr festes Zuhause.
RTL Nord
von Luisa Wiewgorra, Nils Fischer-Stahl und Lena Sofie Schenk

„Es ist richtig schlimm.”
Über 500 Flüchtlinge nennen eine Ersteinrichtungshilfe in Hamburg-Harburg ihr Zuhause, teilweise seit über zwei Jahren! Doch die Zustände sind katastrophal: Keine Privatsphäre und dreckige Toiletten sind der Alltag.

So kann es nicht weitergehen

Überall ist es laut. Es gibt keine frische Luft und kein natürliches Sonnenlicht, weil nirgends Fenster sind. So beschreibt Alaa K. sein derzeitiges Zuhause, die Flüchtlingsunterkunft in der Schlachthofstraße in Hamburg-Harburg. Er ist einer von mehr als 500 Geflüchteten, die aktuell in der Unterkunft leben. Seit über zehn Monaten wohnt er in der Einrichtung: „Dieses Camp sollte geschlossen werden. Es ist gegen die Menschenrechte”, berichtet Alaa im RTL-Interview.

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Kein Licht von draußen: Nur die Lampen an der Decke beleuchten die große Halle.
RTL Nord

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Fünf bis sieben Personen sollen sich hier ein 12-Bett-Abteil teilen. Nach oben sind die Abteile offen, es gibt nur das Licht der Halle. Zu den Badezimmern, die draußen aufgebaut sind, müssen die Bewohner etwa 200 Meter laufen. Viele davon sind defekt und schmutzig: „Es gibt keine Privatsphäre, Besucher sind nicht erlaubt”, erzählt Alaa RTL.

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Dreckige Toiletten: Für Alaa und seine Mitbewohner in der Unterkunft normal.
RTL Nord

Flüchtlinge protestieren gegen Bedingungen

Mehr als 250 Menschen leben seit über einem Jahr laut ihren Aussagen in dieser Unterkunft, einige sogar seit über zwei Jahren. Sie alle halten es hier nicht mehr aus, sagen sie. Im Oktober beginnen die Bewohner deshalb gemeinsam mit Unterstützern auf die Straße zu gehen, wollen auf ihre Situation aufmerksam machen. Mit Erfolg! An einigen Stellen, wie den Sanitäranlagen und der Belegungsgröße, hat der Träger Fördern & Wohnen bereits nachgebessert.

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Für Manfred Ossenbeck vom Hamburger Bündnis der Flüchtlingsinitiativen zeigt sich hier trotzdem ein trauriges Bild: „Das Schlimmste ist, dass erst diese Proteste Änderungen hervorgerufen haben und das nicht automatisch Sanitäranlagen verbessert wurden oder Familien in andere Unterkünfte verlegt wurden.” Aber für ihn als auch die Geflüchteten ist klar: eine Notunterkunft ist besser als gar keine. Nur eine dauerhafte Lösung sollte das nicht sein.

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Hoffnung auf bessere Zustände

Trotzdem verbringen Flüchtlinge laut Ossenbeck 13 bis 14 Monate in einer Erstaufnahmeeinrichtung: „Das liegt an dem verstopften System und das es nicht genug Folgeunterkünfte gibt.” Das sieht auch Fördern & Wohnen so. Laut dem Träger sei die Einrichtung in der Schlachthofstraße unentbehrlich, wie es in einem schriftlichen Statement gegenüber RTL heißt: „Es gibt nicht genügend verfügbare Plätze, um alle Bewohner und Bewohnerinnen andernorts unterzubringen.”

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Trotzdem sei Fördern & Wohnen bemüht die Verweildauer der Geflüchteten am Standort möglichst kurz zu halten. Das ist auch Alaas großer Wunsch - auch, um sich endlich in die Gesellschaft integrieren zu können. Bis er seine geplante Ausbildung macht, will er weiter mit Unterstützern demonstrieren, auch heute (18. Dezember). Um für eine bessere Zukunft aller Bewohner und Bewohnerinnen in der Schlachthofstraße zu kämpfen.

Verwendete Quellen: Eigene RTL-Recherche